Grüß euch. Heute wird es unchristlich. Wie steht ihr zum Satanismus?

42 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Guten Morgen,

den LaVey Satanismus (dessen "Regeln" Du hier erwähnst) kann man, denke ich, ausschließlich in seinem historischen Kontext - dem Amerika der 60er Jahre - betrachten und beurteilen. Die 1966 von Anton Szandor LaVey gegründete Church of Satan war ebenso Counterculture/Gegenkultur wie die Hippie-Bewegung Gegenkultur war. Halt mit dem Unterschied, dass sie das ihrer Meinung nach etwas naive Hippie-Credo "All you need is love" genauso ablehnten wie abrahamitische Heilsversprechungen.

Auch wenn die 60er in den USA allgemein natürlich gerne mit der Hippie Bewegung in Verbindung gebracht werden, darf man nicht vergessen, dass der absolute Großteil der amerikanischen Gesellschaft zu dieser Zeit stock-konservativ war und die vorherrschende Prüderie peinliche Züge annahm - was natürlich auch heute teilweise noch so ist. Gegen diese gesellschaftliche Moral trat die Church of Satan damals an. Als Zeichen der kompletten Ablehnung benannte LaVey seine Bewegung nach Satan - dem ursprünglichen Widersacher dieser Gesellschaftsordnung. Freilich vor allem aus Gründen der Provokation.

Wenn Du mich also nach meiner Meinung zum Church of Satan Satanismus fragst: In den 60ern war sie in Amerika ein Auffangbecken für Menschen, die "anders" waren und aus unterschiedlichen Gründen (bsp. sexuelle Vorlieben) nicht so Recht in die Gesellschaft passten. Sie unterstützte diese Menschen, ein positives Selbstbild zu gewinnen und sich selbst zu akzeptieren bzw. zu lieben. Wobei man ihren Einfluss auch nicht überschätzen darf. Sie war halt ein Teil der amerikanischen Gegenkultur der 60er. Aus der Perspektive betrachtet war das schon 'ne gute Sache.

Mit Metal und Teufelsanbetung hat das alles natürlich herzlich wenig zu tun. Heute ist die Church of Satan relativ nutzlos, aber solange Kinder, die ihre Eltern schocken wollen, sich die "satanische Bibel" von LaVey kaufen, wird sie sich finanziell über Wasser halten können.

Abschließend ein Bild von LaVey mit seinem Löwen Togar.

Bild zum Beitrag

Habt einen schönen Tag!

 - (Freizeit, Religion, Philosophie und Gesellschaft)

Vando 
Fragesteller
 04.09.2018, 10:46

Hi Mike,

danke für deine Antwort.

viele Grüße! =)

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Dackodil  05.09.2018, 10:31

Weiß man, was aus seinem Dekoobjekt geworden ist?

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Mike, Community Manager  05.09.2018, 11:41
@Dackodil

Die städtischen Behören intervenierten irgendwann, weil das LaVey Anwesen für einen ausgewachsenen Löwen als zu klein befunden wurde. Ein neues Zuhause fand er dann bei der Schauspielerin Tippi Hedren (Mutter von Melanie Griffith).

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Vando 
Fragesteller
 05.09.2018, 19:29

Sehr schwierig bei all den Antworten die HA zu vergeben. Das haben sich eigentlich mehrere Antworten verdient.

Ich geb sie dir, weil du unvoreingenommen den Entstehungskontext recherchiert (oder gewusst) hast, und dir sichtlich Mühe gegeben hast das hier nochmal neutral ergänzend aufzuschreiben.


viele Grüße :)

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N'abend, und ein herzliches "hallo" in die Runde (je nach User wahlweise auch "moin"),

"Jedem Tierchen sein Pläsierchen." Solange alles im legalen Bereich bleibt, mag doch jeder glauben, was er/sie will. Auf Missionierungsambitionen stehe ich nicht, solche dürfen also gerne unterbleiben.

Und Musik? - da halte ich mich mal zurück: jemand, der mit Technomukke den Heimweg von der Arbeit antritt, mit Rimsky-Korsakov zu Abend isst, sich dann begleitet mit den Talking Heads umzieht, ins Auto steigt und zusammen mit den Schurikes Caprifischern auf ein Konzert der Kategorie "Hard & Heavy" fährt, den Heimweg danach mit Tangerine Dream untermalt und daheim einen Abschluss mit Gordon Lightfoot findet, der tut sich mit Schubladendenken eher schwer.

Schönen Abend noch!


Moin,

ich muss gestehen - Beides nicht mein Ding. Musik bedeutet für mich eine Abfolge von unterschiedlichen (wohlklingenden) Tönen - und keine Kreissäge, die vom Presslufthammer angetrieben wird (sorry für den Ausdruck, aber so empfinde ich diese Musik)..

Zum Satanismus: Damit habe ich mich ehrlicherweise noch nie näher befasst. Ich kann mich nur erinnern, dass es in der Vergangenheit immer wieder Warnungen davor gab - ob nun berechtigt oder nicht lasse ich jetzt mal außen vor.

Wie bei den sexuellen Ausrichtungen gibt es auch im Glauben viele Bereiche,. die nicht unbedingt in die gesellschaftliche Norm passen. Dazu gehört wohl auch der Satanismus.

Aber mich stört es nicht, wenn Menschen diesen Glauben ausleben - solange alles freiwillig, ohne Gehirnwäsche usw. geschieht. Und Metaller können auch gerne ihre Musik hören, solange ich nicht dadurch belästigt werde.

