Das griechische Demokratie- Ideal?
Hey Leute! Kann mir jemand bitte diese Quelle erklären, denn ich verstehe enicht:-(!
LG
3 Antworten
Autor, Redner, Rede, Redegattung und Kontext (geschichtlicher Zusammenhang)
Ein Idealbild der athenischen Demokratie enthält die Gefallenenrede (der Epitaphios) des Perikles bei dem Geschichtsschreiber Thukydides (2, 35 – 46). In dem Quellentext ist in einer deutschen Übersetzung Thukydides 2, 37. 1- 2, 41, 1 enthalten (mit einer Auslassung von 2, 40, 3 – 5).
Der Geschichtsschreiber Thukydides (geboren irgendwann im Zeitraum etwa 460 – 455 v. Chr.), war ungefähr eine Generation jünger als Perikles (geboren wohl etwa 494/3 v. Chr.). Beide waren Athener und Thukydides hat als junger Mann Perikles zumindest bei Reden erleben können.
Eine Gefallenenrede (griechisch: ἐπιτάφιος λόγος (epitaphios logos]) war der Redegattung nach eine Lobrede. Insgesamt ist das Thema der Rede die lobenswerte Leistung der Gefallenen und die Vortrefflichkeit Athens, der Athener und der athenischen Demokratie. Die Rede enthält ein positives Selbstverständnis, ein Idealbild der athenischen Demokratie und des Lebens in ihr.
Das Publikum der Rede sind die zur öffentlichen Beisetzung erschienenen Bürger und Bürgerinnen Athens einschließlich der Angehörigen der Toten. Auch Nicht-Athener konnten sich dem Leichenzug (Fahrt der Särge zum Bestattungsplatz) anschließen (Thukydides 2, 34, 4).
Perikles hat im Winter 431/430 v. Chr. eine Rede auf die athenischen Gefallenen (tote athenische Bürger, die als Soldaten gekämpft hatten) des ersten Jahres des Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) gehalten. Beim athenischen Geschichtsschreiber Thukydides (2, 35 – 46) gibt es eine Darstellung, wobei die Rede keine wörtliche Aufzeichnung ist, sondern vom Geschichtsschreiber geschaffen unter Berücksichtigung des Gesamtsinns der tatsächlichen Rede und der Situation. Sie ist nicht die wörtliche Wiedergabe der Perikles-Rede, sondern eine Gestaltung des Geschichtsschreibers, die auf das in der Lage Erforderliche ausgerichtet ist und sich so nah wie möglich an die inhaltliche Gesamtrichtung der tatsächlich gehaltenen Rede hält (Thukydides 1, 22 über die Methode). Formulierung und genaue gedankliche Ausgestaltung sind also nicht unbedingt genau wie bei Perikles.
Zwecke der Gefallenenrede, die Perikles im Winter 431/430 v. Chr. auf die athenischen Gefallenen (Kriegstoten) des ersten Jahres des Peloponnesischen Krieges (431 – 404 v. Chr.) gehalten hat, waren:
- Ehrung der athenischen Kriegstoten und Würdigung ihres Einsatzes in einer öffentlichen Veranstaltung entsprechend einer Tradition
- Bekräftigung eines positiven Selbstbildes und der leitenden Werte durch lobende Darstellung Athens, seiner demokratischen Verfassung, der Athener und ihrer Verhaltensweise
- Ermunterung durch Auffassung einer Überlegenheit der Athener über die Spartaner/Lakedaimonier in manchen Bereichen und Gleichwertigkeit in anderen Bereichen
- Hochhalten/Aufrechterhalten der Motivation, der Einsatzbereitschaft der Athener, auch wenn der Krieg Opfer kostet
- Vermittlung einer Botschaft, die gefallenen Athener seien nicht umsonst gestorben, sondern für ihr Vaterland, im Dienst für die athenische Demokratie, in Verteidigung einer guten Sache
- Zuspruch für die hinterbliebenen Angehörigen der Gefallenen mit Hinweis auf ein Aufziehen der Kinder der gefallenen Athener auf öffentliche Kosten
Inhalt: Vorzüge der athenischen Demokratie und ihrer Bürger
Aufgrund des Anlasses der Rede ist ein lobendes Hervorheben von Vorzügen zu erwarten und daher ist in den Grundzügen das anzunehmen, was zum Selbstverständnis des demokratischen Athens gehörte. Perikles war damals ein führender Politiker der athenischen Demokratie.
Die athenische Demokratie ist danach ein Vorbild für andere und gekennzeichnet durch:
- Mehrheitsprinzip: In der Demokratie herrscht das Volk, die Mehrheit der Bürger entscheidet, nicht einige wenige (eine kleine Gruppe).
