Bogen oder Luftgewehr?

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Luftgewehr habe ich noch nicht gemacht, dem kann ich aber auch nicht viel abgewinnen (als Schütze - natürlich respektiere ich auch Luftgewehrschützen, die es als Sport ausüben und friedlich sind - nur um mal diese elendige, wieder aufgeflammte Waffengesetz-und-Killerspiel-Debatte zu erwähnen)

Bogen macht mir Spaß, zumindest die traditionelle Ausrichtung. Turnier-Leistungsdruck und Hightech ist okay, wenn man es mag, aber für mich macht es die Stimmung kaputt.

Ich bin zwar "seltsam gewandet für einen Ritter" (um mal auf "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" anzuspielen - sprich ich gehe zwar liebend gerne auf Mittelaltermärkte, aber halt in modernem Zivil und nicht in stilechter Gewandung), aber dem Mittelalter und seinen Legenden sehr zugetan. Dazu gehört natürlich auch Robin Hood.

Traditionelles Bogenschießen ist sehr interessant und facettenreich. Es ist so ursprünglich und bodenständig und eine hervorragende Abwechslung zu meinem modernen High-Tech-Job als Ingenieur. Es ist sehr entspannend und fast schon meditativ. Hektik ist völlig Fehl am Platz. Jeder Schuss braucht Vorbereitung und Zeit. Man wird eins mit Pfeil und Bogen. Man bedient sich dem, was man auch vor tausenden Jahren schon hatte. Und es entläd sich eine faszinierende, enorme Kraft, wenn der Pfeil lossaust.

Und darüberhinaus kann man sich traditionelle Bögen sogar selbst bauen. Auch das ist eine Arbeit, bei der Hektik nicht gebraucht wird. Mehrere Tage pfeilt man an einem Stück Holz rum, bis es endlich eine Form annimmt, die dann aufgespannt einen Bogen ergibt. Auch hier wird wieder mit den Händen gearbeitet und nicht mit Maschinen.

Jetzt noch zu deinen Fragen über Distanz und wie und wo...

Wie weit ein Bogen kommt, dazu gibt es immer zwei Werte. Präzisionsschuss und Distanz.

Zum Präzisionsschuss: Eine Weisheit aus dem Mittelalter sagt, dass bei Kampf und Jagd das Weiße im Auge des Gegners sichtbar sein muss, damit man ihn verlässlich treffen kann. Präzisionsschüsse auf unbewegte Ziele, also Zielscheiben oder 3D-Figuren, gelingen je nach Zielgröße, Bogenstärke, verwendeten Hilfsmitteln (klar trifft ein Sportbogenschütze mit Visier besser als einer mit einem Langbogen, obwohl er mit dem Langbogen vermutlich noch weiter daneben schießen würde, als der geübte intuitive Schütze) und Übung des Schützen aus 15-50 Metern Distanz. Das Schaumstoff-Nashorn im 3D-Parkour habe ich mit einem traditionellen 30lbs Jagd-Recurve aus 100m Distanz erlegt, allerdings erst im dritten Versuch und auf besagtes exorbitant großes Ziel.

Zum Distanzschuss: Ein 20lbs Bogen wird schon 200-300 Meter erreichen können. Aber eher mit zufälligem Ziel. Im Mittelalter wurden mit 100lbs Langbögen mehrere Kilometer geschossen. Auch nach dem Zufallsprinzip. Wenn allerdings 2000 Bauern gleichzeitig Pfeile in die Luft schießen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es bei der anrückenden Armee in 3km Distanz schon ganz schöne Verluste gibt. In der heutigen Zeit würde ich das nicht tun, erstens findet man die Pfeile kaum wieder, zweitens, und das ist noch wichtiger, ist die Gefahr zu groß, jemanden zu verletzen. Wo ein Distanzschuss rauskommt, ist überhaupt nicht absehbar.

Das Bogenfenster ist die Pfeilauflage. Hat man keine, z.B. bei englischen Langbögen, schießt man über Handrücken (man sollte allerdings die Pfeile an den Federn entsprechend präparieren und/oder Handschuhe tragen, sonst ratscht man sich an den Federn den Handrücken auf).

Langbögen werden oftmals noch auf die rustikale Art und Weise gespannt, einen Wurfarm zwischen die Beine klemmen, den anderen mit einer Hand biegen und mit der anderen Hand die Sehne auflegen. Spätestens bei Recurves ist das aber nicht empfehlenswert, da man dabei (auch bei Langbögen, aber da halt viel weniger) die Wurfarme verdrehen kann. Spannschnur ist fast idiotensicher.

Sicher gehen auch Carbonpfeile in einem traditionellen Bogen. Wenig stilecht, aber es geht. Allerdings sollten sie nicht zu leicht sein, da ein Bogen doch viel seiner Energie in das Werfen des Pfeiles steckt. Tut er das nicht (Leerschuss, also ziehen und lösen ohne Pfeil), kann er brechen oder wird zumindest so geschwächt, dass er später brechen kann. Ist der Pfeil zu leicht, kann das schon mal einem Leerschuss zumindest ähnlich sein. Der Pfeil sollte auf das Zuggewicht abgestimmt sein, zu schwer fliegt er nicht weit, zu leicht (bzw. zu wenig robust) können Pfeil wie Bogen Schaden nehmen.


