Einbürgerungstest für Deutsche?

7 Antworten

hört sich immer so vernünftig an, das wahlrecht oder auch das recht, kinder zu kriegen, vom vorhandensein einer gewissen bildung abhängig zu machen.

macht man das, dann kann man in den topf solche fragen tun, dass nur noch bestimmte leute wählen dürfen.

wenn es um ausländer geht, die eingebürgert werden wollen, ist es klar: die fragen sind so, dass man schon gut deutsch können und auch ab und zu mal tagesschau geguckt haben muss.

ich hab den test gemacht (31 richtig) und ich finde den test trotzdem irgendwie blöd, um deutscher zu werden --> die frage nach der adventszeit ist genauso eine frage, die man in den topf tut, damit bestimmte leute einen nachteil haben --> in unserem staat gilt angeblich religionsfreiheit und trennung von kirche und staat und trotzdem wird man bei der einbürgerung nach etwas gefragt, das mit religion zu tun hat, und das bei allen, die keine christen sind, wahrscheinlich zu punktabzug führt. das ist unfair.

jetzt stell dir einen topf vor, in dem es um wahlrecht für jeden geht und was man damit für einen "schabernack" treiben kann.

schränke das wahlrecht ein und über kurz oder lang hockt ein teil der bevölkerung in einem ghetto oder ist sonstwie versklavt.


brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 16:32

Gerade den letzten Satz verstehe ich gar nicht.

0

Mein Bruder hatte Downsyndrom. Er konnte nicht lesen und damit war die gesamte Grundbildung natürlich auch nicht vorhanden. Er wusste bspw. nicht, ob Berlin die Hauptstadt von Deutschland ist oder Deutschland die Hauptstadt von Berlin, weil ihm das Konzept "Landkarte" überhaupt nicht nahezubringen war.

Trotzdem durfte er mit 18 wählen.

Anfangs war ich der Meinung, das sei ja ungerecht, weil so jede Familie einfach eine Stimme mehr hätte, weil Eltern einfach dem "Kind" sagen konnten, wo es sein Kreuz machen sollte. Wer also AFD- oder NPD-Anhänger wäre, hätte so einfach schön eine Stimme mehr. Es musste ja jemand mit ihm in die Kabine, um vorzulesen, was man ankreuzen konnte.

Die ersten Jahre ging meine Mutter immer mit in die Kabine, und teilweise machte er dann auch das Kreuz an der gleichen Stelle wie sie, weil er gar keine Ahnung hatte, worum es da ging.

Dann sah er aber Wahlwerbung und Debatten, weil er sowieso viel fernsah, und hatte plötzlich eine Meinung, er wollte unbedingt "die grüne Partei" wählen, weil die "für die Umwelt" sei. Was er sich genau darunter vorstellte, wussten wir nicht sicher, aber er wiederholte die Meinung sehr oft. Dann fand er heraus, dass meine Mutter nicht unbedingt für die Grünen war. Prompt bat er dann eine Wahlhelferin, die er kannte, um Hilfe beim Abstimmen, weil er meiner Mutter nicht so ganz traute (vermutlich mit einem zwinkernden Auge gemeint, aber immerhin: Er war sich sehr sicher, was er wählen wollte und es war ihm wichtig, dass genau das auch gewählt wurde).

Später hatten wir im (kleinen) Ort eine Bürgermeisterwahl, es standen drei Kandidaten zur Auswahl, einer betrieb im Ort mehrere Lokale und hatte Kinder im Kindergartenalter. Den kannte mein Bruder aus diesen Lokalen und weil er Kinder hatte, konnte er wohl auch mit geistig Behinderten sehr gut umgehen. Ein paar Wochen hat mein Bruder jedem, der es hören wollte, erzählt, er müsse diesen Kandidaten wählen und als derjenige dann nicht Bürgermeister wurde, war mein Bruder erst mal persönlich sauer auf ihn, weil er meinte, der hätte ihn enttäuscht, also quasi versagt.

Jetzt ist es so, dass auch gebildete Bürger nicht immer rational wählen, nicht immer das gesamte Wahlprogramm kennen, aus ganz verschiedenen Gründen wählen - aus Tradition, weil sie die Gegenpartei nicht mögen, weil ihnen der Kandidat sympathisch ist, weil es einen Punkt gibt, der ihnen wichtig ist, während sie andere Punkte im Wahlprogramm gar nicht kennen usw.

Die dürfen auch alle wählen.

Es ist nicht auszuschließen, dass einige nach Sympathie der Wahlplakte wählen.

