Geschichte der früheren Mehrstimmigkeit erklären?

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Eine detaillierte Antwort würde hier weitaus den Rahmen sprengen. Ausgangspunkt war die einstimmige liturgische Musik des gregorianischen Chorals, den man dann im Parallelgesang aufgeführt hat (Parallelorganum). Hieraus ist die erste mehrstimmige Musiklehre (Musica enchiriadis) entstanden, die erläuterte, wie man einstimmig anfangen und dann in den mehrstimmigen Parallelgesang übergehen sollte. Dies hat sich mit der Zeit verselbständigt, und die Organa wurden komplizierter und immer mehr aufgeschrieben. Zunächst auf Grundlage des Chorals wurde "Note gegen Note" gesungen oder mit ausschmückenden Noten über den teils sehr stark gedehnten Choral, bei denen man immer wieder über Dissonanzen zu Harmonien überging. Rhythmus wurde dabei notwendig, grob gesagt, um eine zeitliche Organisation zu erreichen und damit jeder wusste, wo man ist. Schwingende dreizeitige Rhythmen waren zuerst und galten als vollkommen, während zwei- bzw. vierzeitige Rhythmen als imperfekt galten. Gute Beispiele für die Formen der frühen Mehrstimmigkeit sind zwei- und dreistimmige Werke aus der "Notre Dame Zeit" (--> die ältesten überlieferten Komponistennamen Leonin und Perotin), aus der übrigens auch die älteste vierstimmige Komposition (Perotins "Sederunt Principes") überliefert ist. Die nächsten Jahrhunderte befassten sich vor allem mit Problemen der Notation, des Rhythmus, der Stimmführung unter gleichzeitiger Wahrung der Harmonie. Die nächsten Paradigmenwechsel waren dabei vor allem um 1320 (Ars Nova, Isoperiodik, Isorhytmie, Komponisten z.B. wie Philippe de Vitry, Guillaume de Machaut) und um 1430 (Vokalpolyphonie, Fauxbourdon z.B. Dufays "Supremum est mortalibus bonum", Flämische Schule, z.B. Dufays Motette "Nuper rosarum flores" zur Einweihung des Doms von Florenz)...

Hier Beispiele dazu:

https://youtu.be/E6CVxtPcW78

https://youtu.be/ghpPrR1K1zo

https://youtu.be/b4oo4e7PK48

https://youtu.be/9yo07PlUNs4

https://youtu.be/NT2F4kgw7xw

https://youtu.be/_dV5b8AuLHg

Ein sehr gutes Beispiel gibt es von Carlo Gesualdo (1566-1613)
Beachte die feinen Nuancen der Stimmdifferenzen (1/4 Ton, für uns heute ungewohnt)

https://www.youtube.com/watch?v=1lCZbnyIT4E

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Liebhaber innovativer kreativer Musik in fast allen Genre

Die ältesten mehrstimmigen Lieder, welche uns überliefert sind bis in die Gegenwart, sind die sogenannten kirchlichen Gregorianischen Gesänge. https://youtu.be/kK5AohCMX0U


UniverseBeMine 
Beitragsersteller
 17.04.2022, 16:33

Wie sah die Musikgeschichte Situation aus?

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Neugier4711  17.04.2022, 18:21
@UniverseBeMine

Schaue bei baucolo da ist viel besseres Wissen vorhanden, mein Wissen ist in dem Bereich sehr oberflächlich. Mir ist nur bekannt, dass es keine älteren Aufzeichnungen gibt, welche überliefert wurden.

Weltlich Musik in dieser frühen Zeit waren die höfischen Minnesänger, Troubadoure und Trubariz.

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baucolo  17.04.2022, 16:43

Darum bezeichnet man diese Musik auch als "Liturgische Einstimmigkeit".

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