Chemie: was bedeutet es, die „Aktivierungsenergie“ zu senken?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

In einer chemischen Reaktion reagiert ein Edukt zu einem Produkt. Damit die Reaktion spontan ablaufen kann, muß die freie Energie des Produkts tiefer sein als die des Edukts. Im Regelfall heißt das auch, daß die Energie des Produkts tiefer sein muß als die des Edukts, und deshalb rede ich ich im weiteren nur von Energie und lasse die Kom­plikationen mit Entropie und Enthalpie und freier Enthalpie etc. weg.

Also reagiert das Edukt (bzw. die Eduktmischung) zum Produkt (bzw. der Produkt­mischung), und die Energiedifferenz wird als Reaktions­energie frei. Außerdem läuft die Reaktion mit einer Geschwindigkeit ab, die bei verschiedenen Funktionen um viele Größenordnungen variieren kann. Wenn eine Reaktion zu langsam ist, dann kann man sie nicht beobachten, und in der Praxis wird das Produkt dann oft von irgendeiner Kon­kur­­renzreaktion verbraucht und zu einem anderen Produkt umgesetzt.

Die Geschwindigkeit einer Reaktion hängt vorwiegend von ihrer Aktivierungsenergie ab, und von der Temperatur. In biologischen Systemen kann man nicht einfach die Temperatur erhöhen, um Reaktionen ablaufen zu lassen. Daher braucht man oft einen Weg, die Aktivierungsenergie zu senken. Und das ist tatsächlich möglich, die die Akti­vie­­rungs­­energie hängt (anders als die Reaktionsenergie) vom Reaktionsweg ab, und Katalysatoren bieten ja neue Reaktionswege (=Reaktionsmechanismen) an.

Die Aktivierungsenergie ist der Energieunterschied zwischen dem Produkt und der höchsten Energie am Reaktionsweg (also dem höchstliegenden Übergangszustand). Wenn ein Katalysator einen alternativen Reaktionsweg anbietet, dann verläuft der na­türlich über andere Übergangszustände, und wenn die alle tiefer liegen, dann wird die Reaktion wirklich beschleunigt.

Auf die Reaktionsenergie hat das allerdings keinen Einfluß: Man muß das Eduktmole­kül mit der Aktivierungsenergie anstoßen, und am Ende bekommt das Produktmole­kül die Reaktionsenergie plus die hineingesteckte Aktivierungsenergie heraus. Der Net­to­energiegewinn ist also immer einfach die Reaktionsenergie, und unabhängig von der Aktivierungsenergie und damit dem Vorhandensein eines Katalysators.


DTanja652 
Beitragsersteller
 28.07.2024, 19:48

ich glaube, mir geht gerade ein Licht auf.

„Wenn ein Katalysator einen alternativen Reaktionsweg anbietet, dann verläuft der na­türlich über andere Übergangszustände, und wenn die alle tiefer liegen, dann wird die Reaktion wirklich beschleunigt.“

vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich hab meinen Denkfehler jetzt glaube ich gefunden

0
indiachinacook  28.07.2024, 19:50
@DTanja652

Ich habe meine Antwort so lang abgefaßt, weil ich vermute, daß Du irgend­etwas Offensichtliches nicht verstanden hast, aber ich wußte nicht was. Daher habe ich alles Offen­sicht­liche nochmals zusammengefaßt, in der Hoffnung, daß Dein Knack­punkt damit behandelt ist.

0
DTanja652 
Beitragsersteller
 28.07.2024, 19:57
@indiachinacook

Also, der Teil, dass es er ein alternativer Weg ist, kam bisher nicht vor, daher dachte ich die ganze Zeit, dass es der selbe Reaktionsweg ist. Ist auch einfach nicht mein Fach, ehrlich gesagt.

Ich verstehe noch nicht ganz, WIE der Katalysator, den alternativen Pfad/reaktionsweg ermöglicht; denn das Substrat verändert er ja nicht.

Aber ich verstehe jetzt, was es heißt, die Aktivierungsenergie zu senken

Vielen dank !