Mit einem Einbürgerungstest würdest du das nicht verhindern.

Aber du würdest ggf. Menschen ausschließen, die so viel formale Bildung nicht aufnehmen konnten, die Probleme beim Leseverständnis haben usw. Und es ist nicht auszuschließen, dass einige davon eine festere, begründetere politische Meinung haben als andere, die nur traditionell ihr Kreuz bei der immer gleichen Partei machen.

Ich habe schon Wahltage erlebt, zu denen ich nicht angetreten bin, weil ich mich im Vorfeld gar nicht informiert hatte, besonders bei der Europawahl. Als ich das dann sagte, sagten Bekannte, sie hätten auch keine Ahnung, würden aber die und die Partei mal wählen. Also solche Menschen gibt es eben auch, die siebst du mit einem Einbürgerungstest nicht raus.

Sinnvoll wäre ggf. statt eines Wahlomaten vor der Wahl ein Katalog mit Kernfragen zu den aktuellen Wahlprogrammen. "Stimmt es, dass die CDU xyz machen möchte?" Da hätte man dann ein einigeramßen akkurates Bild davon, ob und wie intensiv sich jemand informiert hätte, würde aber immer noch viele Menschen ausschließen, die schlicht nicht in der Lage sind, ganze Wahlprogramme zu lesen und verstehen, zu behalten und miteinander zu vergleichen, aber trotzdem aufgrund von Debatten, Plakaten, Gesprächen etc. eine Meinung hätten. Die sind aber meines Wissens in der Demokratie durchaus mitgedacht.


brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 14:38
 zu denen ich nicht angetreten

Bei welchen Wahlen bist Du angetreten? Für welche Partei?

0

Es würde dem Gleichheitsgrundsatz der Wahl und damit einem demokratischen Grundprinzip widersprechen.


brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 14:36

Willst Du mir damit widersprechen?

Es würde dem Grundgesetz widersprechen, 

So steht es in der Frage.

0
woflx  09.07.2021, 14:57
@brettspielfan

Es widerspricht nicht einfach nur dem Grundgesetz, sondern macht aus einer Demokratie eine Art Aristokratie.

1
brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 15:52
@woflx

Das haben wir doch jetzt schon. Nicht alle Bewohner Deutschlands haben das Wahlrecht.

0

Wenn man migriert macht man irgendwann den Einbürgerungstest, dann wird man Staatsbürger mit dem Recht zu wählen. Also ist das doch bereits so?


brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 14:40

Nein. Wer von Geburt an die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, braucht keinen solchen Test abzulegen.

0
Elumania  09.07.2021, 16:20
@brettspielfan

Achso, also für Deutsche. Also jeder müsste bevor er wählen gehen darf einen Einbürgerungstest machen. So werden die Hürden ja noch größer wählen zu gehen und die Wahlbeteiligung sinkt. Eher sollte man doch versuchen die Wahlbeteiligung zu erhöhen, zum Beispiel durch Wählen mit dem Handy.

0
brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 16:30
@Elumania

Das würde aber nur etwas an der Quantität ändern. Nicht an der Qualität. Wer sich für unseren Staat interessiert, der wählt auch. Und wer sich nicht interessiert - seine Entscheidung.

Was wäre der Vorteil einer Wahl per Smartphone gegenüber Briefwahl?

0
Elumania  09.07.2021, 18:03
@brettspielfan

Genau es ändert etwas an der Quantität. Die Qualität darf man nicht bewerten, weil ja jeder seine Meinung hat, was er wählt und auch selbst entscheiden sollte wie viel er sich vorher informiert über Wahlprogramme und so. Ob der Einbürgerungstest zu einer besseren Entscheidung führt?

Der Vorteil wäre App laden, klicken fertig. (Ganz so einfach wird es nicht sein wegen Authentfizierung.)

Der Nachteil bei Briefwahl ist, Unterlagen beantragen, hier und da geht das digital, Zettel ausfüllen, zum Briefkasten rennen. Wäre doch besser wenn man nicht erst online Papier bestellen müsste, sondern gleich das Kreuz machen könnte.

0
brettspielfan 
Beitragsersteller
 09.07.2021, 19:29
@Elumania
Ob der Einbürgerungstest zu einer besseren Entscheidung führt?

Es könnte sein.

Bei Deutschen, die den Test nicht bestehen, bin ich skeptisch, ob die sich für dieses Land wirklich interessieren.

0

Ein IQ-Test wäre hier wohl das spannendere Gedankenspiel. Eigentlich finde ich unser nahezu bedingungsloses Wahlrecht aber ganz charmant.