Gebisslos Reiten junges Pferd?

10 Antworten

JEDES Pferd kann man auf gebisslos umstellen, egal welches Alter, allerdings würde ich kein 3jährigen einreiten.

Eigentlich gibt es keinen Grund, ein Gebiss zu benutzen – außer man will das Pferd durch den Schmerz kontrollieren. Das sollte sich jeder Reiter in ganzer Deutlichkeit bewusst machen. Häufig wird argumentiert, dass die Art der Zügelführung einen Unterschied zwischen Schmerz und Nutzen des Gebisses ausmacht. Wenn es uns wirklich um das Wohl des Pferdes geht, dann hat dieses Argument aber keine Gültigkeit. Denn es wird nur benutzt, wenn der Mensch vom Pferd bestimmte Resultate will und dabei keine alternative Möglichkeit in Betracht zieht. Die Liste der durch Gebisse verursachten gesundheitlichen Probleme ist lang, und sie ist unabhängig von der Zügelführung und von dem, der die Zügel führt:

Gebisse verursachen allein durch ihre Präsenz und den punktuellen Druck auf die in den Schleimhäuten liegenden Nervenenden Schmerzen an Unterkiefer und Zahnfleisch.

Des Weiteren sind sowohl Lunge als auch Kehlkopf unmittelbar durch die Nutzung von Gebissen betroffen. Das Pferdemaul dient der Nahrungsaufnahme. Diese ist für das Pferd gleichzusetzen mit Sicherheit und Ruhe. Erschrickt ein Pferd und/oder strengt es sich körperlich an, befindet sich normalerweise nichts in seinem empfindlichen Maul. In Bewegung muss es viel Luft aufnehmen, um genügend Sauerstoff in alle Körperzellen zu bringen. Deshalb wird der Kopf-Hals-Winkel gestreckt, der Kehlkopf geöffnet, der Kehlknorpel parallel gestellt und die Öffnung im weichen Gaumen erweitert. Befindet sich ein Gebiss im Maul, dann kommt es durch einen Nervenreflex, welcher der Nahrungsaufnahme dient, zu einem Konflikt: Der Kehldeckel schließt sich und es wird vermehrt Speichel produziert. Das behindert unter anderem die Atmung, besonders wenn ein Pferd sehr deutlich schäumt. Außerdem kommt es zu Krämpfen in den verschiedenen Muskeln des Kehlbereichs, die sich manchmal nicht mehr lösen können. Das Pferd wird schlimmstenfalls zum Kehlkopfpfeifer. Oft wird es dann einer OP unterzogen, die mehr Schäden verursacht, als dass sie nützt. Die Luftröhre wird komprimiert und das Zwerchfell zieht sich zurück, wodurch Unterdruck in den Alveolen (Lungenbläschen) entsteht, da die benötigte Luftmenge nicht schnell genug einströmen kann. Dies kann zu Lungenödemen und/oder Lungenblutungen führen Wird der Hals des Pferdes künstlich in eine aufrechte Position gebracht (wie in einer mittels Gebiss erzwungenen Versammlung), dann rutscht der Unterkiefer zurück und die Zähne liegen nicht mehr passend aufeinander. Die Zähne werden in einem unnatürlichen Winkel „geraspelt“. Es bilden sich messerscharfe Kanten. Durch die Nutzung von Gebissen wird sogar der Stoffwechsel des Pferdes schwer beeinträchtigt. Dadurch, dass keine gesunde Atmung möglich ist, befindet sich in der Atemluft immer weniger Sauerstoff. Durch diesen Mangel können die Muskeln, vor allem auch der Herzmuskel, nicht richtig funktionieren. Ist das Pferd zudem noch beschlagen, dann ist der Hufmechanismus stark eingeschränkt und das Herz muss die fehlende Pumparbeit der Hufe ausgleichen. Das Herz steht unter enormem Stress. Das sind meiner Ansicht nach die Gründe, wenn Sportpferde den „plötzlichen Herztod“ erleiden. Dies sind nur die wichtigsten und alarmierendsten Gründe, weshalb Gebisse nicht verwendet werden dürften. Viele weitere kommen dazu, wie zum Beispiel: die Quetschungen der Ohrspeicheldrüse, entzündliche Atemwegserkrankungen, Verletzungen der Halswirbelsäule, Verhaltensabweichungen aufgrund des Schmerzes und vieles mehr. Meiner Ansicht nach steht die Nutzung von Gebissen also im direkten Widerspruch zu unseren Tierschutzgesetzen. Ich stelle mir immer wieder die Frage: Warum werden Gebisse trotz unseres heutigen Wissensstands noch immer verwendet? Eine mögliche Antwort: Wenn ich als Mensch mein Pferd mit Gebiss reite, dann im Allgemeinen aus zwei möglichen Gründen: Entweder fehlt mir das Wissen darüber, was dieser Gegenstand an Körper und Psyche meines Pferdes anrichtet. Oder ich besitze dieses Wissen und füge meinem Pferd vorsätzlich die mir bekannten Schmerzen und Schäden zu. Leider können wir nicht leugnen, dass gerade im sogenannten„Pferdesport“das Leiden der Tiere bewusst in Kauf genommen wird, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Im Bereich der Freizeitreiter finden sich meist Unwissen und häufig auch Gruppenzwang als Grund für die Nutzung von Gebissen. Im Prinzip ist der Sachverhalt ganz einfach: Sehen Sie einen Menschen, der sein Pferd mit Gebiss reitet, dann ist dies meiner Meinung nach eine klare Demonstration seiner Unfähigkeit, mit dem Pferd auf andere Weise kommunizieren zu können. Verfüge ich über das notwendige Wissen der Anatomie und bin ich in der Lage, mit dem Pferd auf Augenhöhe zu kommunizieren (weil ich meine Fähigkeiten im wahren Horsemanship ausgebildet habe), wenn ich also das Pferd wirklich verstehe,habe ich es dann noch nötig,ein Eisenstück in das empfindliche Pferdemaul zu legen?


