Erfahrungen mir Freiwilliger Feuerwehr?

5 Antworten

Hallo bluecateye,

ich bin seit 20 Jahren aktives Mitglied der freiwilligen Feuerwehr. Und das wäre ich sicherlich nicht, wenn es dort so schlimm wäre ;-)

Aus meiner Wehr kann ich da wie gesagt nur Gutes berichten... jeder Neue muss sich natürlich beweisen, ehe er sich den Respekt der anderen verdienst, jeder startet aber unter den selbenVoraussetzungen.
Alt und Jung, Mann und Frau akzeptieren sich gegenseitig, die Alten geben ihr Wissen an die Jungen weiter. Mit vielen Kameraden/innen ist man auch persönlich befreundet, mit anderen nicht. Und es gibt natürlich auch immer mal jemanden, mit dem man so gar nicht kann und den man privat meiden würde. Dennoch klammert man das während des Feuerwehrdienstes oder Einsatzes aus und vertraut sich trotz der persönlichen Differenzen "blind". Genau das ist Kameradschaft. Ein vielleicht veraltetes Wort, für das es aber in meinen Augen keine andere, passende Bezeichnung gibt!

In meinen Anfangsjahren gab es noch keine Frauen in der Wehr. Warum nicht? Früher war es eben normal, dass die Männer körperlich schwere Arbeit (und dazu gehört(e) der Feuerwehrdienst in weiten Teilen damals wie heute) verrichteten und die Frauen als vermeintlich "schwaches Geschlecht" zu Hause blieben. Das war zwar auch vor 20 Jahren schon ein veraltetes Weltbild - aber es ist für eine einzelne Frau sicherlich nicht einfach, als erste und einzige in eine reine Männerdömäne wie der Feuerwehr einzudringen. Entsprechend hatte sich das bis dahin noch keine Frau getraut. Geändert hat sich das (bei uns) erst vor ca. 10 Jahren. Wenige Jahre uvor wurde die Jugendfeuerwehr gegründet - und hier gab es von Anfang an Jungen und Mädchen. Irgendwann waren die Mädchen dann alt genug, um in die Einsatzabteilung zu wechseln - und das haben sie dann auch getan. Und zwar nicht alleine, sondern im ersten Jahrgang gleich zu dritt. Das gab absolut keine Probleme. Für die jüngeren unter uns war das sowieso kein Problem. Und selbst unser Ehrenwehrführer mit seinen damals schon 80 Jahren zuckte bei der Vorstellung der ersten Kameradinnen auf der Hauptversammlung nur mit der Schulter, grinste und sagte: "Es geht eben immer weiter, die Zeiten ändern sich... und das ist auch gut so!".
Wie gut an als Frau in die FF integriert wird, liegt aber natürlich auch immer an der Person selbst - genau wie bei den Männern. Ein "Püppchen", das in Einsatz und Übung nicht mit anpackt, weil es sich sonst die Fingernägel abbrechen würde, hat es natürlich schwer. Denn Feuerwehr ist nunmal ein Handwerk, bei dem man schwitzt und dreckig wird. Und man muss auch mal einen herben Spruch abkönnen, das ist unter Männern bzw. in männerdominierten Gruppen völlig normal. Wir haben beides gehabt. Mädels, die irgendwann festgestellt haben, dass der Feuerwehrdienst nichts für sie ist - und solche, die seit nunmehr 10 Jahren engagiert dabei und voll akzeptiert sind. Das gilt aber auch für Männer.

Was den Rassismusvorwurf angeht, so habe ich ehrlich gesagt davon bewusst erst vor wenigen Monaten erstmals überhaupt was gehört, als eine landesweiter Fragebogen des Landesfeuerwehrverbands mit ziemlich "speziellen" Fragen, die in eben diese Richtung gingen, für reichlich Aufsehen in Schleswig-Holstein gesorgt hat. Der Fragebogen war sehr darauf gerichtet festzustellen, "wie rechts" die Feuerwehr ist. Das war für mich persönlich und für die allermeisten meiner Kameraden/innen "überraschend", weil das für uns nie ein Thema war. Also: Nein, es gibt in der Feuerwehr kein allgemeines Rassismusproblem.