- (politische) Gleichheit (gleiche Rechte): Alle Bürger sind hinsichtlich der Gesetze im öffentlichen Recht gleich.
- Chancengleichheit: Tüchtigkeit/Vortrefflichkeit (ἀρετή) ist bei Ansehen/Wertschätzung ausschlaggebend. Bevorzugung im öffentlichen Leben geschieht allein aufgrund persönlicher Tüchtigkeit/Vortrefflichkeit, nicht aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe. Armut ist kein Hindernis, sondern wer etwas Nützliches für die Gemeinschaft beiträgt, wird anerkannt.
- angenehme Lebensqualität: Es gibt ein reichhaltiges Angebot (Wettspiele, Feste, allen offenstehende schöne Anlagen) an Erholung von Anstrengungen.
- Freiheit: Das Leben und der Umgang miteinander ist freiheitlich. So herrscht ein freier Geist.
- Rechtsstaatlichkeit: Die Menschen haben Ehrfurcht vor geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen und erweisen ihnen Achtung/Respekt.
Die Bürger haben nach der Darstellung ausgezeichnete Verhaltensweisen und Eigenschaften:
- Pflichtbewusstsein und Engagement
- Großzügigkeit und Toleranz, die Verdächtigungen im Alltagsleben entgegenwirken
- Weltoffenheit
- gute politische Urteilsfähigkeit
- gelungene Verbindung von Sinn für das Schöne und Liebe zu Wissen und Bildung mit Mut, Tatkraft und Einsatzbereitschaft: Athen ist als hohe Schule Griechenlands vorbildlich und die athenischen Bürger zeigen sich auf vielen Gebieten mit Anmut und Sicherheit als gut geformte eigenständige Persönlichkeiten.
Thema in in einzelner Abschnitten:
1) Schwierigkeit der Aufgabe, die Gefallenen in einer Rede zu ehren (2, 35)
2) Leistungen und weitergegebenes Erbe der Vorfahren, der Väter und der Bürger der Gegenwart (2, 36)
3) Vorbildhaftigkeit der demokratischen Verfassung der Athener und Prinzip der Freiheit (2, 37)
4) hohe Lebensqualität in Athen (2, 38)
5) militärische Gewohnheiten und Leistungskraft (2, 39)
6) Verhalten der Athener im öffentlichen Leben (2, 40)
7) Athen als Schule/Bildungsstätte Griechenlands, mit Verbindung von Schönheitssinn und einsatzbereiter Tatkraft (2, 41)
8) Lob der Gefallenen und Tröstung der Angehörigen (2, 42 – 45)
9) abschließender Hinweis auf Ehrung durch Begräbnis und Aufziehen ihrer Kinder auf Staatskosten (2, 46)
Oh mein Gott vielen Dank für deine ausführliche und goldwerte Hilfe🙏🏻💕😊
Das griechische Demokratie- Ideal?
Der griechische Historiker Thukydides legt dem Staatsmann Perikles eine Rede in den Mund, die so nie gehalten worden ist. Sie dient dem Autor als Lobpreis auf die athenische Demokratie.
Sie ist ohne Vorbild von den Athenern entwickelt worden und daher selbst das Vorbild für andere griechische Staatswesen, ja für eine gewisse Vorherrschaft Athens über Griechenland. I
n der attischen Demokratie haben alle Bürger das Recht und zugleich die Pflicht, im Staate mitzuwirken. Wer sich dieser Pflicht entzieht, wird gering geschätzt. Es kommt nicht auf Reichtümer an, um im Staate etwas zu gelten, sondern selbst mittellose Bürger, sofern sie wenigstens bemüht sind, ihre Lage zu verbessern, haben die gleichen Rechte und Pflichten wie die wohlhabenden im Staate und erringen Ansehen dadurch, dass sie sich im Staatsdienst als tüchtig erweisen. Insofern verwirklicht Athen einen Gleichheitsgrundsatz aller Bürger im Rahmen von Staat und Politik.
Politische Entscheidungen werden nicht mehr von Minderheiten, z. B. einem Monarchen oder einer Adelsgruppe, getroffen, sondern von einer Mehrheit des sich in die Politik einbringenden Volkes. Daher heißt diese Staatsform Demokratie = Volksherrschaft. Im Staat herrscht ein freier Geist, der notwendig ist, um über politische Probleme offen und ohne Scheu zu beraten und allen Bürgern politische Urteilsfähigkeit zu ermöglichen.
Das dürfte das Wesentliche sein. Habe ich etwas vergessen?
Bleibt gesund und vernünftig!