26Sunny05 
Beitragsersteller
 03.08.2016, 17:55

Ich bin sprachlos.. deine Antwort gefällt mir hervorragend.  Hut ab.

Vielen Dank! Das hilft mir wirklich sehr weiter. 

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Bogen und LG sind zwei unterschiedliche Bereiche. Ein LG mit Visier, oder Zielfernrohr, bzw. Diopter sind wesentlich präziser als ein Bogen. Hierbei kommt es darauf an ob man mit Visiereinrichtung oder Intuitiv schiessen möchte.

Mit einem 20 lbs 62" Recurve Bogen hab ich ca. zwischen 115 und 130 Meter weit geschossen mit einem Anhaltwinkel von 40-45° und Pfeilen von Holz und Alu. Der Rest ist eine Sache der Bogenart: Recurve, Lang, Compound etc. ob mein eine Pfeilauflage .benötigt kommt auf den Bogen an. Das Internet (Google, YouTube) hält viele Deiner Antworten parat.


Hallo 26Sunny05,

das Luftgewehr kennst du, für den Bogen solltest du dir einen Verein suchen, jedenfalls, wenn du es richtig anfangen willst. Dort kann mam meist 2-3 Probetrainings vereinbaren.

Bogenschießen ist um einiges anspruchsvoller als das Kugelschießen (diese Schützen mögen mir jetzt verzeihen). Ich kenne beides, daher möchte ich diese Prognose wagen.

Alle deine Fragen würden in einem Verein beantwortet werden, diese und viele weitere. Pfeile fliegen lassen geht immer, keine Frage, aber Schießen lernen wirst du allein nicht können. Und nein, dass hat nichts damit zu tun, dass man "ja kein Profi werden will". Treffen ist toll und erhält den Spaß und das Interesse am Bogenschießen. Vor allem dann, wenn man irgendwann weiß, weshalb man getroffen hat und weshalb eben oft nicht.

Wie weit ein Bogen schießt? Ist erstmal völlig unwichtig, geschossen wird Anfangs auf Entfernungen, die auch mit Anfängerbögen leicht erreichbar sind.

Kann man etwas falsch machen? Ja, als Anfänger kann man alles falsch machen, daher ist ein Verein so empfehlenswert. Je später du diesen aufsuchst, je mühsamer ist das korrigieren angewöhnter Fehler.

Gut wäre zuerst ein 3-teiliger Recurvebogen, der mindest. 1x gemietet wird (1/2 Jahr). Der Tausch der Wurfarme in kleinen Stufen auf stärkere ist meist in den Mietkosten von rd. 40,- bis 70,-€ je Halbjahr inklusive (je nach Bogen).

Wenn @Nikita1839 schreibt "Deswegen schieße ich mit Langbogen und nicht mit einem "Guck mal ich mach fast alles von selbst"- Bogen."    (damit ist wohl ein Viesier-Recurve gemeint) sowie, dass er weder Finger noch Armschutz benutzt, dann kann ich dir nur raten, auf Meinungen dieser Art nicht zu hören. Hier urteilt jemand über Dinge, von denen er keine Ahnung hat.

Darum fange es richtig an und suche dir Gleichgesinnte, hier könnte es klappen: https://www.bogenschiessen.de/bogenschiessen/de/service/vereine/index_vereine.php

Viel Spass beim ausprobieren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – 13 Jahre Bogensport, 9 Jahre Vereinstrainer (Lizenz)

das luftgewehr ist wesentlich lauter und beim bogenschießen kann man prima entspannen. außerdem werden beim bogenschießen mehr muskeln und konzentration gefordert.

 Reitbögen werden nur selten verwendet und sind teuer (weil wegen handgemacht). mit einem Langbogen mit 20 ibs? wenn du ihn gerade hältst dann kannst du dami max. auf 30m schießen. Bei einer hebung um 45°        ( zb.: beim flight schießen) um die 40-45m. 

wenn du anfängst, am besten bei einem verein, dann kannst du dir meist einen bogen ausleihen. fast immer ist solch ein bogen ein recurvebogen. gespannt wird er von deinem "Lehrer" bzw. die person die dich einführt. 

beim spannen kann man die sehne falsch herum einspannen. meist gibt es aber auch spannhilfen. 

mit größter wahrscheinlichkeit wirst du mit carbonpfeilen anfangen. zu lang und reiter bögen gehören traditionellerweise holz pfeile. zu recurve und compound aluminium und carbon. 

Ich persönlich schieße mit dem Bogen weil es mich auf einer Seite interessiert und mir auf der anderen Furchtbar viel Spaß macht. Das Gute am Bogenschießen ist, dass du deine ganze Kraft hineinlegst und dich damit auch gut ablenken oder abreagieren kannst. Ich selbst habe einen Sportbogen mit dazugehörigen Pfeilen. Außerdem einen Köcher, Unter Armschutz und etwas um meine Finger beim Spannen zu schützen. Beim Bogenschießen musst du aufpassen, dass die Sehne dir beim Loslassen nicht gegen den Arm schlägt. Außerdem solltest du mindestens 10 Meter vom Ziel entfernt sein, es sollten keine Menschen in unmittelbarer Nähe stehen und sie Sähne ziehst du Richtung Ohr.

Ich bin auch kein Profi aber so wurde es mir im Bogenschießcenter beigebracht.