zwpf2701  31.12.2015, 19:57

Tut mir Leid, aber wenn ich deine Argumentation gegen Gebisse lese, dann stellt sich mir die Frage woher du dein "umfangreiches Fachwissen" hast. Das ist nicht nur falsch und wissenschafftlich völlig unbegründet, sondern auch gefährlich wenn du hier auftrittst und anderen diesen Mist verkaufst, die es aus Unwissenheit vielleicht sogar glauben. 

Danke für diesen erheiternden Bericht. Habe selten so gelacht. You made my day!!!!

Hm. Also.

Ich würd mich auf 95% aller dreijährigen noch lang nicht draufsetzen, weil die einfach noch zu sehr Baby sind. Die Stute meiner Freundin wird jetzt 4, die sieht aus wie ein schlaksiger Teenie. Bisher saß da 2x wer drauf, aber eben nur im Stehen draufsitzen (gehen mit wem drauf kriegt sie noch nicht hin mit ihren unausgeglichenen Haxen). Die wird auch sicher noch bis in den Sommer an der Hand gearbeitet und darf Muskeln aufbauen, bis wir mal ein paar Schritte probieren.

Sie wird auch sicher kein Gebiss ins Maul kriegen - sie hat ein Mini-Mäulchen, steckt noch im Zahnwechsel, außerdem kennt sie die Signale vom Kappzaum schon, und mit dem wird sie dann auch angeritten.

Sie wurde ja vom Boden aus ohne Gebiss ausgebildet, kennt das, fühlt sich so wohl - warum sollten wir sie jetzt mit jeder Menge Klimbim überfallen, das sie nicht kennt? Also kriegt sie hin und wieder den Sattel drauf, irgendwann hin und wieder einen Mensch, und ihr Maul lassen wir in Ruhe. Sie macht das auch so super.

Ich würde tatsächlich das Gebisslose Reiten erst mal auf seite schieben und schauen, dass du ihn richtig Ausgebildet bekommst.

Mit 3 ist das Pferd noch in der Zeit, wo alles gut und lieb ist und die Arbeit Spaß macht. Warte aber mal ab, bis er 5-6 ist. Da geht das schwierige alter los und er wird seine Grenzen austesten und nicht mehr das so brave Pferdchen sein. Warte ab, wie er sich entwickelt und vor allem auch bis die schwierige Zeit vorbei ist- dann kannst du langsam auf dem Platz mit anfangen.

Er hat sich ja jetzt erst grade ans Gebiss gewöhnt, dann lass ihm das jetzt erst mal auch und fang nicht mit was ganz anderem neuen an..

