Die Mauer muss weg

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"Die Mauer muss weg!", war der Ausruf des regierenden Bürgermeisters von (West-)Berlin, Willy Brandt. Dafür stehe ich Dir ein, denn diese Worte werden mir in den Ohren klingeln, solange ich lebe.


Bajun  05.09.2012, 15:53

Danke fürs Sternchen!

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Am Abend des 6. Juni 1987 gab der britische Sänger David Bowie ein Open-Air-Konzert in West-Berlin, direkt an der Mauer. Trotz Pressezensur hatte dies sich auch schnell im Ostteil der Stadt herumgesprochen. So begaben sich tausende Jugendliche in Ost-Berlin in die Nähe des Brandenburger Tores, um von dort dem Konzert zuzuhören. DDR-Sicherheitskräfte versuchten, sie daran zu hindern.

Erst nach dem Eingreifen der Polizei entwickelte sich die Veranstaltung zum politischen Protest. Dabei riefen die Jugendlichen Sprüche wie Bullen raus, Gorbatschow und eben auch Die Mauer muss weg.


Gabi40  02.09.2012, 19:38

Hallo Wolli1960, ein sehr guter Kommentar, vielen Dank. LG G.

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Warum sollte der Spruch "die Mauer muss weg" nur einer Person zuzuordnen sein? Tausende anständige Deutsche Männer und Frauen haben diesen simplen Spruch zur Zeit der gewaltsamen Trennungslinie zwischen West- und Ost damals ausgesprochen! Die in der Verantwortung stehenden Politiker haben dem Volk wie eh und je nur aufs Maul geschaut und deren Wünsche- und Willensbekundungen ausschließlich nachgeplappert! LG G.


Literaturius  01.09.2012, 17:40

Nein, dieser Imperativ war der Willy Brandts. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer hatte ein vergleichsweise sehr geringes Interesse an einer Vereinigung beider deutscher Staaten, weil der Osten (neben dem von ihm ohnehin nicht geliebten Norden) protestantisch war. Dem setzte Willy Brandt diesen Satz entgegen. Wie es überhaupt immer wieder Sozialdemokraten waren, den die deutsche Einheit wichtiger war als ideologischer Überbau. Ich nenne neben Willy Brandt nur Egon Bahr, vor allem aber Kurt Schumacher und Ernst Reuter.

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Gabi40  01.09.2012, 20:50
@Literaturius

Ich habe die Politiker mal bewußt außen vor gelassen, weil die zumeist- und heute mehr denn je, über die Köpfe der Bevölkerung hinweg agieren! Brandt hat viele Sprüche von sich gegeben, doch es ist wohl eine Ironie der Geschichte, daß die damalige SPD als Oppositionspartei sich vehement gegen eine durch Gorbatschow ermöglichte- und CDU-Kohl vollendete Wiedervereinigung gewehrt hat. Die Verdienste von Kurt Schumacher- und Ernst Reuter als Vorkämpfer dieser kleindeutschen Vereinigung sind natürlich ebenso unstrittig wie die blauäugigen Versäumnisse- und Fehler, die im Rahmen dieser Vereinigung gemacht wurden!

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Bajun  02.09.2012, 17:50
@Literaturius

Literaturius, ich stimme Dir 100%ig zu! Hervorragender Kommentar - und das sage ich als "Schwatter"!

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evamaria123  02.09.2012, 18:27
@Gabi40

Aber so war es. Die SPD wollte von einer Wiedervereinigung nichts wissen. Erst als diese kaum zu stoppen war, erklärte sich auch die SPD als Begründer der Wiedervereinigung. Mäntelchen nach dem Wind gehängt! Eindeutig.

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KHLange  04.09.2012, 22:20
@Bajun

Wegen der Ostpolitik Willy Brandts bin ich 1970 "Schwatter" geworden, also der CDU beigetreten, die ich 10 Jahre später wieder verließ, weil ich "blau-weiß" nicht unterstützen wollte.

