Gibt es Fakten die belegen daß das Bildungsniveau gesunken ist?

Das Ergebnis basiert auf 35 Abstimmungen

Dafür gibt es Fakten und Zahlen 83%
Das ist eine ausgedachte Lüge 17%

19 Antworten

Ich kann keine der beiden Aussagen für ernst nehmen.

Die "Fakten und Zahlen" beziehen sich auf bestimmte Fragen zur "Allgemeinbildung".

Die Aussagen zum Bildungsneveau sind somit nur für diesen Bereich korrekt, nicht aber im Gesamtkontext gesehen.

Die Bildung schließt auch speziellere Fähigkeiten und spezielles Wissen ein. Die "heutige Jugend" hat Einiges an "Spezialwissen", welches in den Untersuchungen oft viel zu wenig berücksichtigt wird.

Ein Physikprofessor meinte einst, dass Einstein sein Studium so schnell abgelschlossen hatte und ebenfalls so schnell pormovierte (im Vergleich zu seinen heutigen Studenten), läge nicht daran, dass seine Studenten heute viel dümmer wären, sondern, dass Einstein ja nicht dieRelativitätstheorie hatte lernen müssen.

Heute strömt viel mehr Wissen aus unterschiedlichsten Quellen und Themenbereichen auf die Jugendlichen ein, als vor 100, 50 oder 20 Jahren.

Somit ist das heutige Bildungsniveau gar nicht mehr vergleichbar mit dem damaligen.

Die PISA-Studien zeigen zumindest den Stand der Dinge im Vergleich zum Europäischen Ausland. Und da sind wir bestenfalls Mittelmaß. Aber ob das weniger ist als vor 50 Jahren weiß ich nicht.

Ansonsten ist für manche Menschen schon die Tatsache, dass mehr Menschen Abitur machen als in den 60er Jahren ein Indiz für das Absinken des Bildungsniveaus.

Dafür gibt es Fakten und Zahlen

Ja, z.B in deiner Frage mit Erläuterung sind alleine sechs Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler. Früher in den Klassenarbeiten im Fach Deutsch waren pro Spalte (halbe DIN A 4 - Seite) 1,5 Fehler erlaubt. Darüber hinaus sank die Beurteilung um eine Notenstufe, allein wegen den Fehlern.

Hier bei gutefrage habe ich oft Schwierigkeiten, den Sinn der Fragen zu verstehen, wegen den vielen Fehlern, besonders Grammatikfehlern -- die galten als doppelte Fehler.

Auch kommt es hier immer seltener vor, dass mal eine intelligente und interessante Frage gestellt wird. Die meisten Fragen ließen sich durch schnelle Internetrecherche oder Blick ins Lexikon gleich klären. Das Niveau der Fragen ist fast immer vorpubertär und sie drehen sich um Belanglosigkeiten oder Oberflächlichkeiten, die hier immer wieder durchgekaut werden.

Dafür gibt es Fakten und Zahlen
  • Die Rechtschreib- und Grammatikleistungen angehender Studenten sind so gesunken, dass Unis inzwischen "Rechtschreibung und Grammatik für Hörer aller Fakultäten" anbieten.
  • Professoren beklagen, dass zunehmend Erstsemester kaum mehr zum sinnerfassenden Lesen mehrseitiger Texte in der Lage sind.
  • Frühere Mittelstufen-Deutsch-Lektüren sind inzwischen Abiturstoff, z. B. "Homo Faber" oder "Der Besuch der alten Dame".
  • In mehreren Bundesländern mussten Mathe-Klausuren, die nach dem Zentralabitur gestellt wurden, zurückgezogen werden und mit einem Punkt höher bewertet werden.
  • Berliner Lehrer klagen über die Absenkung des Niveaus: "Die Fragen waren einfach: So lässt sich eine Aufgabe der Geometrie und Stochastik in der Regel fast ausschließlich mit Mitteln der Mittelstufe lösen“, berichtet etwa Thilo Steinkrauß, Fachbereichsleiter Mathematik am Herder-Gymnasium in Westend über die Abiturprüfung. ... Unter seinen Kollegen im Bezirk sei es „unstrittig, dass der Schwierigkeitsgrad streng monoton fallend ist“. Ganze Themengebiete seien gestrichen worden: „Sinus und Cosinus kommen in der Analysis in Funktionsuntersuchungen nicht mehr vor, auch keine Logarithmen in der Analysis, und auch nicht gebrochen rationale Funktionen“. https://www.tagesspiegel.de/berlin/abschlusspruefungen-an-schulen-abi-in-berlin-mathe-zu-leicht-bio-zu-wirr/13687412.html

Kometenstaub  12.04.2022, 16:15

Deshalb setzt man für die ukrainischen Kinder ja auch auf pensionierte Lehrer...

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Weder noch. Das, was wir als „Bildung“ verstehen hat sich schlichtweg geändert.

Was vermutlich stimmt (dafür gibt es auch einige Studien) ist, dass Kinder immer weniger Dinge auswendig wissen. Jahreszahlen, Staatsoberhäupter, Hauptstädte…das lernt man heute viel weniger und wenn dann eher für die Prüfung selbst. Früher war es völlig normal, dass man alle Bundespräsidenten chronologisch aufsagen konnte - damit hält sich heute keine Schule mehr auf. Der Fokus unseres Bildungssystems hat sich geändert.

Immer weniger Kinder wissen aus dem Kopf wer Karl der Große war, wann er geboren wurde, wann er starb, aber dafür wissen heute quasi alle Kinder wo sie diese Informationen bekommen.

Es geht immer weniger um das Auswendig lernen der Information selbst und mehr um die Möglichkeiten zur Beschaffung und Verwertung von Information. Hier sind natürlich nicht alle Schulen gleich weit, aber wenn man sich die moderneren Bildungseinrichtungen anschaut ist dieser Trend klar erkennbar. Und meiner Meinung nach auch völlig richtig.

Darüber hinaus steigt die Sprachkenntnis, insbesondere für die Englische Sprache, durch den Zugang zu ausländischen Filmen, Serien und online Plattformen - aber das ist weniger der Schule und dem Bildungssystem zuzuschreiben.

Ein wirkliches, ebenfalls nachgewiesenes Problem ist allerdings die schrumpfend Aufmerksamkeitsspanne. Das halte ich für ein ernsthaftes Problem, durch alle Teile der Bevölkerung, aber eben nicht für ein Problem des Bildungsniveaus.