Hatte das Wort "Türke" einmal eine andere Bedeutung?

5 Antworten

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Im 18. und 19. Jahrhundert, also nach dem Sieg über die Türken bei Wien, war "türkisch" hierzulande gleichbedeutend mit "fremdartig, morgenländisch", aber keineswegs abwertend, sondern mit der Assoziation von "bunt, exotisch". Daher auch der "Türkische Marsch" von Mozart, der mit der Türkei absolut nichts zu tun hat.


Parsifal271 
Beitragsersteller
 18.03.2012, 14:06

Vielen Dank an alle Beteiligten; einige gute Antworten, und auch diejenigen, die hier gegenseitige Beleidugungen angeführt haben, haben sich daran beteiligt, die Frage nach der Wortbedeutung abzurunden. Wenn's ginge, würde ich den Stern zwischen dieser Antwort hier und denen von LeonBelmont und osmond aufteilen.

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Hi, Türke ist eine Bezeichnung eines Angehörigen der Türkei, des osmanischen Reiches, der Turkvölker. Türken sind den Europäern seit den Kreuzzügen, so etwa ab 1100 bekannt. Dann nach dem Fall von Konstantinopel 1453. Wien 1529. Der Türke wurde als ernste Gefahr für das Christentum und politisch für das Reich gefürchtet. Wegen seines Islams, gleichzeitig als Nichtchrist etwas verachtet, andrerseits wegen seiner Glaubensfreiheit im osmanischen Reich als beispielhaft gesehen. Türke war auch ein Schimpfwort (Fluch) für einen Zerstörer: Kruzitürk - Schwerenot. Es wurde lange noch wegen Errettung aus Türkennot die Glocke geläutet. Wenn etwas getürkt ist, ist es gefälscht: das kommt vom schachspielenden Türkenautomaten - Schachtürken um 1769 (in dem ein schachspielender Zwerg saß). Gruß Osmond

Das Wort ''Türke'' gibt es geschichtlich nachzuweisen seit dem 14.yh v.Chr. also seit über 3400 Jahren. damals hiess das wort Tik oder die Tiken und auch bei den Chinesen im Zeitraumm zwischen 2000 und 1000 v.Chr. aber die genaue beschreibung des Wortens ''Türke'' gibt es bei den schriften des Byzantinums im 6.yh n. Chr. Als erstes kam das Wort als Staatsnamen mit Atatürk bei der Gründung der türkischen Republik 1923.


Parsifal271 
Beitragsersteller
 16.03.2012, 15:16

1923 war das, genau. Mir war so, aber ich wollte es nicht nochmal extra nachsehen ;-)

Ich weiß auch, daß man von Turkvölkern spricht; daß der Begriff so alt war, hätte ich nicht gedacht. Aber dann gibt's ja objektiv auch keinen Grund, darauf zu beharren, daß die Angehörigen des Osmanischen Reiches vor 1923 keine Türken gewesen seien... (bzw. sich nicht so genannt hätten)

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PeVau  16.03.2012, 15:24
@Parsifal271

Du musst aber auch bedenken, dass Angehörige des osmanischen Reiches auch Griechen, Slawen, Albaner, Rumänen, Araber, Tataren usw. waren. Diese als Türken zu bezeichnen, nur weil sie mal zum Osmanischen Reich gehörten, geht dann wohl doch zu weit.

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Parsifal271 
Beitragsersteller
 16.03.2012, 16:54
@PeVau

Ja klar, das ist völlig richtig. Mir ging es schon um die Hauptnation. Und der jungen Dame seinerzeit mit ihrem Einwurf auch.

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Türken sind eine Untergruppe der Turkvölker. Ursprünglich in Mittelasien beheimatete Nomaden. Nach dem 11. Jahrhundert unter anderem Nach Anatolien eingewandert.

Der erste Staat mit "Türk" im Namen war das Reich der Kök-Türk oder Gök-Türk (= Himmelstürke) im 6. Jahrhundert und danach; belegt u. a. durch eine Runenschrift. - Der Himmel war bei den alten Turkvölkern der höchste Gott (Kök Tengri), und blau die heilige Farbe.

Die Gründer des Osmanischen Reichs waren ein Stamm der Oghusen, ebenfalls ein Turkvolk. Osman hieß der Stammesführer, der den Staat im Jahr 1299 gegründet hat. Das heißt, eine Ethnie "Osmanen" hat nie existiert.

Der Osmanen-Staat entwickelte sich nach und nach zu einem Vielvölkerstaat. Die herrschende Kaste distanzierte sich mehr und mehr vom Fußvolk, den Türken. Persische und byzantinische Traditionen bestimmten zunehmend die Staatsführung; das Arabische wurde im Rechtswesen (Scharia) und neben dem Persischen in der Literatur wichtig. Auf diese Weise entstand "Osmanisch", eine Mischsprache aus Türkisch, Persisch und Arabisch. Das Volk hat aber nicht "osmanisch" gesprochen, sondern, je nach Volkszugehörigkeit, Türkisch, Arabisch, Kurdisch, Griechisch, Albanisch, usw. usf.

