Evoloutionstheorie, Adam und Eva?

13 Antworten

Aber, die Evoloutionstheorie spricht doch gegen Adam und Eva, oder nicht?

Nein, das berührt sich gar nicht. Adam und Eva haben weder mit Schöpfung noch mit Evolution irgendwas zu tun. Ab Gen. 2.5 geht es nur noch um Mesopotamien, einen winzigen Ausschnitt innerhalb der seit Gen. 2.4 als gegeben vorausgesetzten Schöpfung. Das gilt auch für die nachfolgenden biblischen Texte inclusive Sintflutbericht.

In Gen. 1.26 steht als Verb ,,asah", ein Allerweltswort, welches ganz allgemein die fortlaufende, allmähliche Zubereitung bestehenden Materials ausdrückt. Im Schöpfungsbericht wird es desweiteren bei der Weiterentwicklung der Landtiere verwendet (Gen. 1.25), nachdem diese bereits auf das Festland gekommen waren (1.24). Auch hier haben wir wieder zwei verschiedene Aussagen und Vorgänge. Asah kann sich auch auf die Zubereitung eines Gerichts (aus vorhandenen Zutaten) beziehen und wird sogar für Pflanzen verwendet. Bei der Verheißung für Abraham heißt es: ,,Ich werde eine große Nation aus dir machen." Auch hier wieder kein Schöpfungswunder, sondern allmähliche Werdung. Die vielzitierte ,,Erschaffung" (bara) des Menschen in Gen. 1.27 ist nur der zweite Teil der Menschwerdung und bezieht sich somit nicht auf den menschlichen Körper, welcher ja schon zuvor zubereitet worden war, sondern auf die spezifischen geistigen wie personellen Fähigkeiten des Menschen (Gottebenbildlichkeit), welche wie zuvor die Materie (Gen. 1.1) und die Tier,,seelen" (Gen. 1.21) einzigartige Neuerscheinungen darstellen. Wir reden auch gar nicht von nur einem einzigen Menschen oder zwei, sondern von einer ganzen Gruppe unbestimmter Stärke. Ādām ist hier kein Personenname, sondern kollektiver Artbegriff für den Menschen schlechthin. Nachdem die fraglichen Begriffe geklärt sind, kann man sich den geschilderten Ablauf wie folgt vorstellen:

Eine Gruppe gewisser Landtiere wird zu einer menschlichen Gestalt modifiziert und mit kognitiven Fähigkeiten in einzigartiger Konzentration ausgestattet, woraufhin sie sich kraft ihres Fortpflanzungstriebes über die ganze Erde ausbreitet. Dies wird bestätigt durch den zusammenfassenden Abschlusssatz (Kolophon) in Gen. 2.4, welcher einer heutigen Überschrift entspricht und das ganze Geschehene rückblickend als ,,Stammesgeschichte" oder auch Familiengeschichte (hebr. Toledot) bezeichnet. In dieser längst bevölkerten Welt erscheinen schließlich Adam und Eva, die ersten namentlich erwähnten Individuen der biblischen Geschichtsschreibung im eigentlichen Sinne. Die Paradiesgeschichte knüpft inhaltlich nahtlos an das generische Sechstagewerk an und setzt es im lokalmesopotamischen Rahmen fort, s. o..

Analog zur paläoanthropologischen Ebene, wo es keine scharfe Grenze gibt zwischen ,,Mensch" und ,,Tier" (und auch die Übergänge zwischen den Menschenarten sind fließend), lässt sich auch auf exegetischer Ebene keine scharfe Grenze ziehen zwischen dem Zubereitungsprozess aus Tiermaterial (Gen. 1.26) und der ,,Erschaffung" zum vernunftbegabten Geistwesen (Gen. 1.27). Der österreichische Bibelexperte Paul Hengge versteht Gen. 1.28 als den Wechsel zum aufrechten Gang: ,,Nehmt die Erde unter eure Füße!" - und setzt die Erschaffung somit bereits im frühesten Entwicklungsstadium der Menschheit an. Der belgische Bibelexperte Karel Claeys hingegen lässt die Gottebenbildlichkeit erst mit dem Auftreten des Homo Sapiens (,,wissender" Mensch) gelten. Ich persönlich tendiere eher zu Letzterem. Außerdem ist der Mensch immer ein Tier (hebr. behema) geblieben, wie Pred. 3.18-20 nochmal betont.

