Erziehungshilfe: kleine Schwester?
Hallo zusammen, ich möchte ein Thema ansprechen, was mich sehr bedrückt und bei dem ich dringend um eure Hilfe bitte.
Meine Schwester ist 10 Jahre alt und ich bin 17 Jahre alt. Ich liebe meine Schwester, aber es ist echt schwer. Wenn ich zu Hause komme gibt es immer Streit. Meine Familie zu beschimpfen und zu beschreien wenn ihr etwas nicht passt, ist ganz normal für sie. Wenn man versucht ihr ihre Fehler zu erklären, versteht sie es nicht und wird direkt offensiv. Wenn sie sieht, dass uns ihre Aktionen verletzen, zeigt sie meistens keine Empathie, sondern lacht manchmal und spricht unsere Fehler an ohne ihre eigenen zu reflektieren. Unsere Fehler liegen auch meistens Wochen zurück und haben nichts mit der jetzigen Situation zu tun. Empathie zeigt sie nur wenn sie gerade etwas von uns braucht. Ihre Aktionen beinhaltet wochenlanges schreien und gewalttätig werden, wenn sie etwas unbedingt haben möchte. Letztens war es ein Bett, welches sie UNBEDINGT jetzt haben wollte, obwohl wir ihr gesagt haben, dass wir es nicht sofort beschaffen können. Ist so ein Verhalten in ihrem Alter noch normal? Ich weiß auch nicht wie ich reagieren soll, vor allem wenn sie mich schlägt.
Meine Eltern wissen auch nicht weiter und ich wünsche mir, dass es zu Hause einfacherer wird zu leben. Für alle. Meine Schwester tut mir auch leid und ich möchte das richtige für sie tun.
4 Antworten
Leider wirst du hier keine direkte Hilfe bekommen können, denn die Arbeit, die für alle Beteiligten in eurem Familiensystem zu tun wäre, kann euch niemand abnehmen.
Ich mag dir aber meine Empfindungen mitteilen und hoffe, du kannst damit etwas anfangen.
Das Kind hat seit Januar 2021 einen Schock, der eine Erklärung für ihr Verhalten sein kann. (Es war die Zeit von Corona usw.)
In Familien gibt es Ordnungen. Danach sind die Eltern die Großen und die Kinder sind die Kleinen. Diese Ordnung wird von dem Kind schockbedingt missachtet, so dass es sich als die Große wähnt und alle anderen, auch dich nicht wirklich achtet oder als die Größeren innerhalb der Ordnung anerkennt. Das ist keine Boshaftigkeit deiner Schwester. Sie kann im Moment wirklich nicht anders.
Die Lösung wäre, dass deine kleine Schwester Hilfe bekommt, die ihr ermöglicht, ihre unterdrückten Emotionen zum Ausdruck zu bringen, indem sie darüber spricht. Das zugehörige Verfahren wäre eigentlich eine Traumatherapie.
Leider ist das kaum machbar, denn solche Therapeuten gibt es viel zu wenige und deine Eltern befürchten sicherlich einen Makel, wenn bekannt wird, dass das Kind einen Therpeuten braucht. Vielleicht hilft, dass ihr jemand ansprecht, dem deine Schwester wirklich vertraut und diesen Menschen bittet, ihr den Raum für emotional offene Gespräche und heilende Gespräche zu geben.
Ich schaue freundlich auf dich und deine Familie. Alles Gute....
Deine Eltern müssen sich dringend ans Jugendamt bzw eine Erziehungsberarungsstelle wenden. Ihr braucht professionelle Hilfe, und deine Schwester vielleicht auch (ggf verhaltenstherapeutisch). Aber das können euch nur Fachleute sagen und die richtigen Maßnahmen empfehlen.
Nein. Das Jugendamt handelt nur bei massiver Kindeswohlgefährdung. Die versuchen immer die Kinder so lange wie möglich in der Familie zu lassen und ambulant zu helfen. Generell sendet das immer erstmal ein positives Signal Richtung Jugendamt wenn man sich von sich aus Hilfe holt und nicht wartet, bis es zu spät ist.
Dieses Verhalten ist in KEINEM Alter normal. So verhält sich nicht mal ein Kleinkind, das natürlich noch gar keine Empathiefähigkeit hat und egozentrisch ist.
Also entweder es würde ca 9 Jahre lang verpasst, dem Kind Grenzen zu setzen und Verhalten vorzuleben und zu erklären, oder es liegt eine psychische Störung vor.
Auch wenn ich denke, dass entsprechend des altersunterschieds und der Familiendynamik sie das Nesthäkchen ist und verwöhnter als ihr gut tut, würde ich fast eher auf eine Neurodiversität tippen. Ich würde zuerst die medizinische Seite abklappern und dann erst den Weg über Erziehungsberatung und Familienhilfen gehen.
Diese Wutausbrüche hören sich schlimm an. Ist irgendetwas vorgefallen in der Vergangenheit, das sie belasten könnte? (Der Tod eines Angehörigen, eine Krankheit in der Familie etc..?!) Manche Kinder können sich nur so ausdrücken, aber es steckt eigentlich etwas ganz traumatisches dahinter. Hat sie Freunde, ist sie in der Schule auffällig?
Nein, eigentlich nicht. In der Schule hat sie eigentlich Freunde und kommt gut zu recht. Aber dort ist sie eigentlich ganz normal und verhält sich auch ganz lieb.
Haben deine Eltern schon einmal mit jemandem, z.B. Klassenlehrer über ihr Verhalten zu Hause gesprochen? Vielleicht findet ihr da Unterstützung. Ihr könntet euch auch an die Diakonie wenden wenn sie euch so terrorisiert, oder an die AWO, muss nicht immer gleich das Jugendamt sein. Ich hatte mit meinem Sohn eine Zeitlang etwas Probleme, habe mich an die Diakonie gewendet und dort eine wirklich tolle und schnelle Unterstützung bekommen.
Meine Eltern haben noch nicht mit jemanden gesprochen. Wahrscheinlich weil sie sich auch teilweise dafür schämen, aber ich muss sie dann überreden, damit das zusammen leben für uns alle einfacher ist.
Meine Eltern haben Angst davor, dass sie uns vielleicht weggenommen werden könnte. Ist diese Sorge gerechtfertigt?