Dürfen Christen sich verteidigen wenn sie geschlagen werden?
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...die Bibelstelle auf die Du anspielst, zum passiven Widerstand aufruft:
"wenn jemand dich auf deine rechte Backe schlagen wird, dem biete auch die andere dar". (Mt 5,39)
Schlägt Dir ein Rechtshänder auf deine rechte Backe, dann macht er das mit seiner Rückhand, was damals als extreme Beleidigung galt (vgl 1QS "Gemeinderegel" von Qumran).
Was bedeutet es nun, die andere Backe, also die linke, hin zu halten? Doch wohl ein ganz klares „Nein, so nicht! Ich bin genauso viel wert wie Du und wenn Du mich schon schlagen willst, dann betrachte mich wenigstens als gleich gestellt!“
Jesus bietet hier und in den anderen beiden Beispielen des Abschnitts einen sogenannten dritten Weg an, den Weg des passiven Widerstands. Fast 2.000 Jahre vor Gandhi und M.L. King.
Mehr dazu hier.
Gott hat die höchsten Ansprüche, denn ER ist heilig und ER darf das. Er setzt die Maßstäbe. Bezüglich Gewalt kennen wir den Maßstab aus Jesu Worten: Gott will nicht, dass wir hassen oder gar Gewalt ausüben. Er will, dass wir auf Gewalt verzichten, z.B. wenn wir auf die Wange geschlagen werden (ein recht ungefährlicher Angriff, was man aber auch im übertragenen Sinn auf verbale Angriffe anwenden kann und soll). Schon gar nicht dürfen wir rächen oder vergelten, denn das tut Gott selbst.
Doch wir wissen, dass es keinem Menschen gelingen kann, Gottes hohen Ansprüchen perfekt zu entsprechen UND wir wissen, dass UNTÄTIGKEIT zu UNTERLASSENER HILFELEISTUNG werden kann: Wer würde nicht zum Schutz von Kindern oder schwächeren Menschen einschreiten, wenn diese angegriffen werden?
Und wenn wir selbst angegriffen werden, NACHDEM alle Versuche der Deeskalation, des Entrinnens oder Ausweichens fehlgeschlagen sind? Sollte man einfach so zulassen, dass mein wertvolles Leben Schaden nimmt? Ich weiß doch, dass Gott mich liebt, mir dieses Leben geschenkt hat und noch viel vor hat mit mir - deshalb werde ich nicht zulassen, dass der Aggressor all das zerstört. Ich "falle ihm in den Arm", versuche es nicht zuzulassen UND - das wird auch gern vergessen - verhindere damit auch, dass der Angreifer sich noch schuldiger macht, als er es ohnehin schon tut.
Ich denke, ein christlich glaubender Mensch darf sich verteidigen, wenn er geschlagen wird. Er/sie darf einen Aggressor stoppen, bevor dieser - an mir oder Anderen - größeren Schaden anrichtet. Ggf. verpflichtet uns die Nächstenliebe sogar dazu, die Schuld der Gewaltausübung in Kauf zu nehmen. Doch diese sollte ohne Hass und in Abneigung zu der ausgeübten, erforderlichen Gewalt geschehen. Gott wird uns bestimmt vergeben, wenn wir versuchen im Sinne seiner Gerechtigkeit zu handeln.
Die Überlegungen von Augustinus zum "gerechten Krieg" könnten auch helfen, sich der Thematik gedanklich zu nähern.
hi auch wenn du anscheinend schon voele zufriedenstellende Antworten gefunden hast will ich hir auch nochmal meinen Senf dazugeben😅
ich bin mir unsicher und würde deshalb Jein sagen weil…
laut dem Alten Testament: auge um auge zahn um zahn…
im neuen Testament jedoch: müssen die die andere Wange hinhalten...
diese Stelle wird aber häufig falsch interpretiert. Es geht dabei darum sich klug zu wehren… Zum "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht. Außerdem ist es ist ein Akt der Nächstenliebe gegenüber anderen. Wer mich schlägt, der schlägt auch andere und das sollte ihm so schnell und so unmissverständlich wie möglich abgewöhnt werden. Es ist also schon gast die Pflicht eines Christen zurückzuschlagen!
es kommt im Endeffekt darauf an wie man das Wange hinhalten interpretiert ich für meinen Teil würde jedoch eher sagen es ist mehr ein ja als ein nein…
christen sollen sich nicht verprügeln lassen sondern nur Wörter abprallen lassen und ihnen „die andere Backe hinhalten…“
hoffe konnte auch nach vier tagen etwas helfen und dir meine sichtweise erläutern.
lg marlon677
... Jesus zwar gesagt hat, dass Christen die andere Backe hinhalten sollen, diese Stelle aber häufig falsch interpretiert wird.
Sollten Christen sich überall verprügeln lassen, ohne sich zu wehren? Sollten sie zuschauen, wenn andere Christen verprügelt werden und sich darüber freuen, dass diese die andere Backe hinhalten können? Das ergäbe doch irgendwie nur wenig Sinn und würde die gesellschaftliche Ordnung gefährden.
Zu der Bibelstelle mit dem "Hinhalten der anderen Backe" ist zu sagen, dass es dabei nicht um Selbstverteidigung oder körperliche Angriffe, sondern um Rache und Beleidigungen geht.
Im griechischen Urtext steht das Wort "rhapizo", das einen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht bedeutet. Dies war eine Geste, die z.B. ein Herr gegenüber seinem Knecht tun durfte. Bei Gleichgestellten galt sie als schwere Beleidigung, die nach rabbinischem Recht doppelt bestraft wurde. Deshalb soll man sich durchaus beleidigen lassen, ohne sich zu wehren. Und man soll sich nicht rächen, was wohl die Kernaussage dieser Bibelstelle ist.
Deshalb ist der Vorschlag, auf Beleidigungen nicht zu reagieren und auf Rache zu verzichten, die beste Taktik, um Streit zu deeskalieren und schlimmere Auseinandersetzungen, die über verbale Angriffe hinausgehen, zu vermeiden.
In taktischen Selbstverteidigungsseminaren, in denen es um Notwehr und Nothilfe geht, wird diese Strategie durchaus als wichtige Möglichkeit der Deeskalation und Prävention gelehrt
An diesem Beispiel sieht man wieder, wie lebensnah und -praktisch Jesus die Menschen belehrte.
"Wenn Dir einer auf die rechte Wange schlägt, halte ihm auch die linke hin"
oder
„Wenn dir einer auf die linke Wange schlägt, dann halte ihm auch die rechte hin“...
Gibt es einen größeren Angriff als den auf das eigene Leben ?
Auch wenn es sinnlos gewesen wäre, gegen die Römer aufzubegehren, er hätte sich eine Waffe besorgen und sich verteidigen können - den einen oder anderen somit auch das Leben nehmen können.
Nein, mMn ist der christliche Glaube in seinen Grundfesten ansich tatsächlich friedliebend.
Hier wehrt sich Jesus schon mal mit Worten.
Es geht hier um kleine Angriffe, die nicht eskalieren sollen.
Für größere Angriffe als eine Ohrfeige sehe ich hier kein Verteidigungsverbot.