Gefängnisinsasse als Brieffreund?
Hi, ich schreibe seit fast 3 Jahren regelmäßig Briefe mit einem Gefängnisinsassen der JVA Werl. Das heißt, ich berichte ihn über meine Hobbies, erzähle ihn was in meinem Alltag so los ist und er macht dasselbe. Ich weiß wie er heißt, wie alt er ist und was er verbrochen hat. Seine Strafe waren 15 Jahre. Würdet ihr das auch machen? Wenn ja warum, bzw. Wenn nein warum nicht?
Würde mich Mal interessieren.
Liebe Grüße Alex
Was hat er denn getan?
Seine Verlobte ist ihm fremd gegangen und er wurde verurteilt wegen versuchten Totschlags
Wen wollte er totschlagen?
Seine verlobte
3 Antworten
15 Jahre ist die maximale Strafe. Da muss schon allerhand geschehen sein. Eine moralische Stütze ist das Eine, mehr würde ich nicht machen. Dein Leben spielt sich außerhalb ab. Konzentriere dich auf einen sinnvollen Lebensabschnitt.
Eine soziale Bindung ist schon gut, hilft ihm vielleicht.
In letzter Zeit hab ich wieder den ein oder anderen Bericht darüber in den Medien gesehen, dass Frauen mit Gefangenen schreiben und sich teilweise auch verlieben und eine gemeinsame Zukunft planen. Ich frag mich dann immer, wie man ausgerechnet auf die Idee kommt, sich mit Straftätern auszutauschen? Psychologisch ist das sicherlich interessant, aber ich persönlich, kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Und bei 15 Jahren, ist das ja auch kein Eierdieb.
Ich will ja jetzt nicht sagen, dass das alles schlechte Menschen sind. Jeder kann mal in die Situation kommen, in der er einen großen Fehler macht. Aber aktiv die private Beziehung zu solchen Menschen zu suchen, die offensichtlich schwerwiegende Probleme haben, erscheint mir nicht sehr bereichernd.
Sicherlich sind die sehr dankbar. Ein Ertrinkender freut sich über jeden Ast. Aber hier hätte ich Sorge, dass ich mit in den Abgrund gerissen werde.
Er ist in keinem Erhohlungsheim sondern in einem Knast. Ich wäre vorsichtig. Du hast keine Ahnung, ob er die Briefe rumzeigt und jemand die Informationen ausnutzt, die er darin findet. Bleib besser sparsam mit persönlichen oder wichtigen Informationen. Erzählt ihm nur Fakten, die auch z.B. dein Bäcker oder Supermarktverkäufer gerne wissen darf. Mit Fotos wäre ich ebenfalls vorsichtig.
Im Prinzip ist es eine gute Geste einem Gefangenen positiven Input zu geben.Nur mehr sollte es nicht sein oder werden. Ohne ausreichende Lebenserfahrung könntest du sonst in "Teufels Küche" kommen. Im Knast ist er für ein pubertierendes Mädchen gut aufgehoben. Man kann sich verlieben, bekommt Feedback und alles ohne die Probleme oder Gefahren, die echte Nähe mit sich bringt. Bei Fans von Popstars kann man ähnliche Strukturen erkennen. Zudem kann man ein Helfersyndrom prima ausleben.
Nur was ist wenn die 15 Jahre um sind? Der andauernde Kontakt wird Hoffnungen und Erwartungen bei dem Mann wecken. Wenn seine Haftzeit verkürzt wird, kann das sehr schnell passieren, dass er plötzlich vor deiner Tür steht. Die Adresse kennt er ja. Was machst du dann im Reallife mit ihm?
15 Jahre Haft bedeuten auch, dass er kein Heiliger ist und einen dicken Rucksack an Problemen mit sich rumträgt. Eine häufige Eigenschaft von Verbrechern ist, dass sie auf den ersten Blick sympatisch sind. Das ist hilfreich in ihrem "Beruf" (Verbrecher/Täter). Naturgemäß versucht man seine Fehltritte im Leben zu rechtfertigen oder schön zu reden. Gerne gibt man dabei anderen die Schuld am eigenen Scheitern. Spätestens ab dem Punkt wäre ich noch vorsichtiger. Das zeigt, dass der Sinn einer Haftstrafe (Läuterung/Reue) nicht eingetreten ist. Kein guter Start zurück in ein bürgerliches Leben.
Wenn man diese Punkte im Hinterkopf behält, spricht nichts gegen eine unverbindliche Brieffreundschaft. Briefe sind langsam und daher etwas aus der Mode, was das Medium nicht schmälert.
Ich danke dir für diese wichtigen Punkte. Ich habe ihm noch nie Fotos von mir geschickt und werde das auch nicht tun. Er ist 56, ich bin 19. Da ist absolut nichts auf einer "romantischen" Ebene. Er hat eine Verlobte, das hat er mir in einem Brief geschrieben.
Eine Verlobte im Knast? Wenn das stimmt, ist er wirklich nicht ganz knusper.
Aber jedem das Seine. Diese "Verlobte" dürfte alt genug sein um eigene Entscheidungen zu treffen.
Was mich zu der Frage führt, warum du dir keinen Brieffreund in deiner Altersgruppe ausgesucht hast? Schreibst du gern oder suchst du "väterlichen" Rat?
Das ist jetzt schon drei Jahre her und ich hatte die Infos zum Briefe schreiben mit Insassen von so einer Website. Da könnten die Insassen dann Steckbriefe hochladen. Ich weiß nicht mehr genau warum ich mir genau Andreas ausgesucht hab, aber er hat zum Beispiel reingeschrieben dass er gerne bastelt und dass er früher einen Hund hatte und allgemein Hunde gerne hat. Da hab ich nicht so sehr aufs Alter geschaut.
Das tut ich auch. Ich schreib ihm ca 1-2 Briefe pro Monat, und Postkarten aus dem Urlaub. Aber ich mag den Briefkontakt schon