Freund unselbstständig - 23 Jahre

8 Antworten

Ich habe neulich mehrere Berichte, teilweise mit Referenz auf Studien, gelesen, aus denen hervor ging, dass das "Erwachsen werden" im Durchschnitt immer weiter nach hinten verschoben wird. Mittlerweile sind wir durchschnittlich bei Anfang/Mitte 20 - das heißt aber auch, dass es sogar für das Alter noch Spätzünder geben kann, die noch später dran sind.

Als Beispiel: es ist nicht unüblich, dass Studenten heute erst mit Ende 20 fertig mit dem Studium werden. Vor 30 Jahren war man mit Anfang 20 fertig und hatte da schon das erste und vielleicht 2. Kinde parallel zum Studium bekommen.

Auch werden Erst-Mütter immer älter, genauso wie Männer und Frauen, die das erste mal heiraten.

Das scheint eine ganz normale Entwicklung zu sein mit vielfältigen, aber nachvollziehbaren, Ursachen. Mit hineinspielt eine gewisse Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Überforderung.

Nehmen wir als Beispiel mal die DDR. Da wurde dir vorgeschrieben was du zu studieren hast und dann wurde dir ein Job zugeteilt. Kindergartenplätze waren garantiert. Das alles ist in höchstem Maße sicher und orientieren muss man sich auch nicht, das wurde einem vom Staat abgenommen.

Heute: globalisierte Welt, unendlich viele Möglichkeiten und Varianten, dazu gleichzeitig hoher Druck und hohe Erwartungen - kein Wunder, dass es nicht eilt selbstständig und erwachsen zu werden.

Das waren nur ein paar Beispiele. In diese Entwicklung spielt noch einiges anderes rein.


Albatroesser  14.10.2013, 16:56

Insgesamt völlig richtig. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass sich die Studienzeit heute im Gegensatz zu früher verkürzt hat. Heute kann man dank G8 und Bachelor/Master schon mit 23 fertig sein und einen hohen Uniabschluss in der Tasche haben. Diplom, Magister und Staatsexamen haben meist länger gedauert. Ich kenne viele in der Generation meiner Eltern, die erst mit Ende 20/Anfang 30 fertig waren- wer mit Anfang 20 fertig war, hat eine Ausbildung gemacht. Das ändert aber nichts an der Richtigkeit deiner Antwort. Es ist vielleicht sogar noch bemerkenswerter, dass wir heute schneller fertig sind, aber trotzdem später erwachsen werden.

Mireilles  14.10.2013, 17:13
@Albatroesser

Hm, ich kann da grad spontan nur von meiner Elterngeneration ausgehen. Das waren Diplomstudiengänge. Mit 18 angefangen, mit 23 spätestens fertig. Und ich hab Magister studiert und war mit 28 fertig ;) (hatte aber eine Ausbildung vorher). Und mit 23 hatte meine Mutter schon "neben dem Studium" 2 Kinden bekommen. Vielleicht ist das n bissl DDR-spezifisch? Ich weiß es nicht.

Kennst du Statistiken über den BA-Abschluss? Ich glaube (gefühlt) die wenigsten werden mit 6 Semestern fertig. Da sind bestimmt viele bei 9 Semestern und damit von der Zeit her, wie damals beim Diplom.

Ich persönlich würde bei einem solchen Mann schleunigst das Weite suchen. Was auch immer der Grund für seine Unselbstständigkeit sein mag: Es ist nach meiner Erfahrung nicht zu erwarten, dass sich derartige Grundprägungen entscheidend ändern.

Heißt für die Lebenspartnerin: Sie übernimmt die Verantwortung für die Beziehung. Natürlich kann sie erzieherisch tätig werden und den Mann nach allen Regeln der Kunst dazu bringen, die eine oder andere Sache geregelt zu kriegen - aber viel mehr wird daraus auch nicht werden.

Es gibt Frauen, die das - zumindest für eine Weile - ganz toll finden. Sie empfinden sich als "Retterin" des armen Kerls, der in ihnen nun endlich jemanden gefunden hat, der ihm zeigt, wie das Leben funktioniert.

Allerdings wird der solcherart Beglückte meist nicht lange begeistert davon sein, sich plötzlich anstrengen und selbst für seine Belange einstehen zu müssen. Er hat ja ausreichend lange gelernt, dass das Leben auch prima funktioniert, wenn man andere machen lässt.

Und so wird aus der Rettungsaktion meist früher oder später eine böse Falle für die Partnerin, die irgendwann erkennt, dass sie keinen gleichwertigen Partner an ihrer Seite hat, der mit ihr die Lasten gemeinsam trägt. Stattdessen lastet neben der Verantwortung für das eigene Leben auch noch das des Partners auf ihren Schultern.

Gut geht das auf Dauer selten. Es sei denn, die Frau ist unbegrenzt leidensfähig.

Ich habe meinen Töchtern immer geraten, sich von solchen Kerlen fernzuhalten :).

Dass er spät im Uhrenlesen war und lange Bettnässer gewesen ist, finde ich völlig unwichtig. Es ist auch eher kontraproduktiv, wenn man all seine Schwächen und Fehler aus seinem bisherigen Leben zusammenzählt und ihm am Ende eine Diagnose stellt oder ihn als mental retardierten Schimpansen darstellt- davon hat ja niemand was. Wichtig ist einfach, was dich jetzt stört oder was ihm jetzt gerade im Weg steht. Wenn du zum Beispiel darunter leidest, dass er nicht mobil ist (weil er sich ständig fahren lassen muss), dann biete ihm doch an, gemeinsam mit dir Fahrrad fahren zu lernen. Und wenn dich stört, dass er noch bei seinen Eltern wohnt, weil du gerne ungestörter mit ihm wärst- dann schlag ihm doch vor, zusammenzuziehen. Und verlang ruhig von ihm, dass er Dinge tut, die er noch nicht kann oder sich nicht zutraut- z.B. könnt ihr euch die Hausarbeit teilen (du solltest vllt deine Lieblingsklamotten in Sicherheit bringen, wenn er mit Waschen dran ist ;)). Wenn ihm seine Eltern bisher alles abgenommen haben, dann ist er natürlich unselbstständig, aber das muss ja nicht so bleiben.

Sofern all´ dies Ihre Begeisterung für ihn immer noch nicht geschmälert hat, ruhig dranbleiben! Da liegt sicherlich noch ein gutes und interessantes Stück Entwicklungsarbeit vor Ihnen, wenn sie denn sowas mögen!?!

du solltest mit ihm mal zu einem Psychologen gehen, der kann evtl. weiter helfen.


abtreter 
Beitragsersteller
 14.10.2013, 14:47

dann erklär du mal deinem Freund oder Freundin dass du mit ihm/ihr zum Psychologen willst weil du glaubst dass bei ihm was nicht stimmt ^^ war auch nur eine Frage aus intresse an anderen Fällen.