Hallo habt ihr Erfahrungen mit pflege gemacht?

5 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Altenpflegeheime waren in meiner Jugend gemeinnützige Einrichtungen, welche vom Staat, Stadt oder Kirche geleitet wurden. Damals war ich in so einer Einrichtung als Zivildienstleistender tätig. Auch damals gab es schon sehr viel Arbeit. Die Bezahlung wurde damals erstmals den Anforderungen angepasst und erhöht. Damals konnten gemeinnützige Einrichtungen nicht pleite gehen, denn bei Minus zahlte der Staat.

Der Vorteil waren angemessene Preise für die Bewohner, bei einer angemessenen Bezahlung für das Personal. Behörden wollten Geld sparen und die bedingungslose Subvention von gemeinnützigen Einrichtungen fiel weg.

Das wurde zu einer Milchmädchenrechnung: Viele Einrichtungen wurden Insulvent, gerade wenn sie ehrlich ihre Zahlen offen legten. Es wurde fusioniert und die Einrichtungen wurden immer größer. Die Preise für Bewohner stiegen unaufhaltsam bei gleichzeitig sinkenden Löhnen und sinkenden Mitarbeiterzahlen. Die Arbeitsbedingungen hatten sich extrem verschlechtert und neues schlecht ausgebildetes Personal wurde eingestellt. Die Pflegequalität ist gesunken, dafür die Bürokratie extrem gestiegen.

Durch Corona kamen diese Missstände ans Tageslicht. Die vielen extra Verordnungen konnten einfach mit den wenigen Personal nicht umgesetzt werden und viele Pflegekräfte sprangen ab.

Damals bekam ich einen Burnout. Natürlich steckte ich mich auch mit Corona an. Ob meine immer noch vorhandenen extremen Konzentrationsprobleme noch Nachfolgen vom Burnout oder von Corona sind, weiß ich nicht. Das Arbeitspensum ist für mich mit 64 Jahren kaum zu bewältigen. Die immer neuen Erlasse, was alles an bürokratischen Aufwand zusätzlich geleistet werden muss, erst recht nicht.

Der Nettoverdienst wurde nach gut 20 Jahren endlich wieder erheblich aufgestockt. Davor hat es jedoch über 20 Jahre keine reale Lohnerhöhung gegeben. Nun bekommen wir neue Pflegekräfte, welche dank des extremen Pflegemangels mit beiden Augen zu drücken, die Prüfungen geschafft haben (Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich gibt es auch junge Pflegekräfte mit viel Wissen), welche bei Kritik sich krank melden und dann über Tage immer wieder aus fallen.

In meiner fast 30jährigen Arbeit im Pflegeheim hatten wir vor Corona nie einen Dekubitus, welcher in unserer Einrichtung entstanden ist. Jetzt passiert dieses leider immer wieder. Es nützt eben nichts, dass bei jeden Bewohner ein Lagerungsplan liegt der nach Vorschrift täglich mit 2-3 stündlichen Lagerungen plus Unterschrift ausgefüllt wird. Auch ist es schon vereinzelt zur Dehydration gekommen, ein Getränkeprotokoll, wo die theoretisch gegebene Flüssigkeit mit eingetragen wird, hilft eben nur der Papierindustrie, nicht jedoch den Bewohner.

Die Gläubigkeit alles schriftlich fixieren und regeln zu können ist fatal. Wenn die Umsetzung aus Mangel an Arbeitskräften bzw. an qualifizierten Arbeitskräften fehlt, die wirklich auch wissen, was wichtig und nötig ist, kann die Situation nicht gebessert werden. Weniger Bürokratie ohne gleichzeitigen Abbau an Pflegepersonal könnte einiges verbessern. Bürofachkräfte sind teures Fachpersonal. Die verdienen oft mehr als Pflegekräfte. Meines Erachtens einer der Gründe, warum Pflegeplätze so extrem teuer geworden sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wären die Erkrankungen nicht alle dazu gekommen, würde ich dort arbeiten, allerdings muss man schon ziemlich achtsam sein, gibt auch einiges an schwarzen Schafen, egal ob direkt im Heim oder in der mobilen.


Ja, habe ich. Leider negative Erfahrungen !

Meine Mutter war bettlägerig im Altenheim und wurde wund an einer Ferse, was scheinbar niemand bemerkte.
Plötzlich bemerkte man es dann, hoppla, da schaut ja die Archillessehne heraus !
Dann wurde das operiert, und sie sollte dann einige Wochen später nochmal daran operiert werden weil es sich dann nach einigen Wochen entzündete.
Sie kam dann ins Krankenhaus und ich bekam abends einen Anruf vom Chefarzt:
"Ihre Mutter wird morgen nicht operiert, wir haben sie auf die Intensivstation verlegt, die hat so schlechte Blutwerte, das geht ja gar nicht!!
Dazu hat sie Nierenversagen, und die kam in einem Zustand hier an..... die war ja völlig dehydriert!!"
Man versuchte es noch mit einer leichten Dialyse, aber es brachte nichts.
Sie starb wenige Tage später an einer Sepsis.

Tja, was macht man da ? Melden ? Anzeige? Wie sieht es da mit der Beweislast aus ? Oder hätte das Krankenhaus da etwas unternehmen müssen ?
Bei einer 86 jährigen Patientin ? Wen trifft es dann ? Den kleinen Pfleger wahrscheinlich, welcher da mit wenig Lohn und viel Personalmangel arbeitet ?
Wir haben nichts unternommen, weil es irgendwie auch eine Erlösung für sie war.

Nur: Ganz edel war das Ganze sicher nicht.


vetranooo  25.03.2024, 21:13

Ich denke viele werden wieder daheim sterben, weil es in DE überhaupt nicht genug Heimplätze gibt. Die Boomer gehen in den Ruhestand und bekommen auch mehr oder weniger zu gleiche Zeit die Altersleiden.

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Ich habe vor über 20 Jahren für ein paar Wochen ein Praktikum in einem Altenheim gemacht.

Ja aber eher wenig. Habe mal in einem Altenheim am Empfang gearbeitet.