Gewissenskonflikt Lückenfüller-Job - Was würdet ihr tun?
Ich habe letzte Woche die Zusage für eine zweite Ausbildung erhalten, die ich unbedingt machen möchte. Soweit, so feierlich.
Aber die Ausbildung beginnt erst im September. Ich bin gerade umgezogen und hatte das Glück in meinem ersten Ausbildungsberuf direkt ne Stelle zu bekommen, die ich nun auch bald antreten werde.
Zu meinem Gewissenskonflikt: Ich habe den Job (den ich bald antrete) in einer von Corona hart getroffenen Branche und das heißt, mein neuer Arbeitgeber hat sich ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt, um mich überhaupt einstellen zu können. Grund dafür ist genereller Fachkräftemangel in dieser Branche. Aber im Moment ist das für ihn eigentlich eher ein Minus-Geschäft.
Für mich wäre es natürlich toll sagen zu können, ich arbeite dort jetzt bis September und starte dann in die neue Ausbildung. Kann nebenbei noch etwas Geld ansparen, dass ich so direkt nach dem Umzug gut gebrauchen könnte.
Für meinen neuen Arbeitgeber empfinde ich das aber als extrem unfair und da ich auch die Möglichkeit habe einen anderen - etwas weniger gut bezahlten - Übergangsjob woanders anzutreten. bin ich jetzt echt am Überlegen mit offenen Karten zu spielen und die Sache mit der Ausbildung beim neuen Arbeitgeber anzusprechen. Bei diesem schlechter bezahlten Job habe ich bereits die Zusage, dass ich das auch befristet bis Ausbildungsbeginn machen könnte.
Ich würde einfach gern mal hören, wie ihr euch an meiner Stelle verhalten würdet.
a.) Nix sagen und den besser bezahlten Job bis zum Ausbildungsbeginn machen
b.) Ehrlich zum neuen Arbeitgeber sein und sehen was der dazu meint
c.) Den schlechter bezahlten Zwischenjob annehmen - ist unkomplizierter.
Das Ergebnis basiert auf 3 Abstimmungen
Darf ich fragen, um was für einen Zwischenjob es sich handelt?
Gastronomie
1 Antwort
Erstmal möchte ich sagen, dass ich es schön finde, dass du dir darüber Gedanken machst. Im Einfordern von Gerechtigkeit und Fairness, und im Anprangern vom Fehlen derselben, sind wir alle immer ganz groß, aber die eigenen Handlungen auch dahingehend zu hinterfragen, wird häufig vergessen...
Ich habe aber trotzdem dafür abgestimmt, dass du den „besseren“ Job annimmst und deine Pläne erstmal verschweigst, und zwar aus folgenden Gründen.
Dass die Branche hart von Corona getroffen ist, ist nicht deine Schuld.
Dass der, der dich eingestellt hat, gegenüber jemandem (wem eigentlich, seinem Vorgesetzten?) dafür kämpfen musste, dich einstellen zu dürfen, ist auch nicht deine Schuld. Sie stellen dich ein, also brauchen sie wohl ganz offensichtlich deine Arbeitskraft. Ob sich das lohnt, ob das ins Minus geht, ob dies oder das - alles nicht deine Verantwortung. Du bist Arbeitnehmer, das heißt du bietest Arbeit gegen Geld. Die betriebswirtschaftliche Rechnung dahinter ist Aufgabenbereich des Arbeitgebers. Dafür streicht er in guten Zeiten ja auch (gerechtfertigt) mehr Geld ein als seine Arbeitnehmer. In schlechten Zeiten ein Minus zu machen, gehört zum Unternehmertum dazu.
Wurde dir ein Vertrag angeboten, in dem der Arbeitgeber auf die Probezeit verzichtet und dir von Anfang an mehrere Monate Kündigjngsfrist einräumt? Ich nehme stark an, nein. Ergo behält sich der AG auch vor, dich auch schon vor September zu kündigen (was ja auch ok im Sinne von legal wäre). Würde dann jemand nach dir und deinen Umständen fragen? Ziemlich sicher nicht.
Abgesehen davon kann in diesen Corona-Tagen auch noch alles mögliche mit deiner Ausbildungsstelle ab September passieren.
Und zum Schluss: Entsteht dem AG überhaupt ein nennenswerter Schaden, wenn du September wieder gehst? Entweder er braucht dann immer noch die Arbeitskraft, dann stellt er eben den nächsten ein. Oder er braucht sie nicht mehr (oder kann sie sich nicht leisten), dann ist er vielleicht auch ganz froh, dass du gehst.