Alkohol ist ja auch immer so ein Vorwuf "Durst löschen"...
Natürlich trinkt man nach dem Dienst ml ein Bier oder eine Cola zusammen. Das ist nicht anders als beim Fußballverein oder in der Skatrunde. Und natürlich gibt es auch hin und wieder mal ein großes Fest, wo viel getrunken wird. Eben wie bei jeder Feier. An einem normalen Dienstabend trinken bei uns viele gar nichts, denn sie müssen früh morgens wieder zur Arbeit, müssen Autofahren usw.
Die Wahrehmung in der Gesellschaft ist aber etwas anders. Denn wenn jemand besoffen im Fußballtrikot beim Nachbarn in den Garten kotz***, dann heißt es am nächsten Morgen: "Ey, der Müller war aber wieder mal voll...". Es heißt aber nie: "Der FC Musterstadt ist nur am Saufen...". Hätte Müller aber eine Feuerwehrjacke an, dann würde es gleich heißen "Die Feuerwehr war wieder am Saufen", ob das nun Müller, Maier oder Schulze war, ist den Leuten egal...

Wobei man eben immer berücksichtigen muss, dass es in Deutschland fast 1 Million freiwillige Feuerwehrleute in Deutschland, die ihren Dienst in Kleinstwehren mit 15 Kräften oder eben auch in großen, städtischen FF mit 150 Kräften verrichten. Und die Mitglieder der Wehren stellen einen Durchschnitt durch die Bevölkerung dar. D.h., es gibt immer auch sogenannte "Schwarze Schafe", das lässt sich gar nicht verhindern. In einer Gemeinde mit 80% Wählern des "rechten Spektrums" dürfte auch in der Wehr eine entsprechend fragwürdige Grundmeinung zu dem Thema voherrschen. Trotzdem haben die Kameraden dort einen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen und JEDEN Menschen zu retten.
Geauso gibt es natürlich auch Wehren, die eine Anti-Frauen-Haltung haben (aus Unwisenheit oder aufgrund schlechter Erfahrungen), die grundsätzlich keine Neuzugezogenen akzeptieren oder die intern zerstritten und in verschiedene Lager gteilt sind. Das sind aber immer Einzelfälle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin jetzt fast 40 Jahre in der Feuerwehr. Wäre ich so lange dabei wenn ich schlechte Erfahrungen gemacht hätte?

Rassistisch? Nun die Aufgabe der Feuerwehr ist jedem Bürger zu helfen, völlig unabhängig von Geschlecht, Rasse oder politischer Einstellung. Ich will nicht sagen das du in der Feuerwehr nicht auch irgendwo Idioten finden wirst die rassistisch veranlagt sind, da ist der Prozentsatz in jedem anderen Verein aber sicher höher. Ich habe hier noch keine rassistischen Tendenzen erlebt, aber ich schreite auch ein wenn Einer sich nicht an die Regel der Feuer hält.

Frauen in der Feuerwehr ist immer noch ein Thema. Es gibt Feuerwehren da hast du als Frau einen schlechten Stand. Die musst du aber mittlerweile suchen, das war vor 20 Jahren noch ganz anders. Hier befindet sich die deutsche Feuerwehr aber noch im Umbruch und bei fast Allen hat längst ein Umdenken eingesetzt.

Ich haben tolle Kameradinnen die ich nicht missen möchte. Eine gute Freundin hat pinke Stiefel https://www.feuerwehrstiefel-ews.de/media/image/06/a0/28/9205-359185e5d66c12.jpg und pinke Handschuhe https://helpishop.de/3xios/artimages/HS-GRIPUP_0.jpg , sie ist Truppführerin und Atemschutzgeräteträger. Sie macht einen so tollen Job, die kann von mir aus auch mit geblümten Helm an der Einsatzstelle aufschlagen.