Schönen Tag euch - wie auch immer ihr ihn gestaltet.


ichbinich2000  04.09.2018, 19:14
Kreissäge, die vom Presslufthammer angetrieben wird

Interessante Beschreibung. Aber ich kanns nachvollziehen ;)

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PicaPica  05.09.2018, 11:31

Gute Antwort, LG.

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Einen wunderschönen guten Morgen Allen zusammen.

Bezüglich Deiner Frage bzw. Fragen muss man erst einmal differenzieren.

Metal bzw. Heavy Metal

Hauptsächlich erst einmal wollen die Jungs und Mädels Musik machen bzw. hören. Dass manche Strömungen des Metal ins Satanische gehen, heißt nicht, dass Metal, u.a. der Heavy Metal als eine der Metal-Richtungen, damit grundsätzlich satanischen Inhaltes oder auch nur Tendenz wäre.

Hauptaugenmerk des Metal ist doch vielmehr vor allem

  • anders zu sein
  • sich von anderen Musikrichtungen abzugrenzen
  • nicht künstlich gefallen zu wollen
  • handwerklich (Gitarren) Können rüber zu bringen
Satanismus

Noch weniger als "den" Metal gibt es "den Satanismus":

Der traditionelle Satanismus beinhaltet beispielsweise die Verehrung von Gottheiten, der moderne Satanismus ist eher rational-atheistisch in seiner Grundhaltung mit dem Menschen (und nicht Gott) als Mittelpunkt der Realität.

Metal und Satanismus.

Im Grunde ist es ein Teil des Inhaltes vieler (bei weitem nicht aller) Metalsongs, die Religionen und ihr "Personal" insofern zu kritisieren, als Missbrauchsvorwürfe, persönliche Bereicherungen, religiös begründeter Terror etc. angeklagt werden.

Dass manche Bands dazu mal ein Schweineherz mit auf die Bühne nehmen und ausquetschen oder mit Kunstblut agieren, ist lediglich Show - wie bei jedem Horrorfilm auch.

Mit Satanismus hat das alles nichts zu tun.

Mein persönliches Fazit:

Ich höre Metal, wenn auch nicht mehr so beinahe exzessiv wie in meiner pubertären Phase - das wäre mir schon längst zu einseitig.

Mit Satanismus oder Okultismus habe ich ebenso wenig am Hut wie mit religiösem Glauben, auch wenn ich selbigen unbedingt respektiere.

Das alles lässt sich sogar wunderbar vereinbaren.

Bild zum Beitrag

Ich wünsche Allen einen phantastischen Dienstag.

Liebe Grüße, EyeQ.

(Bildquelle: https://img01.lachschon.de/images/Tumann-1124534285.jpg )

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Freizeit, Religion, Philosophie und Gesellschaft)

Vando 
Fragesteller
 04.09.2018, 10:02

Hi Augenfänger,

ich finds klasse von dir, dass du das Thema selbst nochmal kurz erklärst und natürlich auch deine Toleranz demgegenüber. 

Ich hätte nicht gedacht, dass der Satanismus heute noch mit so einem Tabu belegt ist. Klar, steht es jedem frei an den Satanismus zu glauben oder nicht (ich selber tu es ja auch nicht, auch wenn ich einige Punkte davon durchaus nachvollziehbar finde). Aber manche Antworten lassen doch auf einiges an Ressentiments schließen.

Glaubst du, dass es der Einfluss aus dem Christentum ist, den viele Menschen noch in sich haben, dass der so tabuisiert ist? 

Ich wäre ja eher davon ausgegangen, dass heutzutage die Leben und Leben Lassen Philosophie die vorrangige Denkweise wäre. 

Auch hat leider kaum einer die Selbstironie raus gelesen. Finde ich etwas schade. :(

schönen Tag wünsch ich dir! =)

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EyeQatcher  04.09.2018, 10:54
@Vando

Nun ja, wenn man bedenkt, dass im Gegensatz zu anderen Religionen oder auch Vorläufern des Christentums

Satan/Luzifer/Teufel/Diabolus

im Christentum der Inbegriff des Gegenspielers Gottes, des Bösen schlechthin, darstellt, dann kann man durchaus sagen,

dass die pauschale Verteufelung des Satanismus (hach, was für ein schönes Wortspiel^^) sehr wohl seinen Ursprung auch dort hat.

Das weiteren mit Sicherheit auch, so wie in früheren Zeiten der "böse Wolf" im Märchen, heute der Satan immer als grausam und böse dargestellt wird in Horrorbücherm und -filmen

ebenso

wie in den Köpfen der Menschen durch bekannt gewordener grausamer Pädophilie, Vergewaltigung, Folter etc. in selbst so genannten satanistischen Sekten oft ein entsprechend einseitig verzerrtes Bild des Satanismus entsteht.

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Wie findet ihr das, wenn man heutzutage Satanist ist?

Ca. genau so, wie wenn mir jemand sagt, dass er Christ, Moslem, Hindu oder sonstwas ist. Es ist mir egal solange man nicht versucht mich zum Glauben zu bekehren oder anderen schadet.

Ansonsten merke ich einfach mal an, dass es vmtl. auch im Satanismus verschiedene Strömungen gibt, gerade weil es mWn keinen zentralen Satanismus gab/gibt (im Gegensatz bspw. zu der Zeit wo die katholische Kirche noch die Deutungshoheit im Christentum hatte). Und vmtl. werden auch innerhalb der verschiedenen Strömungen Sätze verschieden ausgelegt. Man hat also wahrscheinlich wie in jeder Religion alle möglichen Abstufungen zwischen Hardliner und Freizeitreligiös.

Musiktechnisch höre ich recht viel, darunter auch Metal.