Christologisches Trilemma

2 Antworten

Hallo diluu,

hier zunächst einmal ein Auszug dessen, was Wikipedia unter dem Begriff Christologie schreibt:

In systematischer Betrachtung können die unterschiedlichen christologischen Positionen der letzten zweitausend Jahre als immer neue Lösungen des christologischen Trilemmas verstanden werden, d.h. als Versuche, folgende drei logisch widersprüchliche Sätze zusammenzubringen: (1) Jesus Christus war Mensch, (2) Jesus Christus ist Gott und (3) Gott ist nicht identisch mit der Welt. Es gab in der Kirchengeschichte vier Lösungstypen dieses Trilemmas:[1]

  • Modifikation des Menschseins Jesu Christi: Die leibliche Existenz des göttlichen Christus wird unterbewertet (so in den Christologien „von oben“ im Anschluss an die klassische Zweinaturenlehre) oder offen bestritten (z. B. im Doketismus bzw. in der Gnosis des 2. Jh.).
  • Modifikation der Göttlichkeit Jesu Christi: Jesus von Nazareth wird als Mensch wie jeder andere verstanden (so seit der Aufklärung in der historisch-kritischen Exegese und insbesondere im Atheismus, aber auch schon im Judentum z. Zt. des Urchristentums), oder zumindest als ein von Gott deutlich verschiedenes Wesen (so z. B. im Arianismus, Jesus als „Weisheit Gottes“).
  • Modifikation der Transzendenz Gottes: Der Abstand Gottes zur Welt ist nicht unüberwindlich, dadurch können Satz (1) und (2) des Trilemmas logisch vereinbart werden (so z. B. im theologischen Rationalismus oder der Gott-ist-tot-Theologie).
  • Paradoxale Lösungen: Alle drei Sätze werden beibehalten, die logische Verbindung wird als unlösbar erklärt (so z. B. in den christologischen Formeln des Konzils von Chalcedon oder auch bei Kierkegaard).(Ende des Zitats)

Nun fragst Du: > Wo ist das Problem dabei?

Das Problem dabei ist, dass diejenigen, die so etwas schreiben und lehren nicht im Wortsinn Theologen sind sondern Narzissten. In ihrer Selbstverliebtheit und Bewunderung ihrer eigenen philosophischen und literarischen Fähigkeiten vergessen sie das Wort Jesu Christi nach :

Luk 10,21 In dieser Stunde rief Jesus, vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.

Zu denken geben sollte auch dieser Ausspruch des Sohnes Gottes:

Mat 18,3 und sagte: Amen, das sage ich euch: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Narziss, Ölgemälde von Caravaggio, 1594 -1596, Galleria Nazionale d'Arte Antica, - (Religion, Christentum, Bibel)

helmutwk  01.05.2014, 20:15
Nun fragst Du: > Wo ist das Problem dabei?

Nun, das Problem ist, dass eben alle drei Aussagen in der Bibel zu finden sind.

Natürlich kann mensch "die halbe Bibel nehmen", also die Stellen ignorieren, an denen gesagt wird, dass Jesus Mensch ist, oder die Stellen ignorieren, dass Jesus Gott und JHWH ist, oder aber den Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf ignorieren, der auch in der Bibel bezeugt wird. In solchen Fällen werden meist die Stellen, die den nicht abgelehnten Aspekt lehren, als "Beweis" gegen den Aspekt benutzt, der abgelehnt wird.

"Paradox" kann ja auch bedeuten, dass die Aussagen unverbunden beibehalten werden, ohne ein System zu bilden, wie die unter eine Hut zu bringen sind. So wie das die meisten Christen vor Nicäa machten.

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kdd1945  01.05.2014, 21:55
@helmutwk

Das hab´ich nur aus Wikipedia kopiert, kaum gelesen. Aber schon als ich das komische Wort "Trilemma" las, kam mir die Ahnung...ob das nicht wieder um die Trinität geht? Was dazugelernt. Früher dacht´ ich die Trinität ist ein Dilemma für die, die sie ohne biblischen Beweis erklären müssen. Jetzt weiß ich, und das passt auch viel besser: Trinität - Trilemma.

