Gingen damals die Waggontüren einfach während der Fahrt auf?

7 Antworten

Wenn man von Nostalgiezügen absieht, waren Anfang der neunziger Jahre die letzten Reisezugwagen im Einsatz, wo die Türen nicht zentral verriegelt wurden und sich auch während der Fahrt öffnen ließen.

Dass solche Türen ungewollt während der Fahrt aufgingen, konnte nur in Ausnahmefällen passieren, wenn Schaffner bzw. Reisende beim Zuschlagen der Türen (am Bahnhof) nicht sorgfältig genug vorgegangen waren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Türen wurden in einigen Zügen schon recht früh geschlossen und verriegelt. Dazu war auch keine Elektrik erforderlich: An den Doppeltüren war mittig ein Bahnerschlüsselschloss mit dem aus der Versorgungsleitung Druckluft auf die Schließzylinder der Türen gegeben wurde. Das waren typischerweise Drehfalttüren, ob die im Bild dargestellten sind, konnte ich nicht mit Sicherheit erkennen. Die Einzeltüren, die sich einem öffneten und am Wagenende angeordnet waren, konnten das nicht. Da habe ich während der Fahrt vereinzelt auch mal offene Türen entdeckt …

Woher ich das weiß:Hobby – ehemaliger Inhaber des Bahn-Berechtigungsausweis B

Wissenselch 
Beitragsersteller
 09.07.2024, 16:25

Im Bild sind das Flügeltüren

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Carsten1  09.07.2024, 18:23

Was ist bei Dir "recht früh"? In den 1970ern habe ich noch keine Zentral schließbaren Türen an den Waggons erlebt. Da liefen die damals noch als Schaffner bezeichneten Zugbediensteten am Zug entlang und "warfen" jede Tür einzeln zu. Dann wurde der Abfahrauftrag gegeben und der Zugführer, quasi der Oberschaffner, schaute noch mal, dass keine Personen im Gefahrenbereich des anfahrenden Zuges waren. Auch der Lokführer schaute beim Anfahren noch mal zur Sicherheit nach. Auch waren die Türen nicht zwangsverriegelt, so dass die auch aus Versehen bei fahrendem Zug geöffnet werden konnten. Das war natürlich nicht erlaubt. Leider kam es so auch zu schweren Unfällen.

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MacMadB  09.07.2024, 18:55
@Carsten1

Hm, "früh in meiner Erinnerung". Das habe ich jetzt noch einmal recherchiert und muss wohl doch auf einen "eher nicht allzu frühen" Zeitpunkt konkretisiert werden: Ab spätestens 1960 wurden diese Türen verwendet.

Der Schließdruck sorgte dabei dafür, dass die Türen beim Anfahren nicht wieder geöffnet werden konnten. Der Schießdruck fiel schon wenige Minuten nach Abfahrt wieder ab, s. d. die Türen von außen (für Rettungskräfte) wieder geöffnet werden konnten. Aus den 1970er Jahren erinnere ich mich, dass es an diesen Türen auch schon einer Türfreigabe bedurfte (welche durch sich durch ein leises Klicken verriet). Wurde der Türhebel zu früh betätigt, griff er ins Leere. Ob die Türverriegelung elektrisch oder pneumatisch war, weiß ich nicht mehr.

Züge mit Einblatttüren fuhren in den 1970er bis in die 1980 Jahre (u. länger???) auch noch. Diese waren aber im Regional- und Nahverkehr grundsätzlich nicht verriegelt. Wie gesagt, da habe ich ein oder zwei Mal in voller Fahrt eine Tür zugezogen …

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Doktorelektrik  09.07.2024, 23:31

Die neuesten Vorschriften sehen bewusst vor, dass sich Türen bei Notbremsung sofort öffnen lassen, ohne das Stillstandssignal abzufragen. Ich halte das für gefährlich und unterstütze es deshalb nicht.

Fahrt mit offener Tür bei 140 km/h - ja das ist noch gar nicht so lange her, da habe ich das in meinem Wagon selbst erlebt - nachts in SH. Der Zugbegleiter hatte mutmaßlich vergessen, diese gesperrte Tür wieder zu entriegeln, nachdem er durch sie ausgestiegen war und an einer anderen Tür offenbar alle anderen Türen bei der Abfertigung geschlossen hatte. Ein aufmerksamer Fahrgast hat das laute Luftgeräusch wahrgenommen und die Tür von Hand zugeworfen - extrem gefährliche Situation!

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Ich gehe davon aus, dass es 1940 noch keine Türblockierung gab bzw. auch noch nicht nötig war. Damals war man offenbar noch nicht so dumm, eine Tür während der Fahrt zu öffnen. Heute sieht das leider ganz anders aus.

Im Ausland fahren aber heute auch noch Wagen, bei denen sich die Außentüren immer öffnen lassen (z. B. Bhv in Ungarn).

Ja jaa, das war so und das noch lange:

In der Schweiz waren diese Wagen bis in die 90er im Einsatz!

LS Wagen_15..04. 2022_00004ba | Reini Walther | Flickr

Da konnte man die Türen während der fahrt öffnen.

Auch bei diesen Zügen:

https://flic.kr/p/rTqEeH

Die hatten zwar schon eine Türschliessung aber keine Verriegelung.

In meiner Jugend, war das gang und gäbe, dass man anfangs Perron die Türe öffnete, auf dem untersten Trittbrett stand und dann zielgenau bei der Unterführung absprang.

Mein Freund arbeitete bei Sulzer in Winterthur: Wenn der Zug vor dem Einfahrsignal stand, was oft vorkam, stieg er aus und ging von hinten in die Fabrik!

Bei Museumsbahnen, die selten schneller als 80 oder 90 Km/h schnell fahren, gibt es das heute noch. Es erfordert sehr hohe Verantwortung vom Zugpersonal, Unfälle zu vermeiden. Die Fahrgäste sind aber auch gefordert, keinen Unfug zu treiben. In den 1980er kam dann die Schlüsselbedienung durch das Zugpersonal auf. Der Lokführer konnte da noch nichts beeinflussen. Erst mit den Neubauloks der späten 1990er und 2000er wurde die Bedienung auf die Lok erweitert. Die Türen sind während der Fahrt verriegelt und der Lokführer gibt diese frei, wenn der Zug still steht. Es gibt eine Notentriegelung bei Fehlfunktion, die dann für jede Waggontür einzeln betätigt wird.

Ich habe leider mal einen Unfall erlebt, der aber nichts mit den Waggontüren zu tun hat. Ein wohl stark angetrunkener Mann lag im Bereich eines Gleisbogens und konnte nicht rechtzeitig vom Lokführer und Heizer der Dampflok gesehen werden. Den tragischen Rest kann man sich nun denken. Die alten Museumswagen dürfen übrigens nicht unmittelbar schnell fahrenden Zügen begegnen. Es besteht die Gefahr, dass die alten Fenster der Waggons vom Druck des schnellfahrenden Zuges in die Waggons hinein bersten. Stehen solche Begegnungen an, muss der Museumszug in ein Nebengleis ausweichen und abwarten.