Habt ihr katzen trotz katzenallergie?

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Hallo 50122

ich habe selbst, zum Glück, keine Katzenallergie, kann deine Frage aber durch Erfahrung aus über 40 Jahren Katzenhaltung und 14 Jahren Tierschutz beantworten und Info dazu geben.

Eine Katzenallergie hat NIE etwas mit dem Fell zu tun ! Das ist ein Mythos der sich echt hartnäckig hält. Und es ist in der Tat so, das nicht jeder der an einer Tierallergie leidet, auf alle befellten Tierarten gleich reagieren ! Katzenallergie ist übrigens die häufigste Tierallergie, gefolgt von Hundeallergie als zweithäufigste. Denn die dafür verantwortlichen Allergene ähneln sich in ihrer Grundstruktur. Wer eine Katzenallergie hat, reagiert zu 95% auch auf Hunde und umgedreht.

Mittlerweile kennt man in der Forschung über 20 Tierallergene. Doch davon ist das am häufigsten vorkommende bei Katzen, das Hauptallergen Fel d. Die Allergene bestehen aus einem Protein, also ein Eiweiß. Das was am aller häufigsten Allergie Auslösend ist, ist Feld d 1. Man findet es wirklich bei ALLEN Katzenarten, sogar bei Löwen, Tigern oder Pumas. Bei Hunden nennt man es übrigens Can f 1 !

Der Speichel der Katze, so wie der Urin und das Sekret der Hautdrüsen (Tränen-, Talg und Analdrüsen) enthalten dieses Protein. Ob man also Allergisch reagiert, hängt von der Produktion des Protein Fel d 1 ab, das Katzen unabhängig von Alter, Rasse und Geschlecht, in verschiedenen Mengen, abgeben und sich dann als Fel d 2, Fel d 3 und so weiter Kategorisiert. Noch bis zwei Jahre nach Entfernen einer Katze aus dem Haus, sind Allergene nachweisbar.

Der Mythos der Hypoallergenen Katze, ist ein Ammenmärchen !

Es gibt zwar Rassen, die als weniger Allergie erzeugende Rassen bezeichnet werden, aber eine Garantie, das diese Katzen keine Allergiesymptome auslösen, gibt es nicht.

Rassen wie z.B. Balinesen, Javanesen, Orientalische Kurzhaarkatze, Rex-Arten wie German-Rex oder Selkirk Rex, Sibirische und einige andere Langhaarkatzen gelten als Allergie freundliche Arten.

Es kann also trotzdem dazu kommen, das tendenziell weniger Allergie auslösende Rassen, durchaus heftigen Reaktionen bei Allergikern hervorrufen. Es kommt eben einzig und allein, wirklich auf die Produktion des Protein Fel d 1 an.

Katze und Allergiker sollten sich vorher aufeinander testen. Zum Beispiel vorher mehrfach den Züchter besuchen um zu sehen, wie die Reaktion auf den Katzenspeichel ausfällt. Es gibt auch die Möglichkeit, per Speicheltest, den Anteil des allergenen Protein bestimmen zu lassen. Dazu bitte den TA kontaktieren.

Ansonsten gilt ganz klar: Sobald sich Symptome, gleich welcher Art, bemerkbar machen, bitte vom Kauf absehen. Die eigene Gesundheit geht nun mal vor !

Symptome:

- Jucken, brennen, Rötungen oder Anschwellen der Augen

- laufende oder verstopfte Nase

- Hustenreiz

- starke Hustenanfälle

- kratzen im Hals

- Niesen

- Hautreaktionen (Nesselsucht, Rötung der Haut, juckende Quaddeln)

- im Extremfall auch Atemnot oder auch Asthmaanfälle, bis hin zum anaphylaktischen Schock

Diagnose und Therapie:

Eine wirkliche Therapie gibt es leider nicht. Es gibt gegen die verschiedenen Symptome Medikamente, die sogenannten Antihistaminika. Dazu bitte einen Allergologen aufsuchen und Testen, so wie beraten lassen.

Haut-Pick-Test: Es werden Kästchen auf die Haut gezeichnet und 15-20 Allergene (z.B. Haselnuss, Weizen, Tierallergene...) je in ein Kästchen geträufelt und mit der Prick-Nadel in die Haut gebracht. Kommen die Allergene mit den Mastzellen (Abwehrzellen des Körpers) in berührung und man ist Allergisch, werden Botenstoffe gesendet und eine Allergische Reaktion ausgelöst. Reaktion: Hat schwillt an, nässt, es bilden sich Quaddeln.

RAST-Test (Radio-Allergo-Sorbent-Test): eine Alternative zum Prick-Test. Hier wird über eine Blutprobe die Antikörper gegen bestimmte Allergene ermittelt.

Epikutan-Test: Hiermit kann man die Spätreaktion einer Allergie testen. Es wird ein Pflaster mit Allergene auf die Haut geklebt und nach 48 Stunden wieder entfernt, um die Allergische Reaktion zu beurteilen.

Oder man kann sich Hyposensibilisieren lassen.

Allerdings ist das auch keine heilende Lösung. Denn eine Allergie läßt sich nicht heilen, laut dem Facharzt für Lungenheilkunde Dr. Norbert Mülleneisen, Leverkusen, der dazu etwas veröffentlicht hat. Das Ziel einer Hyposensibilisierung, auch Desensibilisierung genannt, ist es, die Empfindlichkeit des Allergens herab zu setzten. Eine Behandlung dauert 36 Monate. Danach fällt die allergische Reaktion harmloser aus.