Schon eigenartig, dass es dem Autor der Bibel von Mose bis Offenbarung und seinen 40 Schreibern nicht gelungen sein soll, die "Zentrallehre der Christenheit" sauber und anständig und zusammenhängend zu formulieren.

Warum konnte Jesus, nachdem er gesagt hatte:

Joh 10,30 Ich und der Vater sind eins.

Ja, warum hat er nicht die Gelegenheit genutzt und wenigstens erklärt, dass sie beide gleich ewig sind, also gleichaltrig, und dass das bei Vater und Sohn doch eigentlich immer so wäre?

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helmutwk  01.05.2014, 23:11
@kdd1945
Ja, warum hat er nicht die Gelegenheit genutzt und wenigstens erklärt, dass sie beide gleich ewig sind, also gleichaltrig, und dass das bei Vater und Sohn doch eigentlich immer so wäre?

Dass Jesus gleich ewig ist, findest du z.B. in Hebr 7,3, gesagt wird, dass Melchisedek dem Sohn Gottes gleicht, indem er weder Anfang noch Ende hat. Oder in Of 3,14, wo gesagt wird, dass Jesus der Ursprung der Schöpfung Gottes ist, die bekanntlich am Anfang ist.

Ist im Griechischen deutlicher zu erkennen als im Deutschen.

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helmutwk  01.05.2014, 23:47
@helmutwk

Und was "Zentrallehre" angeht: Zentral ist, dass Jesus Christus am Kreuz gestorben und auferstanden ist, um uns zu befreien.

Nicht alle Aussagen der Trinitätslehre sind gleich wichtig. Aber wenn es z.B. heißt, dass wir dadurch gerettet werden, dass wir Jesus als Herr bekennen (Rö 10,9), und der Zusammenhang zeit (V.10-13), dass mit dem Herrn der Herr gemeint ist, von den es in Joel 3,5 heißt, dass alle, die seinen Namen anrufen, gerettet werden (also JHWH) - nun, dass heißt, dass das Bekenntnis zu Jesus als JHWH genauso zentral ist wie das Bekenntnis zu Jesu als dem Sohn Gottes.

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kdd1945  02.05.2014, 00:24
@helmutwk

Bei der Hebräerstelle wird der Vorzug der Priesterschaft Jesu gegenüber der levitischen gezeigt. "er (Melchisedek) gleicht1 dem Sohn Gottes und bleibt Priester für immer."

Du wirst doch nicht wirklich behaupten, dass der Sohn Gottes keinen Vater hat?


Off 3,14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, der "Amen"7 heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang8 der Schöpfung Gottes:

Als Gott, Jehova, mit der Schöpfung begann, fing er mit seinem "Erstgeborenen" an. Durch diesen schuf er dann alles andere.

Keiner der Verse behandelt die Trinität. Oder siehst Du dort drei Personen, die in Frage kämen?

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kdd1945  02.05.2014, 15:29
@helmutwk

Rö 10,9 denn wenn du mit deinem Mund bekennst: «Jesus ist der Herr» und in deinem Herzen glaubst: «Gott hat ihn von den Toten auferweckt», so wirst du gerettet werden. 10 Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen. 11 Denn die Schrift sagt: Wer an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. 12 Darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. 13 Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.

Hier ist durchaus von zwei Personen die Rede, von Jesus und von Gott, der ihn von den Toten auferweckt hat. In dem zitierten Text aus Joel 3,9 von Jehova. Das kann auch in Rö 10,13 so bleiben (NWÜ)

Es gibt jedoch:(Folgendes aus der Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK)

Passagen aus den Hebräischen Schriften, die sich eindeutig auf Jehova beziehen, von inspirierten Bibelschreibern aber auf Jesus Christus angewandt wurden

Warum werden in Johannes 1:23 die Worte aus Jesaja 40:3 zitiert und auf die Tätigkeit Johannes’ des Täufers als Wegbereiter Jesu Christi angewandt, wenn doch in Jesaja 40:3 eindeutig gesagt wird, dass der Weg für Jehova vorbereitet werden soll? Weil Jesus seinen Vater repräsentierte. Er kam im Namen seines Vaters und hatte die Gewissheit, dass sein Vater stets mit ihm war, weil er das tat, was seinem Vater wohlgefällig war (Joh. 5:43; 8:29).