0
indiachinacook  28.07.2024, 20:29
@DTanja652

„Alternativer Reaktionsweg“ heißt einfach, daß die Moleküle irgendwie anders tan­zen. Stell Dir vor, die unkatalysierte Reaktion beginnt damit, daß ein Molekül in zwei Hälf­ten zerbricht, und diese Hälften machen dann irgendetwas mit den anderen Edukt­­mole­­kü­len, das letztlich zum Produkt führt. Das Aufbrechen einer Bindung braucht of­fen­bar ziem­lich viel Energie, also wird diese Reaktion eine hohe Aktivie­rungs­energie und da­her eine ge­rin­ge Reaktionsgeschwindigkeit haben

Ein Katalysator könnte einen alternativen Reaktionsweg anbieten, bei dem das Mo­le­kül an der Oberfläche des Katalysators festgehalten wird und nacheinander die linke Hälf­te und die rechte Hälfte mit den anderen Eduktmolekülen reagieren, wäh­rend sie geo­me­trisch fixiert an der Oberfläche kleben. Die starre Anordnung ermög­licht die Reak­tion, ohne eine Bindung zu brechen, und daher braucht die Reaktion weniger Ak­ti­vie­rungs­ener­gie und läuft schneller ab.

1
Von Experte Picus48 bestätigt

Die Aktivierungsenergie ist eine Art Barriere zwischen Edukt und Produkt. Betrachtet man eine exotherme Reaktion (d.h. Energie wird freigesetzt) und nimmt man eine Aktivierungsenergie von 0 an, dann würde das bedeuten, dass das Edukt sofort zum Produkt reagiert. In der Realität tut es das oft nicht, d.h. tatsächlich muss aus dem Edukt zunächst ein Übergangszustand hervorgehen, welcher energetisch etwas über dem Edukt liegt und erst aus diesem Übergangszustand kann dann das Produkt gebildet werden. Katalysatoren können die Aktivierungsenergie einer Reaktion senken, indem sie einen alternativen Reaktionsweg ermöglichen, welcher über einen energetisch tiefer liegenden Übergangszustand erfolgt.

Man kann sich zur Veranschaulichung einen Ball vorstellen, der sich in einem Brunnen auf einem Berg befindet. Damit der Ball den Berg hinunterrollen kann, muss er zunächst aus dem Brunnen gehoben werden (d.h. eine Aktivierungsenergie überwunden werden). Ein Katalysator könnte demgegenüber einen neuen Pfad eröffnen, bei dem der Ball stattdessen durch einen waagrechten Tunnel den Brunnen zum Hang hin verlässt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium

DTanja652 
Beitragsersteller
 28.07.2024, 19:53

Vielen Dank, für Ihre Antwort.

kann man sagen, dass der Katalysator den alternativen Realktionsweg (der weniger Aktivierungsenergie erfordert), eröffnet, in dem er das Substrat energetisch versetzt ? Es ist die Rede davon, dass er „die Position“ der Reaktanden zueinander verändert

0
pchem  28.07.2024, 20:07
@DTanja652
kann man sagen, dass der Katalysator den alternativen Realktionsweg (der weniger Aktivierungsenergie erfordert), eröffnet, in dem er das Substrat energetisch versetzt

"Energetisch versetzt" klingt etwas nichtssagend und pauschal kann man zur detaillierten Funktionsweise wenig sagen, da es "den" Katalysator eigentlich nicht gibt. Katalysatoren funktionieren ganz unterschiedlich. Bei heterogenen Katalysatoren, wie im Auto oder beim Haber-Bosch-Verfahren, spielt sich die Reaktion an Oberflächen ab, an denen Reaktanten adsorbieren können und dadurch z.B. Bindungen geschwächt werden. Auch Enzyme sind Katalysatoren, diese funktionieren oft so, dass sie ein Molekül in einer ganz bestimmten Position fixieren, die für eine bestimmte Reaktion notwendig ist. Die Senkung der Aktivierungsenergie ist jedoch eine allgemeine Eigenschaft, die allen Katalysatoren eigen ist.

1

Hallo,

ein Katalysator senkt die Aktivierungsenergie, indem er einen alternativen Reaktionsweg mit einem niedrigeren Energieberg anbietet. Das bedeutet, dass weniger Energie benötigt wird, um die Reaktanden in den Übergangszustand zu versetzen. Der energetische Zustand der Reaktanden wird dabei nicht erhöht, sondern der Katalysator stabilisiert den Übergangszustand, sodass dieser leichter erreicht wird.

