Fernbeziehung: er will nicht das ich zu ihm ziehe?
Seit einem Jahr habe ich eine Beziehung mit einem alten Familienfreund von uns. Er ist 27 Jahre alt, ich bin 32. Wir kennen uns seit unserer Kindheit, aber erst seit einem Jahr haben wir intensiven Kontakt. Seit einem halben Jahr haben wir auch eine romantische Beziehung. Obwohl wir in zwei verschiedenen Ländern leben, haben wir uns in den letzten sechs Monaten 13 Mal getroffen. Jedes Treffen mit ihm ist wunderschön und er zeigt aufrichtige Gefühle für mich. Seine einzige vorherige Beziehung hatte er während seines Studiums vor sieben Jahren, die vier Jahre lang dauerte. Nach dem Ende dieser Beziehung, die nicht funktioniert hat, stürzte er in eine tiefe Depression. Diese Informationen habe ich nicht von ihm selbst, sondern von einem seiner Kollegen.
Vor zwei Monaten fragte ich ihn, ob wir offiziell zusammen sind, aber anfangs zögerte er und meinte für ihn ist es gerade perfekt so wie es ist. Zwei Wochen später änderte er seine Meinung und erklärte, dass er trotz seiner Angst mit mir zusammen sein möchte und es versuchen will. (Ich bin seine zweite Freundin.)
Da ich keine Fernbeziehungen mag und im März mein Job beende , schlug ich letztens vor, zu ihm zu ziehen. Er reagierte darauf nicht so positiv (obwohl er vor zwei Monaten meinte, wenn wir in einer Beziehung sind, möchte er keine Fernbeziehung). Leider sagte ich ihm dann, dass ich keine Fernbeziehung mehr führen möchte und es für mich so nicht weitergehen kann.
Daraufhin meinte er, ich hätte ihn als Lebensziel betrachtet, aber er möchte nicht, dass ich meine Entscheidungen von ihm abhängig mache. Er sagte: 'Handle so, wie du handeln würdest, wenn ich nicht existieren würde.' Dann erwähnte er mein Alter und dass ich vielleicht reifer für den nächsten Schritt bin.
Ehrlich gesagt, fühlte ich mich schlecht, ihn unter Druck zu setzen, besonders weil wir erst seit einem halben Jahr zusammen sind und erst seit zwei Monaten offiziell eine Beziehung führen.
Aber ich fühle mich gerade etwas verloren und unzufrieden, außer wenn wir zusammen sind – dann fühle ich mich gut.
Er entschuldigte sich später und sagte, er wolle nur, dass ich glücklich bin. Er möchte nicht, dass ich zu ihm ziehe und weniger verdiene, wenn mich das unglücklich machen würde. Er würde es großartig finden, wenn ich zufällig in seine Nähe ziehe, weil es meine eigene Entscheidung wäre und ich mit meinem Job zufrieden wäre. Das würde ihm gefallen, aber ansonsten würde ihm die Distanz nicht fehlen. Mich verletzt es, dass er meint, ich hätte ihm ein Ultimatum gestellt (obwohl ich das eigentlich nicht getan habe).
Ich bin momentan am Reisen und er plant eine Reise für den nächsten Monat für uns beide. Danach muss ich mich um einen Job kümmern und ich fürchte, wieder unzufrieden zu sein.
Ich habe ihm nun nach einer Woche nachdenken eine lange Nachricht geschrieben, in der ich meinte ich hoffe es habe aus seinem Mund nur die Angst gesprochen und nicht das was er wirklich denkt. Auch das meine Angst ist, das er sich nie eine Zukunft mit mir vorstellen kann und wie ich mir in einer Partnerschaft den gemeinsamen Weg vorstelle. Darauf meinte er nur, das er seine Ängste teilt, ist aber nicht mehr darauf eingegangen. Das er sich nicht mehr Mühe gegeben hat mit der Antwort tut weh. Ich fühle mich bezüglich meinen Gefühlen nicht ernstgenommen und respektiert. Soll ich mich zurückziehen und abwarten, ob er mehr dazu zu sagen hat und ihn nach 2 Tagen wieder darauf ansprechen?
Oder ist seine knappe Antwort einfach mehr als genug zum wissen, das er es mit mir einfach nicht ernst meint?
