Exzentrische Lernmethoden?
Guten Abend meine lieben Mitmenschen.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich eine feurige Diskussion mit einem Bekannten über gewisse Lernmethoden, die das Büffeln erleichtern sollen. Ich habe ihn informiert, dass ich, beispielsweise beim Lernen für das Fach Geschichte, mich in eine spezifische Situation versetze: Ich tue so, als wäre ich ein Nachrichtenübermittler im Mittelalter oder später, der auf einem Ross von Reich A zu Reich B reitet, um seinen Herrscher über das Gehörte zu informieren. Dabei muss ich mir natürlich alles genau merken, da es damals noch keine Aufnahme- oder Diktiergeräte gab.
Diese Methode verleiht mir ein wenig Adrenalin und hilft mir somit, nicht vor Langeweile zu verwelken, während ich akribisch auswendig lerne.
Nun wurde mir jedoch von diesem nicht allzu sympathischen Bekannten eingeflüstert, ich hätte auf Grund dieser Methode eine Vorform einer mentalen Störung.
Kann das stimmen? Ist etwas inherent falsch an mir?
Mit freundlichen Küssen,
euer Fitz.
3 Antworten
Ich sehe darin keine Form einer mentalen Störung. Ich sehe das eher als eine Form der Selbstmotivation an, die das Lernen für dich interessanter macht.
Storytelling kann eine sehr gute Methode sein zum Lernen.
Ich mag es lieber verschiedene Informationen zu kombinieren, um möglichst wenig Gehirnschmalz zu verwenden.
Beispiel: Statt die Differenzierungsregeln fürs multiplizieren und dividieren zu lernen, kombiniere ich das einfach mit dem Wissen, dass man aus jeder Division eine Multiplikation machen kann. Zusätzlich lerne ich z.B. nicht die Formeln in Physik, sondern leite z.B. bei der Geschwindigkeit die Strecke nach der Zeit ab. Ist sowieso besser wegen der Konstante, die in der Formelsammlung meist nicht mit beachtet wird.
Es ist hilfreich zu wissen, wie unser Gehirn beim Lernprozess und überhaupt arbeitet.
Für alle schnellen Reaktionen, über die wir nicht groß nachdenken, ist unser System1 zuständig, wo alle Routinesituationen abgearbeitet werden.
Anders beim System 2, welches langsam arbeitet und zuständig ist für die Aufnahmen von neuen Informationen.
Werden neue Informationen aufgenommen, werden diese in im Hippocampus zwischengespeichert.
Dabei erfolgt eine Splittung bei der Ablage im Hippocampus der Information in wann und wo fand das Ereignis statt sowie was und wie wurde erlebt.
Der Hippocampus vermag lediglich über einen Tag Informationen zu speichern.
Aus diesem Grunde werden die im Hippocampus als wichtig erachteten Informationen in der Nacht in der ersten Tiefschlafphase in den Neokortex mehrfach langsam geschrieben, wobei eine Fragmentierung der Informationen erfolgt.
Im Hippocampus werden nun sogenannte Indexneuronen gebildet, die auf die fragmentierten Speicherorte im Neokortex verweisen.
Am nächsten Tag kann man die Informationen aus dem Neokortex wieder abrufen.
Wenn jetzt die abgerufenen Inhalte erneut wiedergegeben werden, z. B. durch erneute Erzählung, werden nach dem gleichen Muster über den Hippocampus Kopien im Neokortex angelegt.
Bedeutet:
Wenn man Gelerntes öfters laut wiedergiebt bzw. wiederholt, festigt sich dieses deutlich.
Das bedeutet aber auch, dass der beste Zeitpunkt zum Lernen vor dem Schlafengehen ist, da die Information im Hippocampus noch ganz frisch ist.
Erstmal: ich finde deine Formulierungen klasse, richtig "adrett" :D
zum Thema: Das ist keine Vorform einer mentalen Störung, sondern das nennt man Kreativität um leichter lernen zu können. Mit dir ist alles gut!
Vielen Dank, durch das Schreiben drücke ich mich gern aus! Und danke für Antwort, Thomas!