Hannah Arendt und Thomas Hobbes

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Rein historisch machen Hobbes und Hannah Arendt vergleichbare Erfahrungen zur Möglichkeit von Brutalität und Gewalt durch Menschen. Hobbes erlebt die extrem gewaltgeprägte Zeit der englischen, französischen und deutschen "Glaubenskriege" mit Willkür und Denunziation, dem Kontrast zwischen hohem christlichem Anspruch und den Niederungen von Gewalt, in der sich die niedersten Gefühle austoben. Hannah Arendt erlebt die Niederungen des Nationalsozialismus, den "Verrat" vieler Intelektueller am "Projekt der Aufklärung" nur um ihres kleinen persönlichen Vorteilskalküls willen. Beide sind eigentlich gespalten. Hobbes favorisiert in seinem Leviathan eine straffe, auf Übereinstimmung aller Bürger ruhenden Staat, ahnt aber, dass der dann neue Moloch auch wieder aus dem Ruder zu laufen droht (wie nicht lange danach die französische Revolution). Hannah Arendt wünscht einen Staat mit "politisch aufgeklärten, aktiven Bürgern", die ihre Freiheit nicht für geringfügige Annehmlichkeiten zu "verkaufen" bereit sind, ahnt aber, dass die kommenden überdimensionalen Staatsgebilde in der Anpassung und nicht in der Bürgerfreiheit enden mit der Gefahr neuer diktatorischer Elemente. Somit sind beide Staatstheorien ohne Wert und wenn man sich die aktuelle politische Entwicklung ansieht, erkennt man keinen Ausweg aus dem Chaos von "gut gewollt" und "schlecht gemacht". Was hilft alle schöne Theorie, wenn entscheidungsrelevante Ämter mehr nach Parteibuch und kaum nach Kompetenz vergeben werden. Doch Bürgern, die zu 80% nicht wissen, was eine Aktie ist und wie Banken funktionieren, fällt das nur auf, wenn sie plötzlich für eine Baumbepflanzung der Straße vor ihren baumbepflanzten Vorgärten zahlen sollen. Als Test kannst Du eine Umfrage unter Altersgenossen machen, was sie über den Zusammenhang der Eurorettung und ihrer Rente wissen.


potatoits  06.01.2021, 00:53

Ich kenne das Begriff Denunziation nicht.

Meinen Sie damit das Anzeigen?

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PrinzessinSnow 
Beitragsersteller
 13.06.2014, 17:47

Danke! Sehr kritisch geschrieben, aber du hast schon Recht! Mir ist schon aufgefallen, dass nicht nur bei Jugendlichen viel an Allgemeinwissen fehlt, sondern auch bei Erwachsenen, da sie unbekümmert leben, ohne sich Gedanken über Politik, Wirtschaft, etc. zu machen. Jedoch kann man das nicht verallgemeinern, da es ebenso Menschen (junge als auch alte) gibt, die sich sehr wohl damit auskennen!

  • Snowy
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Hallo. Bei Hannah Arendt hat sich die psychische Belastung in Gewalt ausgewirkt.Bei Thomas Hobbes entsteht die psychische Belastung durch Kommunikation und Argumentation.Mit dem Unterschied das Thomas Hobbes sich unter Kontrolle hat. Gruß Ralf