Gehaltsverhandlung - darf man hier hoch pokern?

7 Antworten

Wenn dein Gehalt tarifgebunden ist, dann sollte sich der Betriebsrat einmal schlau machen, was es für Möglichkeiten für deinen Arbeitsbereich gibt. Wenn die Endstufe erreicht ist, muss über Zulagen geredet werden. Es gibt doch sicher Fallbeispiele, an die man sich einklinken könnte. Auf Kollegen zu hören, die meinen, dein Gehalt sei ein Witz, ist wenig hilfreich.

Hilfeich ist auch, wenn man sich z.B. bei anderen Firmen umsieht und sich dort um eine höherwertige Stelle bewirbt, die du ausfüllen kannst und die auch entsprechend honoriert wird. Wenn es dann bei so einer Bewerbung zu Gesprächen kommt, kann man das als Grundlage für "Bleibeverhandlungen" nutzen. In der Regel möchten Firmen ihren guten Mitarbeiter nicht verlieren und bieten machbare Möglichkeiten, die beide Seiten zufrieden stellen.

Aber jetzt steht für dich das Gespräch vor der Tür. Soll die Gegenseite doch erst einmal die Karten auf den Tisch legen, was sie zu bieten haben, dann kannst du darüber nachdenken und einen Gegenvorschlag machen. Nimm' aber auf alle Fälle zu den Gesprächen einen kompetenten (!) Vertreter des Betriebsrates mit!

Viel Glück!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich arbeite an einer Universität, habe Familie und Tiere.

Rishek 
Beitragsersteller
 21.07.2020, 08:53

Ja ich bin an der Endstufe angelangt. Andere Arbeitsbereiche kann ich nicht annehme, da müsste ich erst nochmals auf die Schule, daher hat der BR mir auch geraten über eine freiwillige Zulage zu verhandeln. Fallbeispiele gibt es in meinem Bereich leider nicht. Wie gesagt, Aufgaben die ich aktuell erledige, macht keiner in meinem Bereich. Ich sitze meistens mit weit aus höheren Tieren zusammen.

Mit der Bewerbung habe ich versucht. Stellt sich aktuell leider etwas schwer raus, da die meisten Firmen bei uns in Kurzarbeit sind und natürlich keine Leute einstellen wollen/können. Danke aber für den Tipp.

Alles klar, dann werd ich gleich nochmals beim BR anfragen und jemanden mit nehmen.

Vielen Dank für deine Antwort!

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Hi! Erstens: Gehaltsverhandlungen sind immer irgendwie pokern ...

Zweitens: Du solltest ansatzweise wenigstens einschätzen können, bis wohin sich der Arbeitgeber bewegen kann, denn auch dieser unterliegt betriebsinternen Zwängen und kann nicht "frei Schnauze" Gehälter festlegen.

Da Du den über die Stellenbeschreibung definierten Maxwert anscheinend schon erreicht hast, dann solltest Du auf jeden Fall darauf drängen, dass die Stellenbeschreibung ergänzt wird oder ggf. für die zusätzlichen Aufgaben eine eigene Stellenbeschreibung definiert und Dir angehängt wird. Damit hast Du schon mal einen Rahmen geschaffen, über den gesprochen werden kann.

Nächste Beurteilung: was ist das Wert für den Betrieb, was wäre wenn Du nicht zur Verfügung standest? Das liefert Dir Argumente für den Anpassungswunsch.

Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus (auch als Führungskraft, die Gehaltserhöhungen vorzuschlagen hatte) kann ich sagen, dass Erhöhungen grösser 500 Euro nur sehr schwer durchzusetzen sind ... eigentlich geht das nur bei Wechsel in eine Führungsposition oder eine Funktion mit deutlich erhöhter Verantwortung.

Ich kann es natürlich nicht wirklich einschätzen, aber wenn Du 500 Euro forderst, dann wirst Du vielleicht 200 - 300 Euro mehr bekommen. Von daher je besser untermauert, umso eher kann der AG es rechtfertigen, da was draufzulegen.

Viel Erfolg! Gruss

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rishek 
Beitragsersteller
 21.07.2020, 09:30

Das ist narütlich auch sehr interessant, mal von der anderen Seite zu hören.

Natürlich ist mir klar, dass der AG nicht einfach irgendwelche erhöhungen ausschreibt und hier auch gebunden ist, gerade mein Chef, aber ich weiß natürlich auch nicht, wo hier die Grenzen liegen.

Das mit der Verfügbarkeit wäre natürlich mal eine interessante Herangehensweiße. Dann würde nämlich ab und denn die ganze Abteilung still stehen wenn mal wieder mit dem Programm was nicht stimmt, oder ich die Mitarbeiter nicht Schulen würde und sich jeder selbst mit den neuen Sachen auseinander setzen würde. Genauso wären extreme Verzüge vorhanden, wenn ich die Arbeit nicht extern vergeben würde.

Ja ich hätte auch nichts dagegen mich mit einer kleineren Summe zufrieden zu geben, wenn es einen "Plan" geben würde, oder dieser mit mir vereinbart werden würde, dass bei steigender Tätigkeit in diesen Bereichen dann auch das Gehalt quasi "Mitwächst". Das sind alles so meine Gedankengänge die ich so habe, wie ich mir das vorstelle, aber ich hab eben noch 0 Erfahrung in diesem Bereich. Mit der Stellenbeschreibung war das relativ einfach, weil dort genau aufgeführt war, was ich zu erledigen habe für die nächste Stufe. Da musste ich nicht viel argumentieren und mein Chef hatte auch nicht viel daran zu mäckern.