Beste Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Doktorat in Naturwissenschaften

DTanja652 
Beitragsersteller
 28.07.2024, 19:49

Danke ! Ich hab’s jetzt endlich verstanden.

warum steht es nicht so in den Vorlesungen…

0
JenerDerBleibt  28.07.2024, 19:55
@DTanja652

Vermutlich weil Ausdrücke wie "alternativer Reaktionsweg" auch falsch verstanden werden können. Das könnte in der Formulierung auch die Entstehung eines Nebenprodukts bzw anderen Produkts bedeuten.

0

https://de.wikipedia.org/wiki/Katalysator

Katalysator (von der Katalyse – griechisch κατάλυσις katálysis, deutsch ‚Auflösung‘ mit lateinischer Endung) bezeichnet in der Chemie einen Stoff, der die Reaktionsgeschwindigkeit durch die Senkung der Aktivierungsenergie einer chemischen Reaktion erhöht, ohne dabei selbst verbraucht zu werden. Er beschleunigt die Hin- und Rückreaktion gleichermaßen und ändert somit die Kinetik chemischer Reaktionen, nicht aber deren Thermodynamik.

Ein Katalysator nimmt an einer chemischen Reaktion unter Bildung einer intermediären Stufe mit den Reaktanten teil, aus der der Katalysator nach Entstehung des Produkts wieder unverändert freigesetzt wird. Ein Katalysator kann diesen so genannten Katalysezyklus viele Male durchlaufen.

Je nachdem, in welchen Phasen Katalysator und Reaktanten vorliegen, spricht man von homogenen oder heterogenen Katalysatoren. Biochemische Prozesse werden durch Enzyme katalysiert.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktivierungsenergie

Die Aktivierungsenergie, geprägt 1889 von Svante Arrhenius, ist eine energetische Barriere, die bei einer chemischen Reaktion von den Reaktionspartnern überwunden werden muss. Allgemein gilt: Je niedriger die Aktivierungsenergie, desto schneller verläuft die Reaktion. Eine hohe Aktivierungsenergie hemmt Reaktionen, die wegen fester Bindung der Endprodukte aus energetischen Gründen zu erwarten wären, und verhindert oder verzögert damit die Einstellung eines chemischen Gleichgewichts. So kann eine Mischung aus Methan und dem Sauerstoff der Luft bei Standardbedingungen nahezu unverändert existieren (d. h. die Reaktion läuft unmessbar langsam ab), obwohl die exergone Reaktion zu Kohlendioxid und Wasser aus thermodynamischer Sicht „spontan“ ablaufen sollte. Die Aktivierungsenergie nach Arrhenius ist eine empirische Größe, die sich durch die hohe Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeit von vielen chemischen Reaktionen ermitteln lässt.[1]

Allgemein werden alle Prozesse als aktivierte Prozesse bezeichnet, bei denen eine energetische Barriere überwunden werden muss, um ein thermodynamisches System von einem Zustand in einen anderen zu überführen. Hierzu zählen neben chemischen Reaktionen im engeren Sinne auch zahlreiche andere Prozesse wie Änderungen der KonformationKeimbildungKristallisationKavitation oder die Entstehung von Brüchen oder Erdbeben.[2]


newcomer  28.07.2024, 19:34

Katalyse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Katalysator setzt die Aktivierungsenergie für chemische Reaktionen herab, ändert jedoch nicht die freie Reaktionsenthalpie ΔR�n nimmt an, dass bei Anwesenheit eines Katalysators ein Komplex mit niedrigerer Aktivierungsenergie gebildet wird und so die Reaktionswahrscheinlichkeit steigt.

0
pchem  28.07.2024, 19:51
@newcomer
[1]
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
ΔR�n

Wenn man sich schon erdreistet ganze Wikipedia-Passagen zu kopieren, kann man sich wenigstens die Mühe machen solche Notizen zu entfernen bzw. falsche Darstellungen zu korrigieren.

3

Der Katalysator bewirkt eine Herabsetzung der Aktivierungseneegie, da in seiner Anwesenheit die Reaktion weniger Energie benötigt. Wieso beweirkt der Katalysator das, dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich;

Schau doch mal eine Erklärung einer Reaktion mit Katalysator genauer an

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Mathematik und Naturwissenschaften