Habe ich mir meine berufliche Zukunft kaputt gemacht?
Ich bin 23 Jahre alt und am Ende meiner Kräfte. War in jungen Jahren Hauptschülerin und habe mich bis zum Abitur des Gymnasiums hochgearbeitet. Daraufhin lernte ich meinen Freund kennen und zog mit ihm in eine Stadt, weit weg von meinem Geburtsort. Habe dann in der neuen Stadt mit 19 eine Ausbildung in der Bank angefangen.
Leider war ich so gestresst durch die Ausbildung (sie hat mir nicht gefallen) und durch die plötzliche Verantwortung in eigener Wohnung samt Haushalt und allem was dazugehört. Ich wurde schwer depressiv und konnte nichts mehr essen. Dadurch wog ich am Ende 35 kg und musste in eine Klinik gehen. Die Ausbildung habe ich dann abgebrochen. Habe zwar mein gesundes Gewicht wieder, aber bin seit ende der Klinik jetzt im Verkauf tätig und extrem unglücklich.
Habe versucht mich für neue Ausbildungsplätze zu bewerben, leider will mich keiner mit 23 haben. Und das obwohl ich gute Referenzen besitze. Habe versucht eine Stelle im Büro ohne eine Ausbildung zu bekommen, aber dafür bin ich anscheinend nicht gut genug. Habe ich mir meine Zukunft versaut? Was kann ich jetzt noch tun? Die Agentur für Arbeit schlägt mir leider nur Jobs vor, die viel schlimmer sind als meine jetzige Anstellung. Ich stecke fest und weiß nicht weiter. Habt ihr irgendwelche Ideen?
10 Antworten
Zum Alter: Ich hatte vor zwei Jahren einen Umschüler, der war 50! Und der war top, der beste Mitarbeiter, den ich je hatte.
(Hat jahrelang als Kellner gearbeitet und musste dann wegen Wirbelsäulenproblemen aufhören, hat sich dann zum Buchhalter hochgearbeitet.)
Gute Buchhalter übrigens, wenn das für Dich in Frage kommt, die werden gesucht wie Klopapier im letzten Frühjahr.
Habe versucht mich für neue Ausbildungsplätze zu bewerben, leider will mich keiner mit 23 haben.
Also dass es am Alter liegt wage ich zu bezweifeln. Was u.a. daran liegt, dass ich mich selbst mit 22 Anfang diesen Jahres für ein duales Studium beworben habe und mir beide für mich in Frage kommenden Optionen zugesagt haben.
Was EHER das Problem ist ist, dass das deine Erstausbildung wäre und dass du einfach eine Lücke im Lebenslauf hast, die du halt eben erklären musst. Und psychische Probleme sind halt nichts, was perfekt ankommt, doch weglassen nach dem Motto 'da bin ich nach dem Abi ein bisschen gereist' kannst du es auch schlecht.
Dementsprechend würde ich dir raten offen zu sein.
So bescheuert es klingt, doch da kann man im Endeffekt nicht besonders viel beschönigen denke ich, schlicht wegen dem langen Zeitraum. Du KANNST natürlich Lügen erzählen vom Pflegebedürftigen Elternteil oder sowas, doch damit wäre ich vorsichtig.
Außerdem wichtig ist natürlich, dass du dich nicht auf alles bewirbst, was dir vor die Flinte läuft, sondern wirklich schaust woran du Interesse hast. Sei wählerisch... die Sache ist nämlich, dass du, wenn du dich nur für einen 'meh-Job' bewirbst ganz anders rangehst, als wenn das dein Traumjob ist und du wirklich BOCK hast da zu arbeiten. Wenn du gute Referenzen hast, dann bring die mit rein. Auch deine Ausbildung in der Bank kann dir helfen. Ggf. hat dir dort das meiste nicht gefallen, aber EINE Sache, ein klitzekleiner Aspekt war toll für dich und DARAUF möchtest du jetzt eben aufbauen (so hab ichs gemacht).
Habe versucht eine Stelle im Büro ohne eine Ausbildung zu bekommen, aber dafür bin ich anscheinend nicht gut genug.
Das hat glaube ich nichts mit gut genug oder nicht gut genug zu tun, sondern eher mit der Konkurrenz. Da kommen dann eben Leute, die durchaus einen Abschluss haben und in solchen Fällen tendiert man als Arbeitgeber vermutlich eher zu der Person mit dem Abschluss, wenn die sich beim Probearbeiten oder so ggf. einigermaßen okay schlägt.
Habe ich mir meine Zukunft versaut?
Nein, hast du nicht. Vor allem weil du AKTIV nichts gemacht hast. Der Job war mies, der wurde dir zu viel, du warst überfordert und dann die psychische Krise. Das ist nicht schön und nicht ideal, aber dafür kannst du nichts!
Was kann ich jetzt noch tun?
Wenn du ein Abitur hast, dann wäre Studieren ja auch eine Option. Das ist in der Regel unproblematisch und dann liegt der Fokus auch eher auf der Note aus dem Studium, als auf dem was zuvor passiert ist. Dann kommt ggf. noch eine Frage zu der Lücke, doch da kommst du ggf. noch etwas besser drüber weg, wenn du 3 Jahre Studium danach vorweisen kannst die soweit gut gelaufen sind.
Ansonsten hat die Agentur für Arbeit auch immer Maßnahmen wo dir geholfen wird dich auf dem ersten Arbeitsmarkt zurechtzufinden, mit Bewerbungstraining etc. und wo Leute dir dann auch tatsächlich helfen an Praktika zu kommen, aus denen sich dann natürlich auch was ergeben kann. Allgemein sind Praktika immer eine gute Sache, weil die Leute dann von dir schonmal einen Eindruck gewinnen, du keine Lücken im Lebenslauf hast und ggf. später wenn du dich dort auf eine Ausbildung bewirbst jemand denkt 'ach, die kennen wir ja. Die hat damals gute Arbeit geleistet.'
Ich danke dir ganz herzlich für deine liebe und offene Meinung über meine Lage. Ich werde einfach weiter versuchen eine gute Ausbildung zu ergattern. Meine „Lücke“ im Lebenslauf habe ich bisher immer erklärt, dass es für mich keinen Sinn gemacht hätte eine Ausbildung (in der Bank) zu beenden, wenn der Beruf mir nicht gefällt. Warum ich dann im Verkauf gelandet bin erkläre ich oft, dass ich natürlich nach Abbruch der Ausbildung Geld gebraucht hatte und eben bis zur neuen Ausbildung nicht zuhause rumsitzen wollte. Doof ist es dann nur warum ich jetzt volle 2 Jahre im Verkauf festsitze. Aber ich habe halt leider nichts gefunden in der zeit. Beziehungsweise habe noch überlegt zwecks Studium und welchen Beruf ich jetzt einschlagen soll. Meine Chancen verschlechtern sich zunehmend , mit jeder Zeit die bis dahin verstreicht.
Bitte die Agentur für Arbeit um eine Qualifizierungsmaßnahme um eine Tätigkeit im Büro ausüben zu können. Also eine Weiterbildung oder wenn möglich sogar eine Umschulung. Auch wenn du keine abgeschlossene Ausbildung hast ist unter bestimmten Umständen eine Umschulung möglich.
Vielleicht eine berufliche massnahme machen wo du die Möglichkeit hast mehrere Praktika zu machen da wo du dann arbeiten willst?
Evtl wäre eine Umschulung oder Weiterbildung etwas für dich.
Ansonsten einfach Zähne zusammenbeißen und irgendwie weitermachen
Das wusste ich nicht. Wenn das gehen würde, wäre das viel einfacher für mich.