Freund traut sich nichts, wer kennt das?
Hallo Leute,
mein Freund ist 36 und traut sich nicht wirklich etwas, ist aber voll der Pessimist und redet schlecht über Leute.
Er kann auch nett sein, aber nur wenn die Leute super freundlich zu ihm sind. Doch wenn es darum geht etwas zu tragen oder zu telefonieren, dann traut er sich nicht. Ich war auch schon mal in brenzlige Situationen wo er sich dann nicht getraut hat den Krankenwagen zu rufen. Auch wenn ich zum Beispiel etwas haben will und ich gerade nicht kann, gibt er sich mit ein Nein von der anderen Seite zufrieden und kämpft nicht um sein Recht. Auch hatte er einmal eine Falsch Angabe bei der Polizei gemacht. Er meinte ich wäre gefahren, obwohl er gefahren ist. Das hat mich damals total überrascht. Er kann auch so richtig laut und aggressiv werden, doch nach außen fällt er nicht auf.
Ich fühle mich so richtig unsicher bei ihm. Weil stellt euch mal vor, es passiert etwas sehr schlimmes, dann würde er den Krankenwagen nicht rufen.
Jetzt gerade haben wir Streit aus diesem Grund und deshalb geht er mir aus dem Weg.
Aber verstehe es nicht wieso ich immer die harte sein soll, während er sich behutsam im Hintergrund hält.
Kennt ihr das von irgendwo?
Hi, wie lange seid ihr zusammen. Warum bist Du noch mit ihm zusammen? Angst davor, einen Krankenwagen zu rufen - WARUM?
Seit 12 Jahre.
2 Antworten
Wenn jemand mit 36 Jahren so entscheidungsunwillig ist, deutet das meiner Meinung nach nicht unbedingt auf ein passives, desinteressiertes und herzloses Wesen hin und auch nicht auf "Ehrenlosigkeit", sondern eher darauf, dass in der Erziehung einiges schief gelaufen ist: Er weiß vermutlich gar nicht, wie er sich in so einer Lage richtig zu verhalten hätte, weil es ihm nie gezeigt worden ist - und deswegen geht er Situationen aus dem Weg, in denen es elektrisch werden könnte bzw. überlässt dann den anderen die Lösung des Problems - in dem Fall zum Beispiel das Rufen von Rettungswagen und Notarzt. So was passiert oft bei Menschen, denen die Eltern von Klein auf zu viel abgenommen haben. Ein Jugendfreund von mir war genauso - er war der Jüngste von drei Buben, mit deutlichem Abstand geboren, und wurde von seiner Mutter und der im Haus lebenden Tante so verwöhnt, dass er bei einfachsten Situationen nicht wusste, was zu tun ist und alle anderen entscheiden ließ. Ich würde aus dem Stand raus sagen, er hat einfach Angst davor, irgendwas falsch zu machen - weil er nicht weiß, wie es richtig gemacht werden sollte.
Er scheint total unsicher zu sein und ist möglicherweise ein Opfer seiner Erziehung - da kann man ihm so gesehen keinen Vorwurf machen, aber er müsste das erkennen und mit einer Therapie usw. oder eben enorm starker Eigenarbeit an sich selber (das GEHT, aber man muss dazu bereit sein ... nicht immer braucht man eine Therapie und einen Arzt - ich habe einige familiäre Sachen aus meiner Kindheit auch weitestgehend allein bzw. mit Hilfe von Freundin, bestem Freund und Onkel aufgearbeitet - hat lang gedauert, war aber erfolgreich ... ich bin jetzt 31) versuchen da ran zu gehen.
Anderes Thema: Geringe Bildung. Ich stamme aus der Vorstadt und einem sehr kleinbürgerlcihen Umfeld mit oft lückenhafter Bildung. Dort waren die meisten gewohnt, dass andere für sie entscheiden und sicherlich Recht haben, egal ob das "Studierte" sind, Chefs und Abteilungsleiter, Kommunalpolitiker, sonstige Politiker, Pfarrer, Lehrer oder später Lehrmeister, besser gebildete Nachbarn und was noch alles. Sie haben praktisch nichts entschieden, wiesen jede Verantwortung von sich, hatten es schon so von ihren Eltern und Großeltern gelernt und gaben es dann ihren Kindern auch wieder weiter. Möglicherweise stammt dein Freund aus solchen Verhältnissen und ist es schlicht gewohnt, dass andere "das schon regeln" und ganz bestimmt "besser wissen, was zu tun ist". An meiner Mutter sehe ich das auch noch ein bisschen, obwohl sie als Lehrerin sicher nicht ungebildet ist - aber so was ist tief in einem drin. Es wurde jedoch bei ihr spürbar besser, seit wir da nicht mehr wohnen und mit den Leuten da nix mehr zu tun haben.
Was ihr in der Beziehung machen sollt, weiß ich nicht und ich maße mir auch nicht an, da rein zu funken ... aber ihr solltet definitiv mal kritisch drüber reden. Das allerdings so, dass dein Freund sich nicht in die Ecke gedrängt und als schwach dargestellt fühlt, sondern so, dass er spürt, du willst ihm wirklich helfen und es ist dir wichtig ihm eine bessere Lebensqualität zu schenken.
Ja das ist auch wie bei meinem Vater so mein Ex ich habe leider einen Mann genommen zu Anfang der vom Wesen her wie mein Vater war und beide sind verwöhnte Einzelkinder denen alles abgenommen wurde. Als meine Mutter Schlaganfall bekommen hatte hat er auch nicht den Krankenwagen gerufen
Bei dem Typen läuft gewaltig was falsch. Überleg dir genau ob er das wert ist....