Fitnessstudio Sonderkündigung wegen Umzuges?
Hallo, ich hoffe dass mir hier jemand weiterhelfen kann. Und zwar haben ich und mein Freund letztes Jahr im November erneut über 2 Jahre einen Fitnessstudio Vertrag abgeschlossen.
Nun mussten wir aber aus beruflichen Gründen nach Österreich ziehen, somit haben wir jetzt eine einfache Wegstrecke von 80km zum Fitnessstudio.
Wir haben uns daher im Fitnessstudio informiert, zwecks Sonderkündigung. Die Mitarbeiterin an der Rezeption meinte, dass es gar kein Problem sei den Vertrag vorzeitig zu kündigen, wir müssen der Kündigung nur eine Meldebescheinigung hinzufügen. Genau das haben wir dann auch gemacht, nun kam ein Schreiben (siehe Anhang) zurück.
Sehr geehrte Frau ... ,
wir müssen Ihnen mitteilen, dass aufgrund Ihres Umzugs kein Sonderkündigungsrecht besteht.
Dies besagt auch ein BGH-Urteil vom 04.04.2016 (BGH Urt. v. 4.5.2016 – XII ZR 62/15, BeckRS 2016, 9250).
„Allein der Umstand, dass der Kunde eines Fitnessstudios seinen Wohnort wechselt, vermag eine außerordentliche Kündigung seines Vertrags nicht zu rechtfertigen (im Anschluss an Senatsurteil vom 8. Februar 2012 - BGH Aktenzeichen XIIZR4210 XII ZR 42/10 - NJW 2012, NJW Jahr 2012 Seite 1431)“ (amtlicher Leitsatz).
Zur Erklärung:
Der Kunde, der einen längerfristigen Vertrag über die Erbringung einer Leistung abschließt, trägt grundsätzlich das Risiko, diese aufgrund einer Veränderung seiner persönlichen Verhältnisse nicht mehr nutzen zu können. Etwas anderes gilt nur, wenn ihm aus Gründen, die er nicht beeinflussen kann, eine weitere Inanspruchnahme der Leistung des anderen Vertragspartners nicht mehr zumutbar ist.
Dennoch verstehen wir Ihre Situation und bieten Ihnen daher an, Ihre Mitgliedschaft von einer anderen Person, die Sie als Ersatz finden, übernehmen zu lassen.
So können Sie persönlich dennoch vorzeitig aus der Mitgliedschaft entlassen werden. Selbstverständlich muss diese Person in der Lage sein, die vereinbarte Mitgliedschaft zu erfüllen, was unsererseits geprüft wird.
Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute
Mit freundlichen Grüßen
Wir müssten also jedes Mal 160km (Hin u. Zurück) fahren um zu trainieren. Das kann und will keiner von uns beiden auf sich nehmen.
Und einfach pro Person 60€ monatlich weiter zahlen zu müssen für das, dass wir unseren Vertrag nicht mehr nutzen können finde ich echt übertrieben.
Vielleicht war jemand von euch schon mal in einer ähnlichen Situation, und kann uns vielleicht einen Ratschlag geben ob es doch noch eine Möglichkeit gibt frühzeitig aus dem Vertrag zu kommen?
(Noch kurz zur Info: wir kennen niemanden der uns den Fitnessstudio Vertrag abnehmen würde, und ich habe auch keine Rechtsschutzversicherung.)
Ich bedanke mich schon mal im Voraus.
4 Antworten
Ist genau so, wie es das Studio geschrieben hat. Leider.
Offensichtlich ist das Studio leider auch ein Saftlaflden. Weil die Mitarbeiter an der Theke keine Ahnung haben.
Folgende Möglichkeiten sehe ich:
- Du kannst noch mal die AGBs durchlesen, ob da irgendwas dazu drin steht. Weil, es gilt in Deutschland die Vertragsfreiheit. Bedeutet, wenn in den AGBs dir das Sonderkündigungsrecht wegen Umzug eingeräumt wurde, dann gilt das auch.
- Du kannst auch an die Kulanz appellieren, also dass ihr euch einigt. ZB 6 Monate noch bezahlen, dann endet der Vertrag.
- Oder, du kannst mal einen Anwalt befragen. Vielleicht geht es über den Weg, dass der Mitarbeiter an der Theke euch das zugesagt hat. Und du als Kunde kannst drauf vertrauen, dass das gilt, was dir das Personal sagt. Es geht ja hier immerhin um eine Summe in der Größenordnung von 1500 bis 2000€. Da kann man auch mal beim Anwalt nachfragen.
Egal, was dabei raus kommt. Ich würde auf jeden Fall eine Vereinbarung machen, dass du die offene Summe auf einmal bezahlst. Weil, dann passiert es nicht, dass du nächstes Jahr dich noch rum ärgern musst mit Forderungen.
Und ich würde auf jeden Fall noch mal klarstellen, dass du hilfsweise ordentlich kündigst. Nicht dass sie die Sonderkündigung ablehnen und dann, weil du nicht sonst gekündigt hast, den Vertrag noch mal verlängern.
eventuell lässt sich Studiobesitzer auf Vertragsänderung ein.
Dieser wird abgeändert z.B. auf tägliche Kündigungsfrist.
Damit wären natürlich die monatlichen Gebühren höher.
Diese müsstet ihr für die Vergangenheit nachzahlen.
Nun gilt es zu rechnen ob Vertragsänderung günstiger wäre oder einfach weiter zahlen
Rechtschutz nicht nötige, eventuell eine Rechtsberatung bei einer Verbraucherschutzzentrale anfragen - so etwas hatten hatten wir beim Urheberrecht (angeblich illegaler Download über unser WLAN) und mit einmalig 60€ eine Beratung mit Schreiben.
Das ist doch ein etwas anderer Fall als die Urheberrechtsverletzung. Zumal es hierzu ein eindeutiges Urteil des BGH gibt.
Ja, da hast Du Recht. Aber das wäre eine mögliche Alternative gewesen, falls doch Beratungsbedarf bestünde.
Das BGH-Urteil ist da eindeutig. Das Studio hat euren Umzug nicht zu vertreten, höhere Gewalt scheidet auch aus, daher besteht kein Sonderkündigungsrecht.
Vermutlich gibt es Verträge mit kürzerer Laufzeit und höheren monatlichen Gebühren. Möglicherweise ist da ein nachträglicher Wechsel auf Kulanz möglich.