Damit die herrschende Elite ("Osmanen") sich von ihrem Ursprung unterscheiden konnte, wurden die Türken als dumme Bauern angesehen. Im Vielvölkerstaat "Osmanisches Reich" war Türkentum eher störend (zumal diese an vielen Bauernaufständen beteiligt waren).

Die Aufwertung der türkischen Identität kam erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und gipfelte in der Gründung der "Republik Türkei" im Anschluss an den Niedergang des osmanischen Reichs.

Soweit zur Bedeutung des Worts "Türke" - mehr oder weniger objektiv.

Etwas anders verhält sich, wie benachbarte Völker die Türken wahrnehmen und bezeichnen. In der Expansionsphase des Osmanischen Reichs zogen leichte türkische Reiterverbände durch Süd- und Osteuropa bis nach Kärnten und in die Ukraine. Sie waren Renner und Brenner - wofür sollte die dortige Bevölkerung die Türken halten außer für Teufel und Mordbuben? Von diesem Bild war natürlich auch Luther nicht frei. Denn die Visitenkarte, die die Türken an den Grenzregionen abgaben, war weder Kunst noch Wissenschaft, sondern Raub und Mord. (Übrigens auch auf See).

Viele Völker im Osmanischen Reich hingegen wussten, dass die Herrschaften Türken waren, auch wenn diese ihre Volkszugehörigkeit verleugnen wollten. In der Kleidung des Osmanen erkennt z. B. der Grieche den Türken.

Häufig wird ein Nachbarvolk mit dem Namen belegt, den die Gruppe trägt, zu der die engsten Kontakte bestehen. So sind die Deutschen in der Französischen Sprache "Alemannen", für Thailänder sind alle Ausländer "farang", für die Araber war Anatolien "Römerland", in Südamerika werden alle Araber "Türken" genannt usw. -- Was hinter den Grenzen sich tummelt, muss man eben nicht so genau kennen.

Redewendungen wie "Schachtürke" "Einen Türken bauen" usw. gehen auf Anekdoten oder Legenden zurück, die irgendwie mit einem Türken zu tun haben (sollen), und sind für die Wortbedeutung an sich ohne Belang.

Bei uns in Griechenland ist das Wort die schlimmste Beleidigung, die es gibt :-)


Otweter  16.03.2012, 15:09

In Armenien auch!

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LeonBelmont  16.03.2012, 15:27
@evilili

Schlimm schlimm schlimm für euch beide...

ich kenne mehrere personen die das gegenteil meinen.

Habt Ihr soviel Angst vor dem Wort ''Türke'' dass Ihr gleich mit beleidigungen anfängt.

Wenn jemand nicht Intelligent genug ist oder keinen guten Wortschatz beherrscht von der Sprache und dazu auch uneduziert ist , ist es die einfachste ausweichsmöglichkeit zu fluchen oder beleidigen wie zum beispiel bei den uneduzierten Amerikanern wo fast jeder Satz mit Fluchwörtern anfängt.

Somit gilt das gleiche auch für euch.

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Otweter  16.03.2012, 15:39
@LeonBelmont

Lieber LeonBelmont,

wenn du mal gelernt haben wirst, zu unterscheiden, was eine Beleidigung ist und was eine Feststellung darüber ist, was wo als Beleidigung gilt, kannst du gerne auch Informationen bekommen, warum das so ist. Diese Informationen stellen natürlich lediglich eine Erklärung und keine Rechtfertigung dar.

Ich unterstelle dir, dass du trotz deines wenig durchdachten Kommentars intelligent genug bist, den Unterschied zwischen Erklärung und Rechtfertigung zu verstehen.

Noch einTipp:

Anderen die Intelligenz abzusprechen, nur weil man sie nicht verstanden hat, kann auch ein Rohrkrepierer sein und den Verdacht erwecken, man sei selbst "uneduziert".

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evilili  16.03.2012, 16:03
@LeonBelmont

Leute wie dich,die sich für super intelligent halten,und zum Beweis mit völlig unangebrachten Fremdwörtern um sich werfen,können wir in Griechenland auch nicht leiden.HAHA!!!!

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Freakk2011  16.03.2012, 19:31
@evilili

Lustig --> In der Türkei ist Grieche oder Armäne die schlimmste beleidigung

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tiwo666  16.03.2012, 20:19
@evilili

sɹǝssɐɟɹǝʌ sǝp zuǝƃıllǝʇuı ɹnz sıuʇläɥɹǝʌ uǝlɐuoıʇɹodoɹd ʇɹɥǝʞǝƃɯn ɯı ʇɥǝʇs ɹǝpuɐuıǝɹǝʇuıɥ uǝɥɔıǝzzʇɐs uǝɹǝɹɥǝɯ uoʌ ƃunpuǝʍɹǝʌ ǝıp

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Bilo1325  17.04.2021, 15:33

Bei uns in der Türkei sind die Wörter "yunan tohumu" und "ermeni tohumu" auch eines der schlimmsten beleidigungen die man jemanden sagen kann..

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