Freund radikalisiert sich (rechts), und jetzt?

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Das ist echt heftig - nur leider heutzutage zunehmend keine Seltenheit mehr. Die Leute radikalisieren sich - und die rechte Szene kann mitunter in ihrem Vorgehen tatsächlich schon an Sekten erinnern.

In solchen Kreisen geht's immer um "Kameradschaft", um "Zusammenhalt", um "Selbstschutz" und andere schön klingende Worte - und dann werden den Leuten Stück für Stück die ideologischen Gifte eingeimpft, die dann in Diskussionen mit jemandem wie dir ihren Effekt haben.

Der Ansatz des "Ihr habt alle keine Ahnung, denn nur ICH/WIR verstehen, was gerade passiert." macht jegliches Eingreifen von Außen leider unmöglich. Ein Therapeut würde die Radikalisierung deines Freundes vermutlich nicht zuletzt auf das Aufkündigen seiner Wohnung zurückführen - das wird deinen Freund allerdings herzlich wenig kümmern.

Die einzigen Möglichkeiten, die man da hat, sind Folgende:

1. Wenn du noch mehr seiner Freunde kennst, denen diese radikale Veränderung ebenso (negativ) auffiel, könntet ihr über ein Interventionsgespräch nachdenken. Wenn vier oder fünf Menschen, die schon lange zu seinem Leben gehören, geeint auftreten, kann er das nicht so einfach relativieren, wie jeden einzeln. Und bevor man ihn nicht "wachrüttelt", wird sein Kopf nicht zulassen, dass er erkennt, dass er abdriftet.

2. Abstand nehmen. Er war anständig, das streitet niemand ab - umso trauriger ist es, dass er diesen Aspekt offenbar verloren und durch Rassismus und Nazismus ersetzt hat. Doch alle Trauer ist kein Grund dafür, sich mit Menschen zu umgeben, die sich derart menschenverachtend äußern und herumbrüllen. Da geht's einfach auch um den Selbstschutz. Du kannst versuchen, ihn zur Vernunft zu bringen - aber wenn es nicht funktioniert, dann geh!

Es tut mir sehr leid, dass du das erleben musst. Sowas tut immer weh.


Schattentochter  07.01.2017, 19:52

Danke für das Kompliment. Es freut mich, wenn ich dir helfen konnte. Viel Glück für das Gespräch!

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Ich fürchte, daß Du ihn nicht auf den rechten Weg zurückbringen kannst. Wer sich so radikal verändert hat, wie Du ihn beschreibst, ist in einer Blase gefangen, aus der ihn ein Außenstehender nicht rausholen kann. Bevor er nicht selbst einsichtig wird, kommt niemand an ihn heran.

Du wirst Dich wohl oder übel von ihm abwenden müssen. Hilfe wird er nicht annehmen.


FreieWelt  07.01.2017, 19:50

Auf den rechten Weg ist er doch von sich aus schon gekommen :D

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Die Länge des Textes ist hier schon berechtigt, denn sonst hätten wir nicht DEN Eindruck, den wir bekommen müssen, um Dich bzw. Deinen Bekannten - ich weigere mich, ihn als -Freund- zu bezeichnen - zu verstehen. Oh mann! Was sagt man dazu! Ich kann mir vortellen, dass dieser Bekannte eher allein lebt. Er macht sich Gedanken. War ja auch am Anfang gut. Jetzt driftet er mehr und mehr runter. Nur: Wohin?

Du hast doch noch einen guten Draht zu ihm. Frag ihn mal ganz ruhig und besonnen, ob er leidet. Und unter was er leidet. Ob er sich Hilfe holen mag. Ich kann mir vorstellen, dass sein Ansinnen einen ganz anderen Grund hat als die Politik an sich. Denn er entfernt sich immer mehr vom Realen. Das macht mir große Sorge - wie Dir ja auch. Da muss etwas unternommen werden. Nur weiß ich nicht wer und wo. Und Dein - Freund - muss unbedingt bereit dazu sein, sich helfen lassen zu wollen. Sonst wird das nichts und Ihr streitet Euch noch bis zum Kampf.


Lichtpflicht 
Beitragsersteller
 07.01.2017, 19:26

Ich weiß, was du meinst. Ich habe ihn tatsächlich schon gefragt, ob was los sei. Ihm wurde seine Wohnung gekündigt und sein Job steht auf wackligen Beinen. Vielleicht kommt es ja da her. Aber er will keine Hilfe und sagt, er sei gestresst aber zufrieden mit seinem Leben (war vor ca 2 Wochen).

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AriZona04  07.01.2017, 19:28
@Lichtpflicht

Sei ihm weiterhin eine Freundin, wenn Du das seelisch durchstehst. Er braucht ja Halt und den findet er bei Dir. Wenn er mit Dir diskutieren will, sag ihm immer wieder, dass er sich Hilfe holen soll. Sag es nicht als Vorwurf, sondern als Angebot. Und beobachte weiterhin. Sag ihm auch, dass er irgendwann an DEM Punkt angekommen sein wird, wo Du nur noch die Polizei verständigen kannst, um ihn vor sich selbst zu schützen ;-)

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Der hat längst neue Freunde gefunden, früchte  ich. Irgendwo muß er den Schmarrn ja herhaben. er braucht dich nicht mehr als Freund, also solltest du einfach loslassen. Diskutieren bringt da nix.

So ist das im Leben, nicht alle Freundschaften halten für immer.

Jetzt ist individuelle Hilfe gefragt und keine Allgemeinplätze.

Leider ist der Verlauf den du hier beschreibst bei weitem kein Einzelfall. Dennoch mus die Hilfe hier auf deinen Freund abgestellt werden, weil jeder nunmal anders tickt.

Hier ein link der dir weiterhelfen kann: http://www.violence-prevention-network.de/de/aktuelle-projekte/crossroads

Viel Erfolg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Insiderwissen