Berufliche Zukunft verbaut (2)?
Wenn ihr als erstes auf diese Frage stoßt und antworten möchtet, lest bitte zuerst meine erste Frage (um alles besser nachvollziehen zu können) und antwortet in dieser Frage. Danke.
Mit 21 zog ich dann in eine andere Stadt. Ich gehe mittlerweile zur Abendschule. Die Mittlere Reife werde ich voraussichtlich im Sommer 2021 in der Tasche haben.
Das alles ärgert mich. Ich kann damit nicht abschließen. Ich werde bald 24 und habe immer noch nichts geschafft. Ich habe soviele Jahre verschwendet. Ich hätte mit 18 schon zur Abendschule gehen sollen, statt mich weiterhin vom Jobcenter lenken zu lassen und diese sinnlosen BVB-Maßnahmen zu machen. Oder besser noch: Ich hätte in der sechsten Klasse richtig Gas geben sollen. Hätte ich das nur gewusst... Ich habe richtig Angst, mich mit diesem Lebenslauf nächstes Jahr für eine Ausbildung zu bewerben (das Abitur verschiebe ich aufgrund meines Alters nach hinten). In eine Förderschule eingeschult worden, dann 4 Jahre BVB-Maßnahmen und schließlich 3 Jahre, um die Mittlere Reife zu machen. Normalerweise macht man in 3 Jahren das Abitur. Dann bin ich auch noch Mitte 20. Wer lädt mich da ein? Kleine Info am Rande: Ich möchte entweder eine Ausbildung zur Tierwirtin, zur Tiermedizinischen Fachangestellten oder zur Zootierpflegerin machen.
Diesen Sommer würde ich auch gern Praktika machen, um meinem miesen Lebenslauf etwas positives zu verleihen und um Arbeitserfahrung zu sammeln, aber ich bin sehr schüchtern und fürchte mich davor, mit fremden Menschen zu sprechen. Ich kann mich dann auch nicht vernünftig artikulieren und schäme mich aufgrund meines Lebenslaufs, meines Alters und meiner fehlenden Arbeitserfahrung.
Ich würde die Zeit gern zurückdrehen und vieles anders und vorallem besser machen, um einen ordentlichen Lebenslauf zu haben. Es fällt mir schwer, positiv zu denken. Ich habe Angst vor der Zukunft und schäme mich für die Gegenwart und meine Vergangenheit.
Ich wollte zum bewerben um einen Ausbildungsplatz immer mindestens die Mittlere Reife haben, um bessere Chancen zu haben, machte aber nie den ersten Schritt, aus Angst, meine Eltern zu enttäuschen. Das Resultat: Mit fast 24 nur den Hauptschulabschluss erreicht und Eltern enttäuscht. So ziemlich jeder in meinem sozialen Umfeld geht aufs Gymnasium oder bewirbt sich mit 18 gerade um eine Ausbildung oder ist in meinem Alter und hat bereits die Berufsreife, die Mittlere Reife oder das Abitur und eine Berufsausbildung in der Tasche. Und ich sitze immer noch an meiner Mittleren Reife. Ich fühle mich wie ein Versager...
Was kann ich tun, um wieder positiv zu denken und mit Ehrgeiz vorwärts zu gehen? Wird dieser Lebenslauf und mein Alter meine berufliche Zukunft verbauen oder werde ich trotzdem eine Ausbildung finden? Ich möchte noch vieles erreichen in meinem Leben. Das Abitur machen, mich am studieren versuchen (Medizin) aber ich befürchte, das ich schon zu alt bin und die Zeit nicht mehr reicht...
3 Antworten
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Du musst aufhören in der Vergangenheit zu leben. Jeder hat gewisse Sachen, die er gerne anders gemacht hätte. Aber sich daran ewig noch nach Jahren zu stören bringt dich nicht weiter. Das merkst du ja schon selbst.