Auslegungsgeschichtlich werden Adam und Eva typischerweise mit den körperlich ,,ersten" Menschen im Sinne von Gen. 1.27 gleichgesetzt - und ,,real existiert habend" mit ,,historisch". Aber das ist eine Rauchgranate: Eine ,,historische Persönlichkeit" kann niemals der körperlich erste Mensch sein. Oder andersrum formuliert: Gerade die Tatsache, dass Adam und Eva nicht die körperlich ersten Menschen waren, macht sie zu historischen Persönlichkeiten. Geschichtsschreibung verlangt ein entwickeltes Schrifttum, was sich ein einziger Mensch, der noch dazu geschichtslos in eine menschenleere Welt katapultiert wird, unmöglich alleine aus dem Hut hätte zaubern können. Sowas wird über Generationen entwickelt und tradiert. Die wirklichen ,,ersten" Menschen kamen eine schiere Ewigkeit schriftlos aus, deshalb gehören sie als namenloses Kollektiv in die Vorgeschichte (Gen. 1.26-31), welche genauso real ist.

Buchtipps: ,,Die Bibel bestätigt das Weltbild der Naturwissenschaft" von Karel Claeys

,,Auch Adam hatte eine Mutter" von Paul Hengge

,,Klima und Kulturen - Die Geschichte von Paradies und Sintflut" von Elmer Buchner

Das die ersten Menschen dunkelhäutig waren.

Naja das stimmt nicht ganz. Die ersten Menschen waren behaart und darunter war die Haut hell. Die Dunkelfärbung war eine Anpassungsreaktion nach dem Fellverlust.

Das wir Menschen nicht der Mittelpunkt der Erde sind

Nein, darüber sagt die Evolutionstheorie gar nichts. Sie ist weder Allerklärung noch Sinnstifter, sondern konzentriert sich in erster Linie auf den Artenwandel.

Wenn Adam und Eva wirklich existiert haben, müssten doch irgendwo ihre Fossilien auftauchen?

Fossilien sind reine Glückssache und keineswegs zwangsläufig. Sie entstehen nur unter den passenden Bedingungen. Die gefundenen Fossilien sind nur ein winziger Ausschnitt der Evolutionsgeschichte.

Woher ich das weiß:Recherche

"...die Evoloutionstheorie spricht doch gegen Adam und Eva, oder nicht?"

Ja, das täte sie dann, wenn die Paradiesesgeschichte in Gen 2 AUCH eine wissenschaftliche Theorie wäre - man beachte den Konjunktiv...

Die Erzählung von Adam und Eva hat (und hatte niemals....) jedoch nicht den Anspruch darauf, als wissenschaftlich belegte Theorie zu gelten und als solche gelesen zu werden, und - ganz nebenbei bemerkt - auch nicht als historischer Bericht.

Die Krux dieses Diskurses besteht daher nicht in widersprüchlichen Aussagen der Texte, als darin, literarische Gattungen unreflektiert zu vermischen.