Es gab früher das Vorurteil - erst wurde das Feuer (also der Brand vor Ort) gelöscht, anschließend der Durst (also der Brand in der Kehle). Bier floss angeblich reichlich. Dem ist aber wohl nicht unbedingt so, zumindest nicht in dem Maße wie behauptet.

Ich bin selber seit paar Jahren in einer FFW in einem Ort (Stadt ist das noch nicht)

Frauenfeindlichkeit und Rassismus kommt beides quasi nicht vor.

Wir sind aktuell 42 Aktive davon 7 Frauen das ist ein Frauenanteil von 16% da hinken viele Wehren tatsächlich hinterher.

Da gibt es überhaupt nichts vonwegen "die können das nicht" oder "was sollen die schon machen"

Und damit meine ich wirklich, GARNICHTS

Eines unserer Mädels hat vor 2 Jahren ein Einsatzfahrzeug kaputt gefahren da hat wirklich niemand was gesagt vonwegen "Frauen halt" oder "ich hätte es besser gekonnt"

Im Thema Rasissmus siehts komisch aus, es gibt wirklich keine negativen Äußerungen usw aber unsere Mitbürger mit ausländischen Wurzeln finden leider nur sehr vereinzelt den weg zu uns das ist schade wir brauchen viele Motivierte Leute da ist Nationalität oder Religion völlig egal Hauptsache sie sind Kameradschaftlich und Hilfsbereit.

Wir haben zb einen Russen da muss man teilweise 2x Fragen was er jetzt sagen wollte weil er Sprachlich einfach nicht so kann aber auch der gehört einfach zu uns!

In der Jugendfeuerwehr ist es inzwischen enorm von unseren 20 Jugendlichen sind 14 Mädchen keine Ahnung warum der Anteil da so enorm ist irgendwas haben wir wohl richtig gemacht, Frauenfeindlichkeit an den Tag legen war es sicher nicht ;D

Natürlich wird jede Person im Rahmen ihrer Möglichkeiten eingesetzt und wenn eine Frau (oder ein Mann) Probleme hat eine Gerätschaft auszuladen bzw zu Tragen dann hilft man sich natürlich gegenseitig das gehört zur Kameradschaft.

Ich kann wirklich nur empfehlen sich zu einem Übungsabend einfach mal einzufinden und den ersten anzusprechen vonwegen "ich würde mir das gerne mal anschauen"

Bei uns läuft das dann absolut unbürokratisch wir tragen kurz Kleidung zusammen die Passt und dann kannst du mit auf die Übung natürlich schauen wir dann nach dir zeigen und erklären was aber interessant ist es fast immer.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Maschinist /Servicetechniker für Feuerwehr Einsatzfahrzeuge

roboboy  01.10.2018, 23:50

Eines unserer Mädels hat vor 2 Jahren ein Einsatzfahrzeug kaputt gefahren da hat wirklich niemand was gesagt vonwegen "Frauen halt" oder "ich hätte es besser gekonnt"

Wow, Respekt. Das hätten die sich bei uns mindestens n Monat anhören müssen. Auch wer Parkt wie ein besoffener bleibt davon nicht verschont. Aber da müsste jeder durch, auch die Männer. Und jeder weiß, dass das dann auf einer spaßigen Ebene ist^^

Aber natürlich-Frauenfeindlichkeit in der Feuerwehr ist absolut fehl am Platze, aber es gab einige Wehren, die haben es vor ein paar Jahren in die Presse damit geschafft und dann wird "die" Freiwillige Feuerwehr so ein Image schlecht wieder los.

Wir sind ja auch der Saufverein schlechthin und was weiß ich. Dabei muss ich ehrlich sagen: Im Sportverein fließt mindestens die dreifache Menge Alkohol...