3 Antworten
Mir persönlich ist es schleierhaft, warum es für soviele Menschen immer nur fernbeziehung oder zusammenziehen gibt.
Ich persönlich bin mittlerweile ein starker Gegner von Zusammenziehen, weil die Routine und das Aufeinanderhängen einfach ein zu krasser Liebestöter ist und es auch im praktischen Sinne nur Nachteile gibt.
Das Geilste an einer Beziehung ist doch wenn die Spannung erhalten bleibt und dazu scheint mir - zumindest die Möglichkeit - einer räumlichen Distanz notwendig zu sein.
Sich gemeinsam irgendwo auf ein Treffen zu verabreden, ist einfach nicht so aufregend, wenn beide gleichzeitig dieselbe Tür verlassen.
In die Nähe ziehen - und zwei Wohnräume zu haben, die man miteinander teilen kann, individuell gestalte kann, im Zweifel auch mal als Rückzugsort nutzen kann, und vieles mehr - macht für mich viel mehr Sinn.
Und ich denke, dass dein Typ vielleicht genauso denkt. Nur dass er es nicht so direkt sagen wollte, weil er Angst hat, dich damit zu enttäuschen. Weil Frauen sich dann gerne denken, dass man einen nur hinhalten will oder sowas in der Art. Und deswegen druckst er jetzt rum. Aber das ist blödsinn.
Macht es einfach nicht komplizierter als es wirklich sein muss und geht einen Schritt nach dem anderen und nicht direkt von A nach Y.
Daraufhin meinte er, ich hätte ihn als Lebensziel betrachtet, aber er möchte nicht, dass ich meine Entscheidungen von ihm abhängig mache.
So ein Blödsinn.
Eine romantische Beziehung ist mit eine der größten Sachen, die den meisten Menschen im Leben begegnen. Da gibt es nichts, was nicht irgendwie Einfluss auf den/die Andere:n nimmt oder von diesem/dieser abhängt. Es ist daher gut, richtig und wichtig, wenn man gemeinsam plant, um eben aufeinander bestmögliche Rücksicht nehmen zu können.
Auch die 5 Jahre Unterschied machen da jetzt nicht sonderlich viel aus...
Es ist gut, dass du dein Bedürfnis kommuniziert hast. Wenn für dich jetzt schon klar ist, dass du nicht länger eine Fernbeziehung führen möchtest, dann ist das ernstzunehmen.
Vielleicht kannst du ja gucken, ob du ihm noch ein Weilchen Zeit geben kannst. Aber früher oder später - und darin scheinst du dir sicher zu sein - willst du dir mit ihm gemeinsam eine Zukunft aufbauen.
Was das Gehalt angeht: Ist das wichtiger als eine glückliche Liebesbeziehung?
Für mich persönlich nicht. Wie sieht es bei dir aus? Wie sieht es bei ihm aus?
Ggf. hat er aufgrund seiner vorherigen Beziehung auch kalte Füße und Bindungsängste. Das zu bearbeiten kostet Zeit und Nerven und am besten auch eine gute Psychotherapie. Du musst dir überlegen, ob du bereit wärst das mit ihm in Angriff zu nehmen.
Ich kann verstehen, dass er sich gefühlt hat, als würdest du ihm ein Ultimatum stellen. Wenn man so etwas sagt wie "lass uns zusammenziehen, sonst kann ich diese Fernbeziehung nicht mehr weiterführen", klingt das schon wie ein Ultimatum. Hoffentlich kannst du das richtig stellen und ihm deine Bedürfnisse mit der entsprechenden Rücksicht auf seine Gefühle mitteilen. Sag ihm also, inwieweit du bereit wärst ihmzuliebe Kompromisse einzugehen.
Wie wäre es sonst für dich in seine Nähe zu ziehen ohne direkt zusammenzuziehen? Könnte das euer Problem nicht zumindest vorübergehend lösen?
Na so kurzer Zeit würde ich auch noch nicht zusammenziehen wollen, da kann ich ihn voll und ganz verstehen.
Ich finde seine Sicht absolut vernünftig und realistisch und würde dir dasselbe empfehlen, tu was für dich richtig ist aber beziehe ihn da nicht direkt mit ein.