Arnold
Nun, da Thukydides Geschichtsschreiber war, so war seine (erfundene) Rede an sein Lesepublikum gerichtet. Die These, die er Perikles in den Mund legt, ist die von der einzigartigen, allen griechischen Gemeinwesen überlegenen athenischen Demokratie.
Wie, also hat Perikles garnicht so gesprochen/ war er garnicht dieser Meinung?
Das wissen wir nicht, was Perikles meinte. Von Perikles selbst haben wir keine persönlichen Zeugnisse/Schriften. Tonaufzeichnungen gab es damals nicht. Ob es ein Redemanuskript von Perikles gab, das Thukydides hätte einsehen können - wir wissen es nicht. Vielleicht hat er Zeitzeugen befragt, die sich an den Redeinhalt in groben Zügen erinnern konnten, aber auch das wissen wir nicht. Die Rede so, wie sie uns im Geschichtswerk des Thukydides überliefert ist, entstammt seiner Feder, soviel ist sicher. Denn erfundene Reden waren in damaligen, auch noch römischen Geschichtswerken durchaus als Stilmittel üblich.
Ah okay, und wer könnte der Adressat sein?Bürger und die nachkommende Welt?
Ja, sicherlich, gebildete, politisch interessierte Bürger seiner Zeit und nachfolgender Generationen. Thukydides hat sicherlich auf einen gewissen Nachruhm für sich gehofft - und das hat er auch geschafft, sodass er heute noch in Schulen und von historisch Interessierten und Gebildeten gelesen und geschätzt wird.
Achsoo okay und in welchem historischen Kontext kann man diese Rede einordnen?
Ganz einfach, wie unter dem Quellenauszug steht: der historische Kontext ist der Peloponnesische Krieg. 😉
Achso ja stimmt😄😄! Ich denke, dass die Rede sehr informativ und argumentativ ist, wäre dies richtig?
Okay😊, hättest du vielleicht da eine andere Meinung?
Nein, heute nicht mehr. Ich gehe nämlich jetzt zu Bett - morgen klingelt der Wecker um 5:30 Uhr. 😄
Okay, trotzdem bedanke ich mich herzlich bei dir, für deine sehr hilfreiche Hilfe💕🙏🏻. Ich wünsche dir eine gute Nacht😊👋🏻.
Athen gilt als Gründer der Demokratie.
- von polis = Versammlung, ist die heutige Bedeutung Politik abgeleitet
- Republik = im Interesse der Öffentlichkeit (Polis, Parlament)
- Bürger = die Öffentlichkeit
In der griechischen Polis versammelten sich die Wahlberechtigten Bürger, dazu gehörten Frauen und Sklaven nicht.
Vielen Dank, aber kannst du mir vielleicht genauer erklären wovon diese Quelle handelt?😅 Zum Beispiel verstehe ich die Intention des Autors nicht usw:-(
Er kommentiert eine Rede, nennt sich Eloge (Loblied).
Der Kontext der Rede war eine korrekte Analyse des Wesens der Demokratie.
Der Autor war nicht der Redner, sondern sein Chronist.
Die Rede selbst wurde im Antiken Griechenland nicht schriftlich verfasst, weshalb es einen Chronisten (Überlieferung) brauchte.
Gleichwohl ist die Rede eine brialliante Rhetorik.
Ach, Du kiegst die Tür nicht zu.
Perikles war, nach heutigen Begriffen, ein Ideologe, der den Konflikt mit Sparta zuspitzte, aus imperialistischem Machtstreben.
Etwas dezenter, er strebte danach die attische Demokratie auf ganz Griechenland auszudehnen.
Wie er meinte "Griechenland zur Demokratie zu erziehen".
So wird das nichts, wenn musst Du den Focus größer aufziehen, mehr Abstand.
Perikles war der Polis verpflichtet, er konnte nicht per Order der Mufti regieren.
Der Stadtstaat war die Wirklichkeit, der Einheitsstaat der Entwurf.
Das ist der Punkt mit der "Erziehung Griechenlands" zur Demokratie.
Jene, die Demokratie erfolgte genau nicht freiwillig.
Letztlich ging es um die Machtfrage, die gestellt wurde und beantwortet wurde. Dem folgte der Machtanspruch, hier eben Athen vs. Sparta.
Mit heutigen Begriffen, mit Ideologie und Imperialismus.
Das Modell zog sich danach über fast 2.000 Jahre fort.
Frei übersetzt ein attisches "Heureka" (dös isses)...glaube der hieß Archimedes, der den Begriff herausposaunte.
Vielen Dank💕🙏🏻! Aber die ist mein Problem. Ich verstehe nicht an wen dies gerichtet ist oder was die These vom Sprecher ist?