Den Einmarsch der Franzosen sahen viele dt. Fürsten, aber auch Stadtbevölkerung, Handwerker, Landwirte und Intellektuelle als Chance, sich aus den Strukturen des Feudalismus zu befreien. Dabei ging es um Interessen, nicht um Liebe zu Napoleon. Goethe und der Weimarer Fürsten-Hof sind ein gutes Bsp.
Es stimmt einfach nicht, dass Goethe Napoleon bejubelte (Prof.Hegel tat es im benachbarten Jena durchaus), im Gegenteil: Napoleon wollte Goethe, der unter den Intellektuellen Deutschlands damals als"Star" galt, benutzen, seine Herrschaft über Deutschland als "Herrschaft der Vernunft" zu legitimieren. Goethe wusste das natürlich und hatte Napoleon mehrfach zu Anlässen, auf denen er als Minister des Fürstentums Sachsen-Weimar-Eisenach Napoleon hätte die Aufwartung machen müssen, unter Vorwand durch Fernbleiben, die kalte Schulter zeigte.
Beim Zusammentreffen hingegen brüskierte Goethe Napoleon darin,
dass er keine weitere Orden trug als einen preußischen. Das
Protokoll sieht bis heute vor, dass man alle wichtigen Orden trägt.
Goethe hatte die anderen Orden, auch die pro-französischen, aber
bewußt nicht angelegt. Das Signal war: „Sie sind nicht mein
Kaiser“ Trotzdem sprachen sie wohlwollend miteinander!
Selbstverständlich gibt es auch Aussagen Goethes, die pro Napoleon
als Modernisierer Deutschlands und als Machtmensch sind.
Goethe hatte Napoleon aber nie als "Befreier" gesehen!