Enttäuscht von der Mutter?
Ich weiß gar nicht wie ich genau anfangen soll. Ich liebe meine Mutter und eigentlich haben wir auch ein gutes Verhältnis. Es gibt allerdings eine Menge Kleinigkeiten die mich seit kurzem immer trauriger machen. Ich bin mit 28 das jüngste von vier Kindern, meine Geschwister sind 31, 35 und 38.
Nun ist es so dass meine Mutter sich nichts von mir merkt. Ich habe seit 15 Jahren die gleichen drei Freunde die früher fast täglich bei uns zu Hause waren und wenn das Thema darauf kommt, spricht sie sie immer mit den falschen Namen an, nämlich Namen von Freunden meiner Geschwister.
Jeden Sonntag essen meine Geschwister und ich mit meinen Eltern, wir haben im Esszimmer feste Plätze auf denen wir immer sitzen. Ich bin die einzige Linkshänderin in der Familie und trotzdem liegt mein Besteck immer rechts. Wenn meine Schwester vor mir ins Esszimmer geht, legt sie es immer richtig hin, weil sie weiß wie traurig es mich inzwischen macht, dass meine Mutter es schon mein ganzes Leben vergisst. Obwohl sie mich viel öfter sieht als meine Geschwister, mehr mit mir redet und mich viel besser kennen müsste, weil ich noch in der Nähe wohne und sie oft besuche.
Wenn wir uns unterhalten, fange ich meine Sätze meistens fünf bis sechs Mal an, weil mich meine Mutter und meine Brüder immer unterbrechen und irgendwann sage ich gar nichts mehr. Dann gucke ich nur noch auf meinen Teller und beteilige mich nicht mehr an den Gesprächen und niemand merkt es. Letzte Woche wollte ich erzählen dass mir auf der Arbeit etwas Tolles passiert ist (ich werde befördert, habe also demnächst ein recht großes Team zu leiten und bekomme eine ziemlich gute Gehaltserhöhung), aber da war es wieder das gleiche Spiel. Vier Mal versucht es zu erzählen, immer unterbrochen worden, aufgegeben.
Tut mir leid dass es so viel Text geworden ist.
Ein weiteres Beispiel ist, dass wir heute Essen gehen wollten, wir hatten die Auswahl zwischen chinesich und indisch.
Plötzlich rief meine Mutter an und sagte mir dass wir zum Mexikaner gehen, obwohl sie weiß dass ich das Essen dort überhaupt nicht vertrage, danach liege ich immer tagelang im Bett, weshalb ich seit über zehn Jahren kein mexikanisches Essen mehr anrühre. Wir hatten das Thema erst vor ein paar Tagen, und das sogar mehrmals, aber sie merkt es sich einfach nicht.
Jetzt ist sie wütend weil ich nicht mitkommen möchte, aber was soll ich dort wenn ich dort sowieso nichts essen kann?
Selbst meinen Geburtstag hat sie die letzten zwei Jahre vergessen, was ihr bei meinen Geschwistern noch nie passiert ist. Es tut einfach nur noch weh sich so unwichtig zu fühlen obwohl ich mich so oft um sie kümmere.
Ich weiß einfach nicht mehr wie ich damit umgehen soll. Wie kann ich das nicht mehr so nahe an mich heran lassen?
Ich weiß dass viel das unter Luxusproblemen verbuchen, aber für mich ist das wirklich nicht leicht.
Nach so vielen Jahren in denen es nun schon so ist, sind solche Situationen jedes Mal wie ein Stich ins Herz.
9 Antworten
Hast du es schon mal schriftlich versucht? Bei einem lieben Brief kannst du nicht unterbrochen werden und man kann ihn nochmal lesen wenn etwas vergessen wurde.
Nun...hast du deiner Mutter genau das so schon einmal gesagt? Dich mit ihr zusammengesetzt, alleine, und das in einem sachlichen Gespräch angebracht?
Wenn ja, was sagt sie dazu?
Wenn nein, wird es vielleicht Zeit dafür.
Dass es dich enttäuscht, ja, natürlich, sollte es so sein (wir lesen hier halt nur deine Sicht der Dinge). Aber dann muss man mit seiner Enttäuschung oder eben auch der Traurigkeit offen umgehen. Wenn euer Verhältnis wirklich so gut sein sollte, dann wird deine Mutter auch darauf eingehen und reflektieren.
Ich kann jetzt nur sagen, was ich machen würde...aber wenn es so läuft und sich an der Situation nichts ändert, würden mir zwei Konsequenzen bleiben:
Entweder ich lege die bisher an den Tag gelegte Rücksicht ab und verhalte mich ebenso wie Mutter und Geschwister (unterbrechen etc.) oder ich reduziere den Kontakt und damit auch die sonntäglichen gemeinsamen Essen, mache mich etwas rarer.
