Hat der Bankmitarbeiter richtig gehandelt?
Hallo zusammen.
Neulich war ich in einer Postfiliale mit Postbankservice um mir Briefmarken zu besorgen.
Eine relativ betagte Frau (schätze 80 Jahre alt) mit Rollator war vor mir dran, ging an den Schalter und wollte 35.000 € in Bar abheben.
Sie sagte, es sei dringend und dass das Geld ihrem Enkel gehöre und sie es unbedingt heute in Bar benötigt.
Der Mitarbeiter hat der Frau erklärt, dass sie maximal 10.000€ abheben kann und größere Beträge vorher anmelden muss, oder sie kann in eine richtige Filiale der Postbank.
Normalerweise mische ich mich nicht in die Angelegenheiten anderer ein, weil ich denke, ab einem bestimmten Alter ist jeder in der Lage, seine Entscheidungen selbst zu treffen und ob sie gut oder schlecht sind, kann ich nicht beurteilen, denn ich kenne die Entscheidungsgründe nicht - ausser ich werde gefragt.
Diesmal konnte ich mich nicht zurückhalten und habe laut geäußert "Na hoffentlich stimmt das, was die Dame erzählt. In letzter Zeit liest man sehr viel über Trickbetrug mit älteren Menschen"
Es war nicht meine Absicht, den Mitarbeiter zu kritisieren, sondern ich habe eher "laut gedacht"
Der Mitarbeiter hat meine Aussage gehört und mich einen kurzen Augenblick angesehen, aber garnicht darauf reagiert.
Als ich wieder zu Hause war, ging mir diese Situation nochmal durch den Kopf und ich hätte mir gewünscht, dass der Mitarbeiter zumindest noch einmal genauer nachgehackt hätte
Eure Meinung?
7 Stimmen
5 Antworten
Warum hast du selber die Dame denn nicht angesprochen? Ich finde nicht der Mitarbeiter hätte das ansprechen sollen, sondern du. Wenn es dich sowieso schon beschäftigt hat.
Das nächste Mal machst du es. Jetzt ist es so gelaufen und du kannst es nicht ändern. Mach dir nicht zu viel Gedanken.
Du hast Recht, das riecht geradezu nach dem Enkeltrick - aber es ist immer eine Grenze, die man als Bankmitarbeiter da überschreitet - und das macht man tendenziell eher bei solchen Kunden, die man gut kennt und einschätzen kann, ob solche Geschichten stimmen können.
Die Kundin ist sicherlich trotz Ihrer 80 Jahre nicht entmündigt, der Bankmitarbeiter kennt die Frau eventuell gar nicht, es kann ja sein, dass alles korrekt ist und dann stehst Du unter Umständen direkt im Feuer, wenn Du die Auszahlung verweigerst. Muss man sich schon gut überlegen. Zumindest hat er Hürden aufgebaut und so vielleicht Schaden minimiert - oder auch nicht, wenn in der Hauptstelle dann ausgezahlt wurde.
Ja, der Bankmitarbeiter hätte auch nach Deinem Einwurf nachfragen können, aber mehr auch nicht. Gruss
Dumme Frage vielleicht... aber bei wem steht man denn dann im Feuer?
Also man könnte das ja elegant formulieren...
Wenn die Dame schon erklärt, es sei für Ihren Enkel, dann ist sie wohl tendenziell nicht abgeneigt auch ganz kurz über ihren Enkel zu sprechen
Die Frage hier ist, wie lange du mit deinem Kommentar gewartet hast.
Mag sein, dass das zu ihren regelmäßigen Kontoumsätzen gehört, was der Banker im PC sieht und daher nicht ungewöhnlich findet. Gibt Menschen die heben regelmäßig hohe Beträge ab und ja, müssen trotzdem auch immer wieder an die Grenzen erinnert werden.
Vielleicht hätte der Mitarbeiter das von sich aus auch noch angesprochen, aber du bist ihm zuvor gekommen.
Würde der das direkt zu Beginn sagen, würden sich viele Kunden bevormundet fühlen und sich beim Vorgesetzten beschweren, gerade Renter machen das sehr gerne. Daher wird oft erstmal alles drum rum geklärt und dann vorsichtig angefragt, ob sie sicher ein, dass es wirklich der Enkel war der sich gemeldet hat. Beispielsweise in dem man im Gespräch fragt wann der Enkel denn zu letzt da war und dann überrascht reagiert, wenn das länger her war ob der Enkel sowas etwas per Telefon fordere. Dann fragen dazu, was der Enkel damit vor hat usw., um zu prüfen ob das nach Enkeltrick klingt oder nicht.
Kommt im Gespräch schon raus, dass der Enkel persönlich da war und das z.B. benötigt weil Haus gekauft und Oma sich beteiligen möchte, ist der Enkeltrick vom Tisch und dann geht es eher darum beispielsweise anzubieten das doch lieber zu überweisen, da sicherer als Bargeld.
Aber wie gesagt, dass muss man vorsichtig machen, damit man nicht in 3 Sekunden einen wütenden Kunden vor sich stehen hat, der meint man würde ihn nicht ernst nehmen oder für so dumm halten, darauf reinzufallen.
Gerade der letzte Nachsatz ist wichtig, denn eine Freundin von mir durfte sich genau das von einer Kundin anhören als sie diese warnte, die keine Woche später ganz kleinlaut zur Bank kam und zugab, dass sie tatsächlich auf den Trick reingefallen sei. Aber blöß nicht auf die böse, junge überhebliche Bankerin hären wollen, sie wisse doch wie ihr Enkel am Telefon klinge. Daraufhin haben sie und ihre Kollegen ein paar Tipps bekommen, wie sie eleganter damit umgehen sollen, denn bockige Kunden hören erst recht nicht mehr ordentlich zu bei Warnungen.
Wie viele Sekunden später mein Kommentar kam, weiss ich nicht mehr...
Jedenfalls wäre genügend Zeit gewesen, die regelmäßigen Umsätze der Dame gecheckt zu haben, ob es vielleicht ganz normal bei ihr ist, dass sie solche Beträge abhebt.
Spricht aber echt dagegen, dass sie an eine Grenze erinnert werden muss und ehrlich gesagt würde ich als Enkel meine Oma nicht mit so einer Summe in Bar rumlaufen lassen
Der Mitarbeiter hat nicht richtig reagiert und du auch nicht. Du hättest mit der Frau sprechen müssen und ihr sagen müssen, dass sie vermutlich einem Betrüger auf den Leim gegangen ist und dass sie die Polizei bitten soll, bei der Geldübergabe dabei zu sein.
Du hast absolut richtig gehandelt!
Chapeau für Deine Zivilcourage.
Stimmt. Das hätte ich machen können....