H Kennzeichen vorausgesetzungen?

5 Antworten

Von Experte rotesand bestätigt

Ein Radio aus der Zeit reicht.

Neu lackieren darfst du grundsätzlich. Es muss nicht mal die originale Farbe sein, aber sie muss zeitgemäß sein - ob sie tatsächlich aus dem originalen Farbkatalog stammen muss des Modells oder aber lediglich ein für die Zeit typischer Farbton ausreicht, weiß ich nicht abschließend.
Wenn du jetzt also einen Oldies im schrillen Pink einfärbst, wirst du vermutlich Probleme haben - wenn es nicht gerade ein Cadillac ist.😉

Die Lackierung muss aber hochwertig sein. Das darf nicht zusammengestümpert sein. So billige Maßnahmen wie das abkleben von Fenstergummis und bis dran lackieren, das funktioniert zu 99,9 % der Fälle nicht.
Ebenso sehr schwierig sind anteilige Lackierungen, wenn leichte Farbunterschiede erkennbar sind, das kann schon zum Verwehren des Kennzeichens führen.
Auch schwierig wird es, wenn bei der originalen Lackierung bestimmte Techniken angewandt wurden und bei der Nachlackierung dann nicht mehr. Ein Beispiel, dass mir beim GTÜ Sachverständigen vorgeführt wurde, war ein nachlackiertes Bauteil eines Porsches. Der Wagen war im Original irgendwie dreischichtig lackiert und in der Nachlackierung von ein oder zwei Bauteilen nur zweischichtig und das war dem abnehmenden Prüfer aufgefallen und somit war die Plakette bis zur neuen Lackierung der Teile hinfällig.
Ich glaube nicht, dass jeder Prüfer wie im letztgenannten Beispiel dermaßen kleinlich ist, grundsätzlich sind die Voraussetzungen für das H-Kennzeichen aber angezogen worden und die Prüfer sind darauf geeicht worden strenger drauf zu achten.

Mit unserem VW-Bus habe ich es so gehalten, dass ich vor anstehenden Arbeiten mal in die Prüfstelle gefahren bin und drum gebeten habe mal zu sichten, was denn aus Sicht des Prüfers fällig wäre, um das Kennzeichen zu bekommen. Sonst gibt es nämlich hinterher böse Überraschungen.
Bei uns mussten zum Beispiel zwei fachgerecht und hochwertig eingesetzte Bodenbleche tatsächlich wieder raus geflext und getauscht werden, weil die originalen Bleche irgendwelche Falze besaßen, die die Einbauteile nicht hatten. Das hat den Prüfer dermaßen gestört, dass wir diese wirklich wertig eingesetzten Bleche tauschen mussten für das Kennzeichen. Hätte ich jetzt nicht angenommen. Wenn das irgendein billiges Blech gewesen wäre, das lieblos über den Rost drüber geklatscht worden wäre – jedes Verständnis von meiner Seite, aber so…

Insgesamt muss dir bewusst sein, dass bei jeder TÜV Prüfung – also alle zwei Jahre – die Aspekte wieder überprüft werden, die das H-Kennzeichen rechtfertigen. Wenn du also im Laufe der Jahre nachlässig wirst und das Fahrzeugmängel in Bezug auf die Ansprüche für ein H-Kennzeichen aufweist, kann er das durchaus bei der TÜV Abnahme Wieder aberkannt werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ganginthisb 
Beitragsersteller
 31.12.2022, 17:13

Danke für die ausführliche Antwort

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Ein Radio aus der Zeit - muss kein Werksradio sein, Blaupunkt usw. geht auch - ist in Ordnung. Auch Veränderungen wie Recaro-Sitze "von damals" oder ein Holzschalthebel usw., sofern es damals zu haben war (muss man nachweisen) sind meistens kein Problem.

Wichtiger ist aber am Ende der Zustand, was viele nicht auf der Rechnung haben: Ich kenne einen gepflegten und komplett originalen Erste-Hand-Audi 80 von 1992, dem der 85 Jahre alte Besitzer über die Jahre einige recht prägnante Lackschäden zugefügt hat - der hat erst vor einigen Wochen trotz geringer Laufleistung, originalem Zustand und lückenlosem Scheckheft die Einstufung nicht bestanden, weil er einfach rundherum verdellert ist und vom Opa teilweise im Originalfarbton unsauber selbst nachlackiert wurde. Der 80 war dem Gutachter nicht gut genug - er sagte selber, das Auto ist sehr gepflegt, aber die Dellen und Lackschäden sowie die Nachlackierungen gehen nicht. Es kommt am Ende sicher mit auf den Gutachter an, aber die Kriterien sind streng - das H-Kennzeichen richtet sich nicht an den Alltagsfahrer, der eine alte Kiste als Spardose und Steuerschlupfloch nutzen will, sondern an einen Liebhaber, der ein Alltagsauto und einen selten bewegten Oldtimer hat.

Davon abgesehen ist das H-Kennzeichen finanziell nicht immer lohnenswert: Ich habe selbst einen 1988er Audi 80, bei dem ich es mir überlege und nicht sicher bin, ob ich es anstrebe. Mein 80 ist sehr gepflegt, absolut kratzer- und dellenfrei usw. und würde es vom Zustand her packen, aber er hat bereits einen Kaltlaufregler an Bord und eigentlich brauche ich den nicht das ganze Jahr - das ist ein Sommerfahrzeug für mich und ein Saisonkennzeichen kommt am Ende wahrscheinlich nicht teurer.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In der Regel sagt man, dass Anbauteile und eintragungspflichtige Sachen innerhalb 10 Jahre nach der EZ produziert bzw genehmigt sein müssen, da sie andernfalls nicht H Konform sind. Natürlich benötigt das Fahrzeug ansonsten eine erhaltungswürdige Substanz

Woher ich das weiß:Hobby – Fahre und Repariere Kadett E, S51, FZS1000 und GSX400

Es gibt hier einen Mehrseitigen Katalog den man bei der Dekra bekommt.

Eine Neulackierung kann sogar gefordert sein, da der Zustand erhaltenswert sein muss. Etwas Patina ist ok, durchgerostete Stellen und verkratzter Lack ist dagegen ein NoGo.

Das Radio kann auch ein sehr modernes sein, das ist egal. Denn, je nach Alter des Autos, kann es eime geringere Senderfrequenz empfangen. Mehr Sender erhöhen die Sicherheit.

Und bedenke auch, es gibt Ermessensspielräume bei den Prüfern. Passt einem etwas nicht, fahr zum nächsten.