Ich habe aber als Heimatvertriebener zu Willy Brandt (de mortuis nihil, nisi bene) ein recht zwiespältiges Verhältnis; wohl wissend, dass ich ein ἀνάθημα der Linken riskiere, wenn ich an diesem Idol kratze. In den 60er Jahren habe ich mit vollem Herzen zugestimmt, wenn er vor den Schlesiern kernig deklamierte:"Wer die Oder-Neiße-Linie anerkennt, betrügt nicht nur die Deutschen, er betrügt auch die Polen"; ich verbürge mich für diesen seinen Ausspruch. Nur, wie ist die SPD doch über die honorige Frau Steinbach hergefallen, die zu den wenigen Abgeordneten des Deutschen Bundestages gehörte, die sich 1990 nicht zu einem endgültigen Verzicht auf die deutschen Ostgebiete, die seitdem wohl das Tribut ehemalig bekommen haben, durchringen konnte.

Willy Brandt und Egon Bahr in einem Zuge mit Kurt Schumacher und Ernst Reuter zu nennen, ist schon gewagt. Nun lässt sich trefflich damit argumentieren, dass jede Zeit eine andere angepasste Antwort auf die drängenden Fragen haben muss, selbst der legendäre Konrad Adenauer war davon nicht frei, wenn er sagte, dass man ihm nicht vorwerfen könne, in einer Woche klüger geworden zu sein (das ihm so zugeschriebene Wort: "Was kümmert mich mein dummes Geschwätz von gestern" hat er so sicher nicht gesagt; es hätte auch nicht zu seiner Persönlichkeit gepasst), aber gibt es nicht andererseits auch die Forderung nach politischer Verlässlichkeit?

Aus meiner subjektiven Sicht der Dinge bezweifele ich, dass die Wiedervereinigung durch die Brandt-Bahr'sche Ostpolitik, an der auch Helmut Kohl nichts mehr ändern wollte (Königsberg und Breslau waren von Oggersheim genauso weit entfernt wie von Röhndorf), befördert wurde. Es gabe Stimmen genug in der SPD, auch von Altbundespräsident Rau (de mortuis s.o.), die noch kurz vor der Wende nur allzu gerne den Wiedervereinigungsbezug der alten Präambel des Grundgesetzes gestrichen hätten, durch ihr nahestehende Journalisten für die DDR eine Art Österreich empfohlen hatten mit qusi durch die Zeit gewachsener Eigenstaatlichkeit mit gemeinsamen kulturellen Wurzeln.

All dieses Gerede wurde durch Helmut Kohl weggefegt, als sich mit Michael Gorbatschow und seinem Außenminister Schewardnaze, dessen Rolle vielfach nicht die adäquate Würdigung findet gegen eine hysterisch protestierende Margret Thatcher und einem bedenklich zurückhaltendem US-Außenminister Baker, von den sehr kritischen Linksintellektuellen unseres ach so befreundeten Nachbarn im Westen ganz zu schweigen, die einmalige Chance auftat, die Wiedervereinigung zu erreichen.

Dieser Helmut Kohl, gerade einem "Königsmord" der Verschwörergruppe um Geißler, Frau Süßmuth & Co entgangen, von den Medien als "die Birne" verspottet, wegen seiner schlecht sitzenden Anzüge und de angeblichen Vorliebe für Saumagen karrikiert, Lore Lorentz (de mortuis s.o.) stellte so ihre Vergleiche zum kultivierten eleganten Orgel spielenden Vorgänger an, trat nun hervor, ergriff - Bismarck zitiert - Gottes durch die Geschichte wehenden Mantel und nutzte die Gunst der Stunde. Dass nach dem Licht dann wieder Schtten folgte, wie bei manchem Sportler die Kür glänzend, der Abgang mit Parteispenden u,a, aber misslungen war. Wen sollte das heute noch im Angesicht der deutschen Einheit kratzen. Niemand stört es heute, dass sich Bsmarck Ludwigs, des II. Eintritt ins Deutsche Reich mit dem konfiszierten Staatsschats des annektierten Königreichs Hannover erkaufte.