Schau auch nicht ewig weit in die Zukunft. Das bringt nichts. Die Zukunft läuft sowieso IMMER anders als man denkt.
Konzentriere dich auf das Jetzt und fang an dich für Praktika zu bewerben. Was kann denn schon passieren? Das schlimmste was passieren kann, ist das du nicht genommen wirst. Na und?
Konzentriere dich auf dich selbst. Es wird immer andere geben, die erfolgreicher sind als du. Wenn du dich immer an den anderen misst, zieht dich das nur runter und bringt dich nicht weiter.
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Ich denke, wenn wir die Zeit zurückdrehen könnten, würden sehr viele von uns an irgendeiner Stelle im Leben etwas anders machen. Und ich bin überzeugt, dass aus einigen von uns mehr hätte werden können, wenn wir im Kinder-/Jugendalter gezielter gefördert worden wären. All diese Gedanken bringen aber nichts. Bei dir und bei uns allen ist es so gelaufen, wie es gelaufen ist, und daran kann man nichts mehr ändern, egal wie sehr man sich ärgert.
Du hast jetzt aber statistisch gesehen noch mehr Zukunft vor dir als du Vergangenheit hinter dir hast, und an der Zukunft kannst du gewaltig mitwirken. In den vergangenen 10 Jahren wurdest du von den anderen überholt; und in den kommenden 10 Jahren kannst du wiederum die überholen. Denn im Leben geht es auch für die anderen nicht immer nur bergauf. Schicksalsschläge (und sei es zum Beispiel aktuell dieses verdammte Corona) können machen, dass Menschen arbeitslos oder krank oder auch anders bedingt unglücklich werden. Wenn du jetzt dein Abitur oder eine Ausbildung machst, und danach entweder arbeiten oder erst studieren und dann arbeiten gehst, kannst du in 10 Jahren in Lohn und Brot stehen, und die anderen, die du aktuell beneidest - tja, niemand weiß, was mit denen dann sein wird.
Und deshalb ist es wichtig, einfach in jedem Abschnitt des Lebens immer sein Bestes zu geben, und wenn das wegen äußeren Umständen nicht so funktioniert, wie man will, dann ist es halt so, aber aktuell sollte dich nichts davon abhalten, Abitur oder Ausbildung und hinterher eventuell sogar noch ein Studium zu machen - außer deine eigenen, negativen Gedanken.
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Ich habe leider nicht die Zeit vollständig zu antworten, dennoch zwei Dinge.
Nicht zurückschauen. Das Leben ist so, man kann auch einen schweren Unfall haben und damit fällt man auch zurück.
Dann vergleichst du dich auch noch mit anderen, was dir zusätzlichen Druck macht. Das sind schon einmal zwei Sachen, die dich runterziehen. Das ist ehrlich gesagt leicht depressiv.
Du bist noch jung und dein Leben ist nicht vorbei. Und sich zu schämen brauchst du auch nicht. Grundsätzlich wäre es für dich sinnvoll eine Liste anzufertigen mit Dingen, die positiv sind und zwar realistisch: Du bist gesund körperlich? Dafür einfach mal dankbar sein zum Beispiel. Was kannst du gut? Du kannst dich gut ausdrücken zum Beispiel...
Du bist nicht alt oder zu alt. Nimm erstmal den Druck raus und setze dir realistische Ziele nach vorne. Die Vergangenheit ist egal, erfreue dich daran was du hast und schaue nicht zu dem was andere haben oder können.
Bewirb dich für Praktika, sei ehrlich. Es ist nicht schlimm, wenn du ruhiger bist, Noten sind nicht alles.
Fange einfach an. Es gibt im Übrigen viele 18jährige mit denen man gar nicht viel anfangen kann für eine Ausbildung, da kannst du mit etwas mehr Reife trumpfen. Wer Tiefen durchmacht, der hat auch Lebenserfahrung.
Alles Gute!