Handyanruf kündigt sich vorher durch Brummen in den Boxenlautsprechern an. Warum?

7 Antworten

Ist das Handy im "Stand By", also am System angemeldet, wird es regelmäßig vom System gefragt, ob es denn noch da ist oder abgeschaltet wurde bzw. der Akku leer ist und ausgegangen ist. Auch wird festgestellt ob das Handy in eine andere Zelle (anderer Mast zuständig) bewegt wurde. Jedes mal sendet das Handy eine kurze Bestätigung, sozusagen "bin noch da", aus und das mit voller Leistung weil das Handy nicht weiß, wie weit es vom Mast weg ist.

Kommt ein Anruf rein, so fragt das System zuallererst ob das Handy noch da ist. Antwortet es, wird gemessen wie stark das Signal am Mast reinkommt. Dazu wird etwas länger als "bin noch da" gesendet. Dann sagt der Handymast dem Handy wie stark es ist und es wird in ein paar Versuchen die Sendeleistung des Handys runtergestellt so dass das Signal am Mast noch stark genug reinkommt, das Handy aber nicht unnötig viel Strom zum Senden verbraucht um die Akkulaufzeit zu optimieren. Dann erst klingelt das Handy und man kann den Anruf entgegennehmen.

Die Störungen sind bevor das Handy klingelt besonders stark, weil das Handy mit voller Leistung sendet und dann erst mit so wenig Energie wie nötig arbeitet.

Warum ein Handy besonders stark stört liegt daran, dass es digital arbeitet und so viel Digitaldaten wie möglich über die begrenzte Bandbreite der Übertragungsfrequenz sendet. Dazu wird nicht nur Amplituden und Frequenzmodulation genutzt, sondern gleichzeitig auch eine Phasenmodulation. Dadurch hat man sozusagen drei Übertragungskanäle auf der selben Frequenz, nämlich Amplitude, Frequenz und Phase.

Zudem teilen sich viele Handys die selbe Frequenz im Zeitschlitzverfahren. Die spielen also "Ringel, Ringel, Reihe", wobei die Handys abwechselnd stark in der Zeit komprimierte Audiodaten aussenden. Im System werden diese zusammen gestauchten Pakete wieder gestreckt und die Sendepausen der eigenen Übertragung gefüllt.

Schaltet man einen Sender schnell ein und aus und ändert die Phasenlage, so entstehen sogenannte Oberwellen. Das sind vielfache der Sendefrequenz die mit schwacher Leistung mit ausgesendet werden. Durch Frequenzmischung entstehen auch niedrigere Frequenzen. Zwar sind diese Funkstörungen sehr schwach, aber im Nahbereich (wenige Meter) stark genug um Geräte zu beeinflussen. Das liegt daran, dass man es im Nahbereich mit Millionen verschiedener Frequenzen zu tun hat und einige davon passen dann zufällig so dass ein Gerät diese Frequenz absorbiert und es zu Störungen in den Signalen dieses Gerätes kommt.

Im Fernbereich (ca. >10m) sind diese Störungen viel zu Schwach um noch irgendwas ausrichten zu können, selbst wenn ein Gerät extrem empfindlich ist.

Im Absoluten Nahbereich (<0,1m) sind die Störungen so stark, dass es fast keinen Weg gibt, ein Gerät dagegen zu schützen. Legt man ein Handy auf ein Audio- oder Videogerät, so sind Funktionsstörungen absolut unvermeidlich.


user2492 
Beitragsersteller
 04.04.2010, 12:31

Danke, für diese klasse Antwort. Das Handy liegt 30 cm von der Box entfernt. Jetzt frage ich mich natürlich, weshalb die "kurze Bestätigung, sozusagen "bin noch da", nicht angepeilt werden kann. ;-) Dann könnte ich meinen IMSI CASHER demnächst im Schrank lassen.

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Commodore64  07.04.2010, 20:56
@user2492

Zum Anpeilen muss man "triangulieren". Dabei muss die Richtung aus der das Signal kommt von zwei Standorten gemessen werden und da wo sich die Richtungen kreuzen, da befindet sich der Sender.

Beim Handy kann der Mast nur eine ganz ungefähre Richtung erfassen. Also nur die ganz grobe Himmelsrichtung. Sobald aber die Sendeleistung des Handys verändert wird, kann der Mast die Richtung schon genauer feststellen und auch die Entfernung grob abschätzen. Um richtig anpeilen zu können, müssen weitere Masten in Reichweite sein, die machen weitere Messungen um den Standort ziemlich genau zu bestimmen. Das kann vom Provider (und Polizei) jederzeit ausgelöst werden, auch wenn nicht telefoniert wird.

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es stört durch die hohe Leistung beim Verbindungsaufbau, macht sich manchmal auch durch Streifen eines daneben stehenden Bildschirms bemerkbar.
Zu Beginn eines Verbindungsaufbaues liegt (bei GSM-Handys, D oder E-Netz) unabhängig von der Netzsituation kurzzeitig immer die volle Sendeleistung an.

dgerdi  03.04.2010, 16:39

Super. Danke sehr, das hat mich auch immer schon interessiert. DH.

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user2492 
Beitragsersteller
 03.04.2010, 16:47

Streifen in meinem Bildschirm habe ich aus anderen Gründen. Das Handy ist immer weit weg.Da ich einen Nachbarn habe, der politisch verfolgt wurde ist schon vor Jahren eine Überwachungsteil in die KLingelschaltung eingebaut worden. Das ist so ein schwarzes Funkteil, ohne jede Bezeichnung drauf. Die Firma, die es eingebaut hat, hab ich dabei beobachtet.

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Aufgrund der Sende/Empfangsfrequenz. Das wird sich aber auch nicht so schnell ändern, außer die Hersteller und Anbieter stellen die nächsten Jahre die Frequenzbereiche um.


Das Handy sendet schon, bevor es klingelt. Es sendet auch schon mal zwischendurch, um die Einbuchung zur Basistation zu überprüfen.

Sowas nennt sich eine Störbeeinflussung des Radios, es ist keine Störung des Radios, denn das Funksignal wir ja vom Handy benötigt. In Fachkreisen sagt man auch Kreuzmodulation dazu.

Das Brummen hört man aber nur im Frequenzbereich von 900 MHz, den D-Netz. Bei E-Netz (1800 MHz) und UMTS (2000 MHz) hört man die Netzverbindungen der Handys nicht.


AmazonFirePhone  22.06.2016, 04:12

ganz sicher? wieso hört man die anderen nicht

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