Es wäre etwa so, wie wenn sich ein Forscherteam aufmachen würde, den Knochen zu finden, den Hänsel der Hexe entgegenstreckt, um vorzutäuschen, dass er immer noch nicht fett genug war, um diesen mit modernen Untersuchungsmethoden danach zu examinieren, von welchem Tier (oder gar Menschen - womöglich war die Hexe ja eine notorische Kannibalin - man würde auch das herausfinden, wenn man noch Reste der Asche der Hexe finden könnte...) dieser stammte, wie alt dieses Lebewesen zum Zeitpunkt der Verspeisung war und wovon es sich vorzugsweise ernährte... Ich sehe schon die Sensationsschlagzeilen in Fach- und Boulevardpresse: "Hänsel und Gretel - Forensiker der Universität Disneyworld decken auf, was damals in und um das Knusperhäuschen wirklich geschah!"...

Leider scheinen Sie keine Ahnung zu haben, was eine wissenschaftliche Theorie, hier speziell die Evolutionstheorie, ist.

Ihre Aufzählung ist ein wilder Mix aus Behauptungen, Spekulationen und Halbwahrheiten und hat mit der ET wenig bis nichts zu tun.

Laut der katholischen Kirche ist die Evolutionstheorie mit dem Glauben vereinbar.

Ich denke, dass der biblische Schöpfungsbericht kein naturwissenschaftlicher Bericht ist. Die Intention der Autoren war meiner Ansicht nach eine andere. Man muss den Kontext betrachten, in dem der Schöpfungsbericht entstanden ist. Beim Entstehungszeitpunkt waren vermutlich viele Israeliten im Exil in Babylon. Hier lernten sie andere Religionen kennen, in denen z.B. die Sterne Götter waren. Der biblische Schöpfungsbericht hat nun das Ziel zu zeigen, dass die Sterne vom Gott der Bibel geschaffen wurden und somit keine Götter sein konnten. Das Ziel des Schöpfungsberichts ist damit nicht, eine naturwissenschaftliche Erklärung abzugeben, sondern zu zeigen, dass der Gott der Bibel alles alleine geschaffen hat und die Natur oder die Sterne keine Götter sind.

Man kann sich auch als gläubiger Mensch mit Naturwissenschaften beschäftigen. Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht immer widersprechen. So hat zum Beispiel Mendel, ein katholischer Mönch, wichtige Entdeckungen bei der Genetik gemacht. Der Mensch, der die Urknalltheorie aufgestellt hat, war katholischer Priester.


Homosapien29 
Beitragsersteller
 26.03.2022, 00:19

Du hast meine Frage nicht beantwortet.

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Ich kann leider nicht auf jeden deiner Punkte eingehen, dazu kenne ich mich noch zu wenig mit der Evolutionstheorie aus.

Zu Punkt 5: Demnach müssten wir von allen Menschen, die jemals gelebt haben, Fossilien finden. Nach meiner Kenntnis zerbröselt der menschliche Körper zu Erde und Staub. Nur unter bestimmten Voraussetzungen werden Körper(-teile) erhalten, z.B. durch Mumifizierung.

Bezüglich der Chromosomen habe ich eine ganz neue Interpretation der Erschaffung von Adam und Eva verfilmt:

https://www.youtube.com/watch?v=9oMP-HrTcQE

Liebe Grüße von Sabine Ostendorf

Woher ich das weiß:Hobby

ThomasJNewton  26.03.2022, 09:27

Mit Anatomie kennst du dich anscheinend auch nicht aus.
Menschen haben 12 Rippenpaare.

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SabineOs  26.03.2022, 10:43
@ThomasJNewton

Das stimmt, das wusste ich wirklich nicht. 😅 Doch hätte ich diese Rippen gemeint, hätte ich das vorher recherchiert.

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ThomasJNewton  26.03.2022, 11:01
@SabineOs

Es zählt ja der Zweck.
In diesem Fall, leichtgläubige Laien mit pseudowissenschaftlichen Kunststückchen zu verblüffen.

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SabineOs  26.03.2022, 11:30
@ThomasJNewton

Ich war bis jetzt noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass meine Interpretation als Kunststückchen verstanden werden kann. So war sie jedenfalls nicht gemeint. Es handelt sich lediglich um eine andere als sonst übliche Interpretation einer Bibelstelle.

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