Warum werden die Worte aus Psalm 102:25-27 in Hebräer 1:10-12 auf den Sohn angewandt, während der Psalmist sie doch offensichtlich an Gott gerichtet hatte? Weil es kein anderer als der Sohn war, durch den Gott die vom Psalmisten beschriebenen Schöpfungswerke ausführte. (Siehe Kolosser 1:15, 16; Sprüche 8:22, 27-30.)

In Hebräer 1:5b wird 2. Samuel 7:14 zitiert und auf den Sohn Gottes angewandt. Dieser Text erfüllte sich zwar zunächst an Salomo, später aber an Jesus Christus, doch das bedeutet nicht, dass Salomo und Jesus ein und dieselbe Person waren. Jesus ist ‘größer als Salomo’ und führt ein Werk aus, das durch Salomos Werk vorgeschattet wurde (Luk. 11:31, Pe).

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helmutwk  03.05.2014, 11:58
@kdd1945
Hier ist durchaus von zwei Personen die Rede, von Jesus und von Gott, der ihn von den Toten auferweckt hat.

Natürlich ist da von zwei "Personen" die Rede: von Gott, und von Jesus, dem Herrn (=JHWH).

Im NT wird Jesus regelmäßig als Herr bezeichnet, und das ist eine der Stellen, wo klar wird, dass mit dem "Herrn"der höchste Name, nämlich JHWH, gemeint ist. Stellen die zeigen, dass der Vater JHWH ist (und nicht "nur" Gott o.ä.), sind deutlich seltener.

In Hebräer 1:5b wird 2. Samuel 7:14 zitiert und auf den Sohn Gottes angewandt.

Das ist nicht das Gleiche. Salomo hat die Prophezeiung nur unvollkommen erfüllt, er war eine "Vorschattung" Jesu. Aber Jesus ist der Schöpfer, kein Geschöpf (Kol 1,16), er ist der wahre Gott (1.Jh 5,20). Und wie der "Engel des HERRn im AT wird er einerseits von Gott/JHWH unterschieden, andererseits mit JHWH identifiziert.

Und die Liste der Beispiele kann durchaus verlängert werden. Beispielsweise sagt Johannes, dass Jesaja die Herrlichkeit Jesu sah, aber nach dem Kontext der zitierten Stelle hat Jesaja die Herrlichkeit des HERRn gesehen. Und dabei hat doch JHWH gesagt, dass Er seine Herrlichkeit keinem anderen geben wird. Wenn also der Sohn die Herrlichkeit des Vaters hat (wie es Jesus ankündigt, Mk 8,38), dann ist er kein anderer als JHWH.

Es ist nun mal so, dass Gott nicht monolithisch ist, das Bild Gottes ist der Mensch, männlich und weiblich - und damit ist kein Zwitter gemeint, denn es heißt: "männlich und weiblich schuf er sie (Pl.)".

Du wirst doch nicht wirklich behaupten, dass der Sohn Gottes keinen Vater hat?

Nein, aber er hat keinen Anfang. Er war schon im Anfang.

Als Gott, Jehova, mit der Schöpfung begann, fing er mit seinem "Erstgeborenen" an.

Du hast übersehen, dass nicht der Vater, sondern der "Erstgeborene" alles geschaffen hat (Kol 1,15-16). Es hat schon seien Grund, dass im Nicänum heißt: "geboren, und nicht geschaffen".

Keiner der Verse behandelt die Trinität.

Die Trinitätslehre ist eine Zusammenfassung und Systematisierung von Aussagen, die sich verstreut in der Bibel finden. Deshalb gibt es keine Bibelstelle, die "die Trinität behandelt", aber alle wichtigen Aussagen der Trinitätslehre stehen auch in der Bibel. Und natürlich gibt es Bibelstellen, die die Trinitätandeuten, z.B. "Matthäi am letzten".

Ist dir noch nie aufgefallen, dass ich streng genommen nicht die Trinitätslehre verteidigen, sondern stets auf die Bibelstellen hinweise, auf denen sie beruht?