LG

Nonameguzzi  02.10.2018, 00:01
@roboboy

Ehrlich gesagt.... Wie Bier schmeckt wissen wir auch ;)

Und weil's so gut ist muss man dem Kasten auch gelegentlich auf den Grund gehen aber Alkohol im Einsatz gibt's bei uns schon viele Jahre nichtmehr

roboboy  02.10.2018, 08:59
@Nonameguzzi

Bier im Einsatz ist ein No-Go. Wer schonmal in den Atemschutz ist, weiß, was ein Bier ausrichtet. Und da reicht eine Übung, danach wird nie wieder jemand auf so eine bescheuerte Idee kommen. Wobei einige auch sagten, dass das Adrenalin den Alkohol so gut wie weggespült hat-da ging die Übung dann eher nach hinten los^^

Aber klar-die Feuerwehr ist am Ende wie jeder andere Verein auch, nach einem Einsatz oder nach Übungen setzt man sich noch gemütlich zusammen, wenn es nicht gerade 4 Uhr Nachts ist und man von nem 8 Stunden Einsatz zurückkommt^^

LG

Nonameguzzi  02.10.2018, 09:22
@roboboy

Sehr richtig wobei Erzählungen nach noch Ende der 90er derjenige der mit Atemschutz aus dem haus raus kam direkt ein Bier in die Hand bekommen hat....

Heute unvorstellbar sowas zumal es ja üblich ist das man mehrfach rein muss. Hatten letztes Jahr einen Vollbrand da dürfen einige Kameraden 5x rein über die Nacht verteilt.

roboboy  02.10.2018, 11:07
@Nonameguzzi

Auf jeden Fall ist es gut, dass sich das geändert hat. Mit Feuer ist nicht zu Spaßen. Nach dem Einsatz immer gerne, im Einsatz reicht Wasser.

LG

Ein immer wieder aktuelles Thema.

Bei uns in der Wehr hatten wir lange Zeit gleich mehrere Aktive Frauen, unter anderem auch die Jugenfreuerwehrwartin.

Inzwischen haben wir nur noch eine Frau in der aktiven Abteilung, der Rest ist nach und nach gegangen. Nicht, weil es nicht gepasst hat, auf Festen, bei Versammlungen oder Veranstaltungen trifft man sich immer und setzt sich gemütlich zusammen, aber die Arbeit in der Feuerwehr war dann wohl auf die Dauer doch nichts.

Auch wenn mir die Feministinnen dafür jetzt auf's Dach steigen: Die Feuerwehr ist dann doch eher ein technisches und Action-geladenes Hobby, welches im Kern dann doch meist eher die Männer anspricht. Dennoch-Frauen in der Wehr zu haben ist absolut nicht verkehrt, stellt die Feuerwehren aber vor Herausforderungen-in einem 50 Jahre alten Gerätehaus, wo man sich in der Fahrzeughalle umziehen muss und das Löschfahrzeug kaum reinpasst soll man noch einen Frauenbereich einrichten? Das ist dann leider Realitätsfern.

Abstrus geht es aber auch noch, eine Wehr in der Umgebung musste einen Frauenbereich einrichten in einem ähnlichen Gerätehaus. Der Witz an der Sache-in der Feuerwehr gibt es genau Null Aktive Frauen. End vom Lied: Die Männer müssen sich auf den Klos oder vor der Tür umziehen, weil kein Platz mehr da ist.

Was ich über unsere Wehr sagen kann: Unser Gerätehaus wird ausgebaut werden, wir werden endlich neue Umkleideräume bekommen und uns nicht mehr hinter dem Auspuff umziehen müssen, dabei wird es natürlich auch Frauenumkleiden geben. Bei uns ist jeder Willkommen, der Deutsch spricht, Spaß an Technik hat und generell Feuerwehrinteressiert ist, körperlich fit genug (Zur Not auch ohne G26.3, als Melder und später Maschinist kann man immer noch viel helfen) und natürlich auch die Zeit mitbringt, regelmäßig zu den Übungen zu kommen und die Entsprechenden Ausbildungen zu Absolvieren (TM1, TM2, Sprechfunk, AGT, TF,...).

Das Geschlecht, die Hautfarbe oder was weiß ich ist uns dabei völlig egal. Und natürlich zur Truppe muss die Person passen. Passt das auf Menschlicher Ebene einfach nicht, dann geht es nicht. Das merkt man aber normalerweise relativ schnell.

LG