Die Kosten muss man hier oft selbst tragen, da die Kassen mit dem Argument kommen, das man Tieren ausweichen kann. In den meisten Fällen muss die Katze also leider abgegeben bzw. der Kontakt zu Katzen vermieden werden. Aber du kannst ja mal bei deiner Krankenkasse nach fragen, wie das mit den Kosten ausschaut.

Neuer Impfstoff gegen Katzenallergie ?

Ein Forscherteam um Prof. Dr. Martin Bachmann der Universität Bern und ein Forscherteam um Professor Dr. med. Thomas Kündig vom Universitätsspital Zürich haben einen neuartigen Impfstoff entwickelt. Die Studie, in english, kann man hier einlesen: https://www.jacionline.org/article/S0091-6749(19)30349-5/fulltext

Tierschützer gehen allerdings hart gegen diese Forscher vor und sorgen für Probleme bei der Zulassung, denn den Impfstoff gibt es bereits seit einigen Jahren. „HypocatTM“ sollte 2022 auf den Markt kommen, aber daran glauben die Forscher derzeit nicht wirklich. Der Impfstoff befindet sich also, nach wie vor, noch in der Test- und Zulassungsphase. Ein weiteres Problem ist es, das die Zulassung auch seit Jahren dahingegen in der Warteschleife hängt, da jene Behörden, die Arzneimittel für Menschen verwalten (EMA, FDA human) sich für den Katzenallergie-Impfstoff nicht zuständig fühlen. Und jene Behörden die für Tiere zuständig sind (EMA veterinär, FDA animal) haben aber die Auflage, das ein Tier von dem Arzneimittel profitieren muss.

Zudem bleiben auch Fragen offen, wie z.B. ob diese Impfung dem Wohl des Tieres schadet. So erklären Prof. Dr. Jörg Kleine-Tebber, Sprecher der deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie in Berlin (DGAKI): "Der Nutzen für die Katze ist extrem schwer nachzuweisen. Außerdem ist noch nicht erforscht, wofür die Allergene im Organismus der Katze gut sind, ob sie der Katze nach einer Impfung fehlen, von daher betrachten wir das Ganze mit Skepsis. Trotz aller Seriosität der Schweizer Forschergruppe ist für die DGAKI fraglich, ob der Impfstoff jemals eine Zulassung bekommen wird.“!

Bild zum Beitrag

Alles Gute

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Tierschutz/Pflegestelle & habe seit über 40 Jahren Katzen
 - (Allergie, Tiermedizin, Tierschutz)

NoLies  15.09.2024, 20:56

10/10 Antwort. Pudel(-mischlinge) werden ja immer wieder als angeblich „hypoallergen“ verkauft von Vermehrern. Die einzige Rasse auf die ich so richtig reagiere sind aber Pudel. Soviel also dazu…

Bald soll es ja eine Impfung geben, mal sehen.

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NaniW  15.09.2024, 21:39
@NoLies

das mit der "bald gibts eine Impfung" kussiert seit Jahren. Steht auch am Schluss dazu was in dem Beitrag. Das ist eine Geschichte aus dem Paulaner Garten !

Alles Gute

LG

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50122 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 20:40

Danke für die lange ausgiebige Antwort

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Ich habe eine katzenhaarallergie und trotzdem zwei stubentiger. Allerdings kam die Allergie erst nachdem ich unsere Omi hatte. durch sie ist das überhaupt erst aufgefallen dass ich auf sie reagiere.

Dadurch dass ich allerdings nur mit verstopfter Nase und leichten Kopfschmerzen reagiere darf ich nur nicht im selben Raum schlafen die sich die zwei aufhalten. Heißt schlafen auf der Couch ist nicht außer ich möchte halt am nächsten Tag komplett verrotzt und mir Kopfschmerzen aufstehen. Das ist doch mit einer der Gründe warum beide Katzen nicht ins Schlafzimmer dürfen.

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hauptsächlich wahrscheinlich davon, wie viele Allergene die Katze produziert und verteilt und davon, wie stark ausgeprägt die Allergie ist.

Ich liebe Katzen und habe lange mit der Katze meiner Freundin zusammen gelebt. Ohne Probleme. Leider ist die Katz irgendwann (altersbedingt) gestorben. Einige Monate später haben wir ein junges Geschwisterpaar adoptiert und damit fingen die Probleme für mich an.

Ich habe innerhalb von 6 Monaten eine starke Allergie entwickelt. Trotz Gegenmassnahmen (Allergie-Medikamente, Verhaltensanpassungen etc.) habe ich Asthma bekommen. Da musste ich die Reissleine ziehen und mir eine eigene Wohnung suchen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ich hatte früher Katzen, nach2 Jahren entwickelte ich eine schwere Allergie. Habe sie dennoch behalten, aber mit massiven Einschränkungen.

Katzenallergie kann man mit Desensibilisierung behandeln, oft bis zum kompletten Verschwinden aller Symptome. Ich hatte das als Teenager, hat geklappt.


50122 
Beitragsersteller
 15.09.2024, 20:43

Dankeschön

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