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helmutwk  03.05.2014, 12:03
@kdd1945
Off 3,14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Dies sagt, der "Amen"7 heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang8 der Schöpfung Gottes:

Wörtlich und deshalb falsch übersetzt. arche kann neben Anfang auch "Ausgang, Quelle" o.ä. bedeuten, sie wie telos neben dem Ende auch das Ziel bezeichnen kann. Of 3,14 besagt also das Gleiche wie Jh 1,3: dass alles, was jemals geschaffen wurde, durch Jesus geschaffen wurde.

Du kannst natürlich den Vers so übersetzen, wie du es getan hast, und damit einen Widerspruch zu Jh 1,3 konstruieren (den du - nehme ich an - verdrängst). Aber was ich von Übersetzungen halte, die eine Alternative wählen, für die (im Vergleich zu den alternativen) praktisch nicht5s spricht, aber gegen die spricht, dass so ein Widerspruch innerhalb der Bibel auftaucht, muss ich dir sicher nicht näher erklären.

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kdd1945  03.05.2014, 14:12
@helmutwk

@ helmutwk

Zu Deinen diversen Kommentaren: Dir sei Dein Glaube unbenommen, mich wirst Du weder von der Trinität überzeugen, noch mich in ein Dilemma oder gar Trilemma stürzen. - Versuche aber ruhig, Deine Kollegen von der EKD davon zu überzeugen, das Jesus eigentlich Jehova heißt.

Dass mein Wunsch begrenzt ist, über religöse Begriffe zu diskutieren, die mit der Silbe "Tri" anfangen, möchte ich noch einmal betonen. Für Deine Mühe und Zeit danke ich Dir. Ich mache jetzt mit diesem Thema erst mal Schluss.

Zu Deiner Information füge ich Dir noch den Link zur "Trinität" bei, dort werden alle Fragen besprochen.

http://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1101989276?q=trinit%C3%A4t&p=par

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helmutwk  03.05.2014, 15:12
@kdd1945
Dir sei Dein Glaube unbenommen, mich wirst Du weder von der Trinität überzeugen, noch mich in ein Dilemma oder gar Trilemma stürzen.

Doch, in das Dilemma bist du schön gestürzt. Du reagierst darauf mit "Modifikation der Gottheit Jesu", um mit Wikipedia zu sprechen (2.Möglichkeit).

Ich modifiziere lieber nicht die Botschaft der Bibel, also bin ich bei der "paradoxen" Lösung.

Zu Deiner Information füge ich Dir noch den Link zur "Trinität" bei

Die Einseitigkeiten der ZJ sind mir gut bekannt. Da muss ich nicht noch deinen Link lesen.

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XXholditXX  05.05.2014, 09:38
@helmutwk

Jawoll - haut Euch, Freunde des christlichen uns quasichristlichen Glaubens!

Immer wieder interessant, wie und wie gegensätzlich man Euer heiliges "Wunderwerk" auslegen kann!

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Das ist ein Punkt, in dem sich bis heute die Christen aller Schattierungen streiten und zu dem sie sich auch in der Vergangenheit schon mal ordentlich geprügelt haben.

Laut "Tante Wiki" geht es dabei um folgendes:

"Das christologische Trilemma resultiert aus drei Aussagen:

  1. Jesus Christus war Mensch,

  2. Jesus Christus ist Gott,

  3. Gott ist nicht identisch mit der Welt.

Modifikation des Menschseins Jesu Christi: Die leibliche Existenz des göttlichen Christus wird unterbewertet ... oder offen bestritten, ............

Modifikation der Göttlichkeit Jesu Christi: Jesus von Nazareth wird als Mensch wie jeder andere verstanden (1) oder zumindest als ein von Gott deutlich verschiedenes Wesen (2).

Modifikation der Transzendenz Gottes: Der Abstand Gottes zur Welt ist nicht unüberwindlich, dadurch können Satz (1) und (2) des Trilemmas logisch vereinbart werden .........

Paradoxale Lösungen: Alle drei Sätze werden beibehalten, die logische Verbindung wird als unlösbar erklärt ..."

(Zitat Ende)

Da man in der Bibel zu allem, also auch zu allen o. g. Sätzen, eine Antwort finden kann (man muss nur lange genug suchen und deuten!), muss man mit diesem (Drillings-) Dilemma leben.

Vernünftig erklären, also auch denen, die noch einigermaßen von dieser Welt hier sind und normal denken, kann Dir das niemand!