Für mich geht die Tendenz zu Letzterem.
Aber letztlich musst du wissen, wie du hier weiter vorgehen möchtest. Du siehst, es ändert sich nichts, es bleibt alles beim Alten. Du bist unglücklich damit und das sollte nicht sein. Also musst du etwas tun, damit sich die Situation für dich ändert. Andere kannst du nicht ändern, also bleibt nur, dich selbst neu zu orientieren...
Jeden Sonntag Essen bei der Mutter und die Geschwister sind älter als Du.
Keiner einen Partner ?
Normal wirkt das auf den ersten Blick nicht.
Doch, haben wir, das ist einfach Tradition und wenn unsere Partner Zeit und Lust haben, kommen sie auch mit.
Nein, meine Schwester und ich kochen und machen danach sauber. Unsere Mutter deckt höchstens den Tisch.
Spontan fällt mir ein.
Wenn dich alles mit 28 Jahren noch so traurig macht-warum tust du dir das jede Woche an?
Entweder Sonntags wegbleiben oder mal ordentlich auf den Tisch hauen-sich Gehör verschaffen und deine Meinung laut und deutlich sagen.
.... jammern hilft nicht !
Familientradition gut und schön-aber wer will jeden Sonntag dasselbe Procedere -vor allem in eurem Alter?
bdw.. ist’s auch für die Mutter eine Zumutung-kein Wunder wenn sie einiges vergisst, vllt. überfordert ihr sie auch mit den Besuchen.
Zusammenhalt wird bei uns groß geschrieben und Familie ist uns wichtig.
Warum sollte man nicht wenigstens ein paar Stunden an einem Tag miteinander verbringen? Meine Mutter ist körperlich stark angeschlagen und hat Herzprobleme, wir wissen nicht wie lange wir sie noch haben.
Und alle Tipps die bis jetzt gegeben wurden, habe ich bereits ausprobiert.
Grundsätzlich schön -wenn es euch um Zusammenhalt geht.
aber
du fühlst dich anscheinend ja nicht wohl dabei.
Gerade wenn eure Mutter stark angeschlagen ist, müsst ihr doch nicht jede Woche bei ihr aufschlagen.
Lade die ganze Mannschaft nächsten Sonntag mal bei dir ein-oder wechselt euch ab.
Wir sind auch eine Großfamilie, aber immer nur die Füße unter Mutters Tisch-und sich dann noch beschweren, das geht gar nicht.
Zusammenhalt sieht (für mich) anders aus.
Haben wir schon mehrfach gemacht, aber meine Mutter mag es lieber wenn wir bei ihr sind, weil dort der meiste Platz ist.
Und was heißt hier, Zusammenhalt sieht anders aus?
Sorry -aber Zusammenhalt bedeutet sicher nicht, dass man jeden Sonntag bei der Mutter am Esstisch sitzt in eurem Alter.
... das ist eher ausnutzen.
Stimmt, wir kaufen ein, kochen bei ihr und für sie und machen danach wieder sauber. Du hast recht, das ist ein extremer Fall von Ausnutzen.
Du kannst andere nicht ändern.
Diesen Satz sollten sich manche Menschen mantraartig selbst vorsagen, denn sie scheitern immer wieder exakt daran:
Sie stoßen bei anderen Personen auf ein Hindernis und wollen das Problem damit lösen, dass sie andere ändern.
Ein großer Irrweg, der leider auf Dauer nur zu noch größerem Frust führt, aber keineswegs die erhoffte Lösung näher bringt.
...das solltest du dir mal vor Augen führen.
Denn solange du auf alles was dir hier geraten wird -eine „Ausrede“ hast-wird sich nichts ändern.
Wünsche dir noch einen schönen Sonntag.
Wo sind das bitte Ausreden? Das sind Tatsachen.
Du solltest vielleicht lauter protestieren, wenn dir eine dieser Ungerechtigkeiten und Unachtsamkeiten widerfährt. Warum nicht "Jetzt erzähl ich mal und ihr hört zu!" rufen, wenn man unterbrochen wird? Warum nicht den Vorwurf machen "Das solltest du dir merken können, wenn es dich interessiert!"? Wenn du dich wehrst, kann es sein, dass sich trotzdem nichts ändert - aber du hast gekämpft und das Leiden an den "Kleinigkeiten" ist dann sicher geringer.
So lief das bereits öfter ab, dann hat es zwei oder dreimal funktioniert und dann war wieder alles beim Alten.
Ja, habe ich, sie streitet das immer ab, dann läuft es ein paar Tage besser und dann kommt der alte Trott zurück. Diese Diskussionen sind auch hin und wieder eskaliert weil ich nicht nachgegeben habe und am Ende haben wir uns darauf geeinigt dass wir uns uneinig sind.