Habe ich mir dadurch meine berufliche Zukunft versaut?
Mit 16 habe ich meinen Hauptschulabschluss auf einer Berufsschule gemacht - ohne Englisch gehabt zu haben. Danach habe ich mich um einen Ausbildungsplatz zur Verkäuferin und zur Tierpflegerin beworben, aber ich wurde nie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich vermute, das es an dem seltsamen Abschluss lag, den ich gemacht habe (wir hatten nur Deutsch, Mathe, Sozialkunde, Philosophie und Technik). Meine Eltern und ich wussten nicht so recht, was wir tun sollten, und so gingen wir zur Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit. Dort steckte man mich jahrelang von einer berufsvorbereitenden Maßnahme in die nächste. Ich wusste auch nicht genau, was ich beruflich mal machen wollte, also ließ ich mich einfach leiten.
Mit 22 gingen mir endlich die Augen auf. Ich wusste auf einmal ganz klar, was ich wollte. Die mittlere Reife, eine Berufsausbildung zur tiermedizinischen Fachangestellten oder zur Rinderwirtin und das Abitur. In meiner Heimatstadt fand ich keine passende Schule, nur ein Wirtschaftsgymnasium. Also zog ich in eine andere Stadt und nun mache ich seit September diesen Jahres meine mittlere Reife an einer Volkshochschule. Ich habe hier auch einen neuen festen Freund gefunden, der mich etwas ablenkt, sodass meine Noten nicht die besten sind. Ich überlege, noch ein Jahr Schule für die zehnte dran zu hängen, um einen besseren Notendurchschnitt zu haben, aber wäre das so schlau in meinem Alter? Habe ich mir nicht schon genug versaut, was meine berufliche Zukunft angeht?
Ich schäme mich so für diese verschwendeten Jahre, in denen ich diese nutzlosen Maßnahmen machte. Sie stehen auch alle in meinem Lebenslauf. Werde ich somit überhaupt je zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen? Habe ich mir meine Zukunft kaputt gemacht durch diese berufsvorbereitenden Maßnahmen? Ich habe echt Angst, deswegen keine Lehrstelle zu bekommen, aber lügen will ich in meinen Lebenslauf auch nicht. Habe ich noch eine Chance, meine Wunschausbildung zu bekommen, wie seht ihr das?
Tamina (23 Jahre alt)
2 Antworten
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Hallo Tamina2000,
wofür schämst du dich?
Du hast einen Schulabschluss. Weil du dir schwer damit getan hast, damit einen Beruf zu finden und auch nicht so richtig wusstest, was du tun willst, hast du das einzig Richtige getan und dich an Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit gewandt. Die sind dafür zuständig dir bei der Berufsfindung zu helfen.
Leider hattest du Pech und hast einen schlechten Sachbearbeiter bekommen. Es geschieht oft, dass diese Menschen, die nicht ganz den auf dem Arbeitsmarkt geforderten Kriterien entsprechen, nicht wirklich helfen, sondern aus ihrer Statistik raus haben wollen. Es wird bereits als vermittelt bzw. Erfolg gewertet, wenn du an solchen berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnimmst. Ob diese sinnvoll sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Es ist also nicht deine Schuld, wenn diese Maßnahmen sinnlos waren und nicht den gewünschten Erfolg brachten.
Sieh es mal so - du hast nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern einen lückenlosen Lebenslauf. Den haben viele andere nicht.
Außerdem weißt du mittlerweile was dich beruflich interessiert und du gehst zielstrebig deinen Weg.
Was deinen Freund betrifft, weiß er doch wahrscheinlich, wie wichtig dir dieser Abschluss und zwar mit guten Noten ist, oder? Schließlich hängt deine weitere Zukunft davon ab. Wenn er ein guter Freund ist, sollte er dich dabei unterstützen und nicht ablenken. Die Schulzeit ist irgendwann zu Ende und dann hast du mehr Zeit. Außerdem will er doch sicherlich, dass du mit einem besseren Abschluss mehr Chancen hast eine Ausbildung in deinem Wunschberuf zu finden.
Die Betriebe, in denen du dich später bewirbst, werden die Maßnahmen des Arbeitsamtes nicht so schlimm sehen wie du. Du musstest sie machen und hast dies getan. Alles andere hätte zu Sanktionen geführt.
Ich hoffe, diese hilft dir weiter.
Gruß
Angelique1
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Mit 23 bist Du doch immer noch jung, und dass Du Dich bemühst, ist sicher nciht verkehrt, also würde ich nicht so pessimistisch sein :)