Hätte es unzähligen Juden im Dritten Reich das Leben gerettet, wenn es den Reichsführer-SS Heinrich Himmler nicht gegeben hätte?
Weil die Endlösung ohne den eiskalt-zielstrebigen Henrich Himmler niemals so perfekt durchorganisiert gewesen wäre ohne die bedinungslos Hitler-treue SS?
4 Antworten
Eine bis zum Ende des Dritten Reich gängige Verfahrensweise war es dem Führer entgegenzuarbeiten. Hitler selbst brauchte in vielen Fällen keine konkreten Befehle zu geben die eine Radikalisierung der einzelnen Maßnahmen verursachte. Menschen wie Goebbels, Himmler und Goering nutzen bereits kleinste Andeutungen des Führers um daraus die Ausarbeitung zu veranlassen und ihm ein zugeschnittenes Konzept zur Problemlösung vorzulegen. Wozu Unterschriften des Führers, er brauchte das Zugetragene nur noch Abnicken, so auch beim Holocaust. Wäre Himmler nicht gewesen hätte diese Aufgabe sehr wahrscheinlich, aber das ist tatsächlich reine Spekulation, ein anderer williger Fanatiker, wie z.B. Reinhard Heydrich übernommen.
Heydrich war aber kein Fanatiker, sondern eiskalter Karrierist. Das wäre genau das Problem gewesen: Karrieristen und Beamtenseelen mit Kadaverhehorsam gab es viele, aber kaum niemand mit ideologischer Triebfeder der Richtung und Umfang der "Endlösung" vorgegeben hätte.
Zudem wurde Heydrich ja von Himmler direkt angestellt, ohne Himmler hätte es ihn also gar nicht iin seinem Amt gegeben. Er bewarb sich aufgrund eines Mißverständnisses auf den Posten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Heydrich
Der Empfehlung lag die fehlerhafte Bewertung, dass Heydrich aus seiner Marinezeit über nachrichtendienstliche Erfahrungen verfüge, zugrunde.
Aus dem Zusammentreffen wurde der Beginn eines engen Arbeitsverhältnisses. Heydrich skizzierte im Nachherein seine Vorstellungen vom Aufbau eines Nachrichtendienstes. Himmler war beeindruckt und beauftragte ihn mit dem Aufbau der Organisation, die später den Namen „Sicherheitsdienst“ (SD) erhielt.
Allerdings räumte Himmler später intern ein, dass die Heranziehung Heydrichs ursprünglich auf dem genannten „Irrtum“ basierte: Das, was heute als Fernmeldetruppe bezeichnet wird, wurde seit 1917 als Nachrichtentruppe bezeichnet, und Heydrich war als „technischer Nachrichtenoffizier“ tatsächlich zum Funkoffizier ausgebildet worden.
Mit nachrichtendienstlicher Tätigkeit im Sinne von geheimdienstlicher Aktivität hatte er jedoch nichts zu tun gehabt.[21] Gleichwohl wusste er offenbar Himmler – der von Geheimdienstarbeit auch nichts verstand – zu überzeugen.
Es gab auch ohne die SS genug WILLIGE Täter. Das ging bis in die normale Bürgerschaft. Due Denunzianten waren eher selten Parteimitglieder.
Und sehr viele "kleine Leute" fanden überhaupt nichts verwerfliches dabei, sich den Hausrat der Juden, für ein paar Mark anzueignen. Auch die " frei werdenden" Wohnungen fanden reißenden Absatz.
Das bedeutet aber nicht dass irgendeiner von denen es geschafft hätte die Organisation der Endlösung zu stemmen
Das ist eine gute Frage.
Hätte jemand anders es an seiner Stelle gemacht?
Das Attentat auf Heydrich, das war der unter Himmler und über Eichmann, hat leider nichts genutzt. Statt ihm kam Kaltenbrunner, und das Morden ging unvermindert weiter.
Punkto Holocaust hat es niemandem das Leben gerettet.
Ich finde auch, dass es um Heydrich nicht schade war.
Aber Heydrich galt als einer der rabiatesten Mörder an Juden und anderen Völkern... und doch ist es auch ohne ihn unvermindert weiter gegangen, bzw. fing es nach seinem Tod erst richtig an... die "Aktion Reinhart" (das waren die Mordfabriken Treblinka, Sobibor und Belcez) wurde ja postum nach Heydrich benannt.
Das ist natürlich reine Spekulation.
Aber ich würde davon ausgehen, dass es - so oder so - genügend Kaltenbrunner und Eichmanns gegeben hätte. Willige und fähige Organisatoren und Vollstrecker...
Es hätte noch so viele Kaltenbrunners und Eichmanns geben können, keiner von denen hätte die SS von einer kleinen Leibstandarte Hitler zu einer so mächtigen, umfassenden Terror-Organisation gemacht wie Heinrich Himmler.
Die Rolle der Errichtung, Bewachung, Betrieb der Lager wäre vermutlich der weniger zuverlässigen SA zugekommen
Das sehe ich nicht so. Das Attentat auf Heydrich zeigte vor allem eins, nämlich dass die Nazi-Schergen, egal wo sie auch waren, nicht unverwundbar waren.