LG und viel erfolg bei der weiteren Ausbildung.


ehmjulia 
Beitragsersteller
 06.02.2014, 19:05

Ich schätze nicht, dass er so ein Pferd wird, was böse austestet, weil seine Mutter (er ist wie eine Kopie von ihr^^) jetzt mit 6 Jahren ein super Verlasspferd ist, aber ich glaube, ich werd trotzdem mal abwarten, wie er so wird und erstmal ordentlich Ausbilden, da hast du recht, man kann sich ja immer täuschen, danke :)

Meiner Meinung nach ist immer der richtige Zeitpunkt Gebisslos zu reiten, würde jedoch gerade bei jüngeren oder unsicheren Pferden dies Anfangs nur in der Bahn tun. Zu früh an sich gibts da denke ich nicht, viele bilden Ihre Pferde ja auch von Anfang an Gebisslos aus bzw soweit ich gehört habe gibts das auch. Hast du evt die Möglichkeit, vorher Gebisslos mehrfach auf erfahrenen Pferden zu reiten unter beobachtung und dann erst deinen gebisslos? Denke dann wärst du auch sicherer, als wenn du nur Theoretisches wissen dir aneignest.


ehmjulia 
Beitragsersteller
 05.02.2014, 19:00

Also am Hof selber reitet bei uns niemand gebisslos, aber ich könnte es bei einer Stute probieren, die schon etwas älter ist , die man auch locker mit Halfter reiten kann. Hab mich auch schon mal nur mit Halfter auf mein Pferd gesetzt, kurz natürlich, hat er eigentlich gut gemacht, weiß bloß nicht, ob man das vergleichen kann :D

schwarzerbogen  05.02.2014, 19:13
@ehmjulia

Kann ich dir leider nicht sagen, da ich eig nicht ohne Gebiss reite, bin 1x mit Bosal unterwegs gewesen aber das ist schon lange her.

Evt gibts irgendwo kurse oder in deiner Nähe einen hof wo dir das jemand mal richtig erklären könnte? Wäre denke ich Ideal :)

ehmjulia 
Beitragsersteller
 05.02.2014, 19:15
@schwarzerbogen

Ich denke nicht, ich wohn ein wenig in Hinterweltshausen. :D

Ich denk ich belese mich einfach mal, kauf mir vielleicht eine Gebisslose Zäumung, die für Anfänger geeignet ist und schmeiss mich erstmal auf ein ruhigeres Pferd und dann probiere ich es bei meinem aus, ich werd ja sehen, ob es ihm gefällt. :)

Aristella  06.02.2014, 22:20
@ehmjulia

Nur weil es Pferd A gefällt, muss es Pferd B nicht taugen... Mein Großer geht locker mit Gebiss und auch ganz brav ohne (da versucht er dann allerdings öfter mal zu schnabulieren, ohne Eisen im Maul kaut sichs leichter...). Die Kleine war mit Gebiss komplett zu vergessen, von Kopf hochreißen bis steigen und losrasen war alles dabei, ihre damalige Besitzerin hatte schon die Nummer von der Rettung vorgewählt, als ich gesagt hab ich setz mich da jetzt gebisslos drauf. Aber das war unsere Erlösung, die war wie ausgewechselt, ohne geht sie super!

Du kannst also nicht vom Verhalten eines Pferdes auf das eines anderen schließen. Das größere Problem ist ja am anderen Ende des Zügels, nämlich der Mensch mit seinem nicht abschaltbaren Hirn, das am Anfang noch bei jedem dauernd schreit "der hat nix im Maul, da musst fester ziehen!" was ja nicht stimmt, die spüren eine Fliege am Hintern, da spüren die einen Riemen auf der Nase erst recht...

Es ist sinnvoll, ein junges Pferd erst ohne Gebiss ins Gelände zu reiten. Immer gerade aus. Weil eigentlich solltest du in diesem Alter auch noch nicht mehr verlangen. Pferde sehen erwachsen aus, sind aber mit drei noch wie Kinder zu behandeln. Vergleiche es mit der Vorschule. Mit Spaß lernen. Mit ca 4 kannst du anfangen (lassen) mit dem Pferd zuarbeiten. Und falls du longieren willst: immer schön stellen und biegen, sonst arbeitest du dein Pferd kaputt. ;-)

Viel Spaß


ehmjulia 
Beitragsersteller
 05.02.2014, 18:51

Würde ich ja gerne machen, leider wird er im Gelände manchmal sehr unruhig/gestresst und ist auf dem Platz sehr viel entspannter und auch danach. Außerdem wird er demnächst 4. Ich hab, dass alles schon mit meinem Einreiter und Trainer geklärt und er hat auch Ahnung. Mir geht es jetzt wirklich nur direkt um die Frage ob Gebisslos gut ist, ich weiß nicht, ob ich dann weniger Kontrolle hab.