Dolmetscher oder Übersetzer? Was ist besser?

2 Antworten

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Ist Dolmetscher ein schwierigerer Beruf als Übersetzer? Ich denke durchaus nicht, dass man das sagen kann. Es sind schlicht andere Fertigkeiten gefordert, aber keine »einfacheren« oder »schwierigeren«.

Als Dolmetscher musst du den Sinn des Geäußerten schnell erfassen, strukturelle Unterschiede ausgleichen und den Inhalt schnell wiedergeben.

Dafür hat der Begriff der Präzision beim Übersetzer einen ganz anderen Stellenwert. Ein Dolmetscher ist gezwungen, sich mit der Übersetzung zufrieden zu geben, die die Zeit erlaubt. Er nimmt es in Kauf, dass Nuancen wie Stilebene, Ironie, Organisation der Syntax oder Sprachspiele verloren gehen.

Ein Übersetzer darf sich das alles nicht leisten. »Unübersetzbare« Teile eines Textes, für die ein Dolmetscher die schnellste (häufig aber recht ungelenke und/oder unpräzise) Übertragung wählt, sind beim Übersetzen Gegenstand langer Überlegungen und allenfalls auch Nachschlagearbeit. Keinem Dolmetscher wirft man es vor, wenn er einen umgangssprachlichen Ausdruck mit einem hochsprachlichen ersetzt – bei einem Übersetzer spricht man dann hingegen schnell von einer »schlechten« Übersetzung ...

Ja, man kann schon zugleich Dolmetscher und Übersetzer sein. Allerdings gibt es immer und überall Abstufungen. Es ist ein Unterschied, ob man Lyrik aus dem Baskischen oder englische Gebrauchsanweisungen ins Deutsche übersetzt. Genauso ist Dolmetschen im EU-Parlament nicht dasselbe wie derselbe Job bei einem Rock-Festival.


Questioner98 
Beitragsersteller
 27.05.2013, 22:39

Danke für deine Antwort erstmal! Mir ist schon klar, dass es da veschiedene Bereiche gibt. Ich habe mich nur gefragt, ob es zu viel ist wenn man Dometscher+Übersetzer ist.

Ich bin sehr interessiert in Sprachen. Gäbe es auch andere "Sprachberufe"? Dolmetscher und Übersetzer sin nunmal die Gängigsten und leider (wenn ich nicht komplett auf dem Schlauch stehe...) die einzigen die ich kenne.

Riverplatense  28.05.2013, 16:04
@Questioner98

Na ja, man kann schon Übersetzen und Dolmetschen kombinieren, was bis zu einem gewissen Punkt auch eine sinnvolle Verbindung ist, da beide Tätigkeiten viel gemein haben und jeweils unter die Wissenschaft der Translatologie fallen. Je anspruchsvoller man allerdings eine der beiden Tätigkeiten ausführt, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass man auch in der zweiten führend tätig ist.

Der Sprachberuf ist nach meinem Dafürhalten eine Tätigkeit als Linguist. Ein sehr spannender Beruf, der Welten eröffnet und in dem bei weitem nicht so ein Übergebot herrscht wie in der Literaturwissenschaft (allerdings auch bedeutend weniger »Nachfrage«). Auch Lektor ist im Grunde ein klassischer »Sprachberuf«, der viel Verständnis und Wissen erfordert, genauso wie eigentlich auch Sprachlehrer, Im In- und Ausland. Auch in der Philosophie gibt es Strömungen, die sich konsequent mit der Sprache auseinandersetzen (und ursprünglich entstammt die Sprachwissenschaft im Grunde ja auch der Philosophie).

Hallo,

im Allgemeinen ist mir um den Beruf des Übersetzers nicht bange. Immerhin versucht man schon lange vergeblich einen Blechtrottel dafür zu entwickeln und das wird wohl auch noch lange so bleiben. Wenn es überhaupt je gelingen wird.

Tatsache ist aber bereits jetzt, dass der Markt schwer umkämpft ist und die Branche mit Dumpingpreisen zu kämpfen hat. Mit den Einkünften eines selbstständigen Übersetzers lässt sich nur schwerlich eine Familie ernähren.

Dazu kommt, dass man dem Beruf des Übersetzers - so man geistig fit bleibt - bis ins hohe Alter von daheim aus nachgehen kann. Somit sind viele Übersetzerstellen auf lange Sicht belegt und der Nachwuchs bekommt nur schwer einen Fuß in die Tür.

Die besten Chancen hat man, wenn man sich eine Nische (seltene Fachgebiete) sucht und weniger verbreitete und aufstrebende Sprachen beherrscht (Chinesisch, Japanisch, Russisch, Spanisch).

Beim Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (bdue.de) findest du Informationen rund um den Beruf des Dolmetschers/Übersetzers, auch Verdienst.

:-) AstridDerPu