Danke dir für deine tolle Antwort, das hat mir nochmal sehr geholfen!

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DonCredo  21.07.2020, 13:36
@Rishek

Gerne, noch als Tipp: manchmal ist es taktisch klug, einen "Stufenplan" vorzuschlagen wenn die Erhöhung doch grösser ist, so nach dem Motto "gibst Du mir was geb ich Dir was".

Daran könnte man Erhöhungsschritte festmachen, so z.B. Teil 1 jetzt und Teil 2 in einem halben Jahr wenn XY erfolgt ist. Dann kann der Arbeitgeber evtl. Grössere Schritte besser erklären. Gruss

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Nun die Frage an euch. Setz ich hier, bzw Poker ich etwas höher, oder stellt mich das dann als schlechten Witz dar? Erst habe ich mit 200-300€ gerechnet, doch mittlerweile meine ich, dass es doch wesentlich mehr sein könnte

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Keiner weiß, wie die Gehaltsstruktur in Eurem Unternehmen ist.

Beim Pokern kann man gewinnen aber auch verlieren. Wenn Du hoch pokern willst, überlege ob es eine - für Dich gangbare - Variante wäre, einen Zwischenschritt einzulegen und z.B. nach einem 1/2 Jahr die gewünschte Summe zu erhalten.

Das könnte ggf. Deinen Arbeitgeber verleiten Deine Vorstellungen zu akzeptieren.

Puuuh... Wenn ich jetzt wüsste, wie viel du aktuell verdienst und wo du wohnst (Stadt oder Land), wäre das einfacher zu beantworten. Ich würde alleine für die Leitung der Firma in Asien nochmal 1000 bis 1500 extra verlangen, wenn du da ein richtiger Chef bist. Wenn das nur Kommunikation mit denen ist, dann vielleicht 500 mehr.

Für das erste... Keine Ahnung, vielleicht nochmal 250 zusätzlich?


Rishek 
Beitragsersteller
 21.07.2020, 08:57

Verdiene aktuell 4200 Brutto in Bayern/Allgäu. Richtiger Chef bin ich nicht nein, aber ich habe einfach die Leitung für dieses komplette Projekt mit dieser Firma. Angefangen von Schulung bis hin zum aktzeptieren der Rechnung die sie uns stellen, ist alles dabei.

Danke für deine Antwort!

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Christoph987  21.07.2020, 09:02
@Rishek

Wenn du wirklich die Arbeit für 2-3 Leute machst, dann musst du doch auch mehr Stunden arbeiten? Werden die nicht bezahlt?

Ansonsten würde ich bei 4200 vielleicht 800 extra verlangen insgesamt für die zusätzliche Verantwortung. Auch je nach Größe des Projekts, denn bei einem Budget von 100000 Euro hast du mehr Verantwortung als bei 1000 Euro oder so.

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Rishek 
Beitragsersteller
 21.07.2020, 09:06
@Christoph987

Ich arbeite ja jetzt nicht zwingend für 2-3 Leute mehr, aber ja mein Chef hat schon mal zu mir gesagt, ich solle dann halt mal 1-2h hin hängen. Funktioniert dann bei uns über einen Engpass. Bekomme dann die Stunden + 35% Vergütung. Würde ich aber alle Aufgaben nach der anstehenden Arbeit machen, wäre ich wahrscheinlich doppelt so lange hier.

Das Budget vom Projekt kenne ich nicht. Meine Vorgesetzten wissen lediglich, wie viel Stunden ich zuordne für die Arbeit. Das muss ich natürlich monatlich einreichen. Ansonsten habe ich hier natürlich freie Hand. Das ganze soll aber zukünftig auf 30-40% ausgewitet werden. Also wir intern von erledigen 60% und die 40%. Das ist dann definitiv nochmal eine andere Hausnummer. Aktuell sprechen wir vielleicht von 5% auswärtsvergabe, je nach Auslastung Intern.

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Hallo

Also, deine Leistungen einzuschätzen ist für uns hier ja nicht möglich, also müssen wir uns da ganz auf dich und deine aussagen verlassen. Sich auf das Geschwätz von Kollegen zu verlassen ist so eine Sache. Die wollen einen doch irgendwie aufbauen oder runterziehen, je nach Sympathie. Von dem was du schilderst solltest du selbst den wert deiner arbeit einschätzen können und entsprechend fordern.

Ich selbst habe es immer so gehalten, daß ich klein eingestiegen bin und gefordert habe wenn Leistung sichtbar wurde, nicht umgekehrt, das stößt nämlich bei vielen sauer auf.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel erfolg

Harry


Rishek 
Beitragsersteller
 21.07.2020, 09:23

Stimmt schon mit den Kollegen. Hät ich mir auch sparen können :)

Ja ich weiß eigentlich schon was es mir wert ist und womit ich gut leben könnte, ich weiß eben nur nicht, ob ich dann am Ende nicht mehr rausholen hätte können, oder ob ich dann doch zu hoch angesetzt habe und mir das dann verwehrt wird.

Ganz komisches Thema, so eine Gehaltsverhandlung wie ich finde.

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