Fragen zu Deutschland und dem Zweiten?
Als Ausländer verstehe ich wirklich nicht, warum Deutschland im Hinblick auf die Geschichte um 1939 nicht so sensibel ist wie andere Länder. Das Tabu der Deutschen, über dieses Thema zu sprechen, macht die Menschen sehr demütig. Kann irgendein Deutscher dieses Problem erklären?
Ich muss der Frage noch etwas
hinzufügen. Viele Menschen hier sind der Meinung, dass die Deutschen sehr ungern über den Sieg der deutschen Armee im Zweiten Weltkrieg sprechen. Auch wenn es um die deutsche Geschichte nach der Gründung des Deutschen Reiches geht, sind sie sehr zurückhaltend. Sie sind sehr besorgt, dass die Leute hinterfragen könnten, ob es nationalistische Inhalte gibt, die von Ausländern als aggressive Gedanken aufgefasst werden könnten. Deshalb hat die Bundesregierung dies stets vermieden. Dies ist die Ansicht vieler Menschen in unserem Land.
2 Antworten
Was meinst du mit "Das Tabu der Deutschen, über dieses Thema zu sprechen, macht die Menschen sehr demütig."
Erstens wird in D. recht viel über den 2. Weltkrieg und darüber, wie es dazu kam gesprochen, zweitens sind die Deutschen meiner Kenntnis nach ziemlich stolz auf das Wirtschaftswunder und ihre Rolle in der Weltwirtschaft und darüber, dass sie aus den Erfahrungen der Nazizeit so manches gelernt haben.
Wenn Du es so konkret ausdrücken willst.
Ja, die Täter wurden lange nicht 'gefragt' und haben nichts gesagt, 20-30 Jahre gar nichts, danach wenige oder sie waren bereits tot. Daher wissen die Kinder der Generation auch wenig. Die EnkelGeneration würde Zeitzeugen fragen, aber die Großeltern sind häufig bereits tot. Mein Dad war 9 am Ende des Krieges und wird jetzt 89. Was soll der erzählen? Er erinnert sich an FliegerAngriffe, Bunker, sogar auf einem Feldweg wurde er angegriffen, Hungerzeit in Trümmern, ZwangsEinquartierung, ... . Aber auch das sind ja keine 'schönen' Erinnerungen, die man 'gern' anderen erzählt.
Wie soll es da einem gehen, wenn man iwann herausfindet, dass der Urgroßvater ein aktiver Nazi war, Kriegsverbrechen begangen hat, oder im KZ gearbeitet hat.
Man 'flüchtet' sich etwas unkonkret ins allgemeine 'nicht vergessen' und 'nie wieder'! Es nutzt ja auch wenig. Meine Großväter kann ich schon lange nicht mehr fragen.
Ok, danke, ich verstehe jetzt ein bisschen mehr.
Deutschland ist seit Jahrzehnten dabei seine jüngere Geschichte aufzuarbeiten, anders als die meisten anderen Staaten, die iwie Dreck am Stecken haben. Das war zwar nicht immer so, weil man bis zu den 68ern/Anfang der 70er eher 'verdrängt' hat, aber von daher weiß ich nicht, was Du meinst?!
Ehrlich gesagt möchte ich vor allem verstehen, warum die Deutschen es eher vermeiden, über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zu sprechen, und den Menschen sogar ein Gefühl der Demut vermitteln. Dies ist im Gegensatz zu anderen Ländern auch heute noch der Fall. Ich verstehe die sozialen und historischen Gründe dafür nicht ganz und weiß auch nicht, warum der entstandene Schaden so groß ist.
Es ist kein schönes Thema und mehr oder weniger waren ja alle iwie mehr oder weniger beteiligt! Die meisten als Täter, wenn auch nur als Soldat, viele auch als Profiteure, wozu auch viele große und bekannte Firmen zählen, oder eben als Opfer, Juden, aber auch Minderheiten, oder politische Aktivisten.
Meine Großväter waren einfache Soldaten, obwohl Ende 30, teilweise verheiratet, mit Kindern. FREIWILLIG war das jedenfalls nicht!
Der eine war an der Ostfront, musste ein schweres MG schleppen, wurde schwer verwundet, kam nach Hause und starb mit Anfang 50, 10 Jahre nach dem Krieg, als seine Kinder noch u20 waren.
Der andere war in Paris, kam an der Westfront in Gefangenschaft und hatte danach noch ein langes schönes Leben!
Was da aber 'wirklich' so passiert ist, weiß keiner von uns, auch meine Eltern nicht! Beide wurden nie gefragt! Der eine ist zu früh nach dem Krieg gestorben, als sowas eben totgschwiegen wurde und seine Kinder waren zu jung um zu fragen. Der andere wurde auch später nicht gefragt! Seine Kinder haben das auch in den 80er nicht gefragt und als ich alt genug gewesen wäre, war er tot.
Ok, aber selbst die ältere Generation, die nicht kurz nach dem Krieg starb, vermeidet es, darüber zu sprechen. Es scheint, als ob eine ganze Generation von Deutschen es vermeidet, darüber zu sprechen. Es gibt mir das Gefühl, dass selbst moderne Deutsche nicht wirklich gerne nach den vergangenen Erfahrungen ihrer Vorfahren fragen.