Compoundbogen Empfehlungen?

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Hallo UlrichStern,

was unterscheidet einen Jagd-Compound von einem Sport-Compound? Wenn man den Bogen selbst betrachtet, eigentlich nur die Größe. Jagdbögen sind im allgemeinen erst mal kleiner. Wegen der Handlichkeit im Gelände. Wenn man sich also nicht geduckt an Tiere ranschleichen muss, dann hat ein kleinerer Bogen eher Nachteile. Und das gilt für alle Bögen. Neben anderen Nachteilen sind sie wegen der geringeren Größe etwas "wackeliger" in der Hand. Gerade für Anfänger eher ungeeignet. In einem 3-D-Parcours ist ein großer Sportbogen natürlich auch nicht immer praktisch, das ist klar.

Die Vorteile von Single-Cams

  • weil nur eine Cam vorhanden ist, muss nichts synchronisiert. Das dürfte gerade für Anfänger auch ein unüberwindliches Hindernis sein. Am unteren Ende sitzt eine runde Umlenkrolle, die vorhandene Einstellungen des Kabels 1:1 an den unteren Wurfarm überträgt.

Die Nachteile

  • etwas geringere Pfeilgeschwindigkeiten wegen der einzigen Cam. Die Umlenkrolle liefert keinen verstärkenden Antrieb.
  • Eine etwas "weichere" Wand. Also der Anschlag, wenn der voreingestellte Auszugslänge erreicht wird. Bei Twin-Cams ist die Wand fester, sozusagen "eindeutiger"

Diese Nachteile können meiner Meinung nach getrost vernachlässigt werden, wir sprechen hier über dich als Bogensportanfänger. Auch wenn höhere Pfeilgeschwindigkeiten durchaus Vorteile haben, sie werden gerade von Anfängern sehr häufig überbewertet.

Grundsätzlich ist ein Compound wegen seiner komplexen Technik eigentlich kein Anfängerbogen. Es sei denn, man hat einen erfahrenen Compounder an seiner Seite. Mein Rat ist, dass du dich zumindest an einen Fachhändler wendest. Am besten an einen, den du für einen Besuch auch erreichen könntest. Wenn du so 300 -400€ einplanen kannst, dann hast du einen kompetenten Ansprechpartner, der auch den Service übernehmen kann. Auch bei Fachhändlern muss man nicht zwingend 1000€ für einen brauchbaren Compound ausgeben.

Gruß Bogenfreund

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 13 Jahre Bogensport, 9 Jahre Vereinstrainer (Lizenz)

UlrichStern 
Beitragsersteller
 15.01.2023, 17:48

Super! Danke für die Antwort! Ich dachte halt zum Anfang einen besseren Bogen, damit ich ggf. nicht so oft einen Neuen benötige. Quasi sowas, wie bei einigen, die Lieblingssportschuhe - ein treuer Begleitgegenstand. Bei uns gibt es tatsächlich einen erreichbaren Bogenshop. Hast du ggf. Erfahrung mit einem "Mathews No Cam"? Wie sinnvoll ist ein Bogen ohne Cams?

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Bogenfreund  15.01.2023, 21:08
@UlrichStern

Vielen Dank für deine Bewertung 😊

Eines mal vorweg. Ich selbst schieße einen Olympischen Recurve, keinen Compound. Da wir aber ein sehr gemischter Verein sind, habe ich eben nur reichlich Kontakt mit Compoundbögen. Empfehlungen zu ganz bestimmten Cams kann ich aber tatsächlich nicht geben. Mit einem Bogen ohne Cams meinst du sicherlich immer noch einen Compound, nur eben mit zwei runden Laufrollen? Hmm, die gibt es meines Wissens nur im Billigstbereich, weil das eben gar keinen Sinn macht. Durch elliptisch geformte Cams bekommt man am Compound ja die Zugreduktion, so meist ab der Mitte des Auszugswegs. Diese Reduktion würde mit 2 runden Laufrädern wegfallen. Auch glaube ich, dass damit ein guter Teil der compoundtypisch höheren Pfeilgeschwindigkeit wegfallen würde.

Am Anfang einen besseren Bogen? Nun ja, in Vereinen läuft das meist eher anders herum. Am Anfang braucht kein Mensch einen sooooo tollen Bogen, daher ist das sinnvollerweise immer ein (Recurve-)Leihbogen. Günstig eben und mit schwächeren Wurfarmen. Dank des Leihprogramms arbeitet man sich in Sachen Zuggewicht die nächsten Monate nach oben, der Bogen wächst sozusagen mit. Mit steigender Erfahrung weiß ein Neuling immer besser, was auf dem Markt ist, was andere Mitglieder haben und warum, und wohin die eigenen Wünsche gehen. Der richtige Zeitpunkt für ein eigenes Mittelteil. Die WA sollten noch etwas länger gemietet sein, bis auch hier das persönliche Wohlfühlzuggewicht erreicht ist. Dann lohnt auch hier ein Kauf, dann erst kommen die besseren WA, deren Vorteile man dann auch besser umsetzen kann.

Beim "Selbststudium" ohne einen Verein und Leihprogramm wird halt gleich gekauft, aber auch da macht ein (deutlich) teurerer Bogen noch keinen Sinn. Recurves bis 200€ und Compounds mit sagen wir ca. 400€ können noch lange Zeit mehr wie ihr Besitzer ;-) Meine dringende Empfehlung ist aber immer. zumindest die Erstausstattung sollte über einen Fachhändler laufen, möglicht vor Ort! Später kann vieles prima online laufen.

Gruß Bogenfreund

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