Dennoch, ein Wermuthstropfen bleibt, Deutschland endet an Oder und Neiße. Die Besiedlung des Ostens, nach Gustav Freytag die größte Tat des Deutschen Reiches im Mittelalter, das Werk von acht Jahrhunderten war dahin. Ich kommentiere das nur mit zwei Zitaten:

Die Verträge mit Polen von 190/91 sind zwar "Verträge des Unrechts", aber PACTA SUNT SERVANDA (Herbert Hupka, zitiert nach Thomas Urban: Der Verlust),

dazu aber auch General de Gaulle:

Verträge sind wie junge Mädchen, sie haben ihre Zeit.

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Gabi40  05.09.2012, 00:46
@KHLange

Lieber KHL, was für ein gründlicher, hervorragender- und über jeden Zweifel erhabener Kommentar! Diese großartige Unterstützung meiner bescheidenen Antwort, mit der ich doch nur noch den traurigen Istzustand unserer durch Siegermächte- und Mediendiktatur umerzogenen Deutschen Gesellschaft in ihrer ganzen Einseitig- und Erbärmlichkeit darstellen wollte, verdient allergrößten Respekt- und Dank! Für allzuviele "linke Nichtswisser" dieser Community aber scheint Deine mühevoll erstellte Aufklärungsarbeit wohl nur "Perlen vor die Säue geworfen" zu sein? Vielleicht aber regt es einige doch noch zum Denken an; denn die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt. Liebe Grüsse Gabi40.

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KHLange  08.09.2012, 15:11
@Gabi40

Lieber Jürgen!

Ich bin sehr traurig, dass u.a. Dir dieser Kommentar eine unbegrenzte Sperrung Deines Accounts eingetragen hatte. So werden viele Ratsuchende in Zukunft auf Dein profundes Wissen verzichten müssen, auch wenn Dir wenn Dir vielleicht hier und da durch Dein pochendes Herzblut ein wenig die Pferde durchgegangen sind. Ich möchte das nicht kommentieren, sonst passiert mir noch das Gleiche.

In solidarischer Freundschaft

Karl-Heinrich Lange StD i.R.

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osmond  09.09.2012, 19:39
@KHLange

Hi KHLange, da schließe ich mich an. Deswegen also? Nun ja, irgendein Grund findet sich immer. lgO

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ahoi1  13.09.2012, 01:18
@osmond

Schade, lieber Jürgen, deine Beiträge gehörten zu den Perlen, die man hier manchmal findet. Habe immer gerne deine gut verständlichen Beiträge gelesen. Liebe Grüße, lass es dir gut gehen!

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Ein Grund, warum Werbe und PR-Fach-Leute überbezahlt sind! So etwas ergibt sich aus kollektiven Geist!

"Die Staatgrenze muss geöffnet werden" - wäre zwar 1989 richtiger gewesen - klingt aber doof zum Skandieren!

Aber Markus hat recht: Willy Brandt hats gesagt!


evamaria123  04.09.2012, 13:44

Ja, aber Brandt es "auch" gesagt.

War schon merkwürdig. Jahrelang wollte die SPD sich mit der DDR abfinden und alles fein machen, plötzlich steht Willy Brandt da und erklärt mit entschlossener Stimme, dass die Mauer weg müsse. Sowas muss man doch bemerkt haben, wenn man die politischen Zustände und die Berichterstattung damals beobachtet hat. Und nicht nur einige Tage beobachtet hat.

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findesciecle  11.09.2012, 23:59
@evamaria123

Na absolut! Willy Brandt war erstmal ein inkompetenter Kanzler und du hast Recht, die SPD-Linke hatte mit der Einheit abgeschlossen! Ich hoffe, dein Einwand richtet sich nicht gegen meine Antwort -- denn das habe ich nicht bestritten! Ich habe doch nur gesagt: Die Worte kommen auch von Brandt!

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evamaria123  13.09.2012, 13:20
@findesciecle

Freut mich, dass wir, sogar in der Betrachtung Willy Brandts als Kanzler, einer Meinung sind. Herzliche Grüße, Evamaria

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ich kenne nur den spruch "die mauer muss weg" ! die stammt noch aus DDR zeiten ! da ging es um die innerdeutsche grenze ! die eigendliche " mauer " gabs nur in berlin