Chemie Studium. Ja, Nein?
Also ich würde gerne Chemie in Frankfurt studieren, aber habe ein paar Bedenken und würde deshalb gerne ein paar Fragen stellen.
Ich weiß der Zeitaufwand ist sehr hoch, aber wie sieht es in der Vorlesungsfreien Zeit aus? Also den zwei Monaten zwischen den Semestern. Muss man da auch in die Praxis oder hat man da etwas Luft? (Falls jemand Erfahrung mit dem Studium in Frankfurt hat, wäre das Top)
Wie ist es mit den Kommilitonen, ich hab den Eindruck es ist immer so eine Klassenähnliche Atmosphäre, ist es da einfach Kontakte zu knüpfen? Sind da alle halbwegs gut drauf oder macht jeder sein eigenes Ding?
Dann noch die gute Frage der Jobchancen. Werde ich nach der geplanten Promotion einen schönen Platz am eisernen Steg suchen müssen, oder findet man ganz gut eine Arbeit?
Was wäre denn eine gute Alternative? Am liebsten würde ich Chemie studieren, aber Naturwissenschaften im Allgemeinen ist etwas, dass ich gerne machen würde. Ich würde später eher lieber in einem Labor arbeiten wollen. Gibt es da einen Studiengang, oder geht das nur mit Ausbildung?
Ich habe sehr viele Erfahrungsberichte gelesen, die einen meinen du musst deine Seele verkaufen um Zeit zum Duschen zu finden, die anderen sagen man hat genug Freizeit um für paar gute Wochen nach Ibiza zu fliegen. Der Rest sind Posts aus 2008. Natürlich habe ich mich auch durch meine Uni und der Studienordnung informiert, trotzdem wären ein paar aktuellere Erfahrungsberichte nicht schlecht. :)
Vielen lieben Dank im Vorraus
1 Antwort
Ohne jetzt die spezifischen Eigenheiten in Frankfurt zu kennen:
Ich weiß der Zeitaufwand ist sehr hoch, aber wie sieht es in der Vorlesungsfreien Zeit aus? Also den zwei Monaten zwischen den Semestern. Muss man da auch in die Praxis oder hat man da etwas Luft?
An meiner Uni ist es so, dass die vorlesungsfreie Zeit gleichzeitig auch Prüfungszeit ist und Gelegenheit für Blockseminare/Laborpraktika.
Man hat in der vorlesungsfreien Zeit deutlich mehr Freizeit als im normalen Semester. Es gibt auch immer mal eine ganze Woche, in der man sich nicht um die Uni kümmern muss. Aber wenn Laborpraktikum ist, ist man im Labor und nicht im Urlaub. Und wenn eine Prüfung ansteht, sitzt man auch eher am Schreibtisch als im Freibad. Außerdem werden die Termine erst so 1-2 Monate im Voraus bekannt gegeben, sodass man nicht längerfristig planen kann.
Wie ist es mit den Kommilitonen, ich hab den Eindruck es ist immer so eine Klassenähnliche Atmosphäre, ist es da einfach Kontakte zu knüpfen? Sind da alle halbwegs gut drauf oder macht jeder sein eigenes Ding?
An meiner Uni ist die Chemie ein sehr kleiner Fachbereich und spätestens am Ende des zweiten Semesters hat es sich sowieso komplett verwurschtelt, wer in welchem Semester ist. Und bei Partys o.ä. juckt es sowieso keinen, wer schon an der Masterarbeit strickt und wer Ersti ist. In der Mensa gibts auch den "Chemiker-Tisch", an dem alle durcheinander sitzen und kommen&gehen, wo gerade ein Platz frei ist.
Es kennt also jeder jeden.
Fast zwangsweise. Es gibt natürlich in jedem Semester auch Einzelne, die sich aus jeder Art von sozialer Interaktion heraushalten. Nach 5-10 freundlichen Einladungen, doch mir zur Party zu kommen oder sich zu den anderen zu setzen, gibts da dann auch irgendwann ein allgemeines Schulterzucken.
Und ja, Studenten sind allgemein ein sehr entspanntes und offenherziges Volk, in dem jeder sein kann wie er will. In der Chemie halt tendenziell etwas nerdy, d.h. am Mensatisch unterhält man sich eher über die Synthese von C-Kampfstoffen als über die neuesten Modetrends.
Dann noch die gute Frage der Jobchancen. Werde ich nach der geplanten Promotion einen schönen Platz am eisernen Steg suchen müssen, oder findet man ganz gut eine Arbeit?
Ich sehe absolut keinen Grund zur Sorge, was das angeht.
Ich würde später eher lieber in einem Labor arbeiten wollen. Gibt es da einen Studiengang, oder geht das nur mit Ausbildung?
Och, da bist du mit Chemie schon sehr richtig. In manchen Semestern verbringst du mehr Zeit im Labor als in Vorlesungen.
Allerdings bedeutet Laborarbeit auf akademischem Niveau eben nicht, einfach eine Anleitung nachzukochen, das Produkt nach Schema F aufzureinigen und fertig. Sowas macht ein CTA. Als Student und späterer Absolvent wird man sich sich seine Vorgehensweise vorher selbst überlegen/recherchieren, die Identität des Produkts mit entsprechenden Analyseverfahren bestimmen und von allem ein ausführliches Protokoll anfertigen müssen. Das alles dauert üblicherweise länger, als man dafür dann im Labor steht.
Ich habe sehr viele Erfahrungsberichte gelesen, die einen meinen du musst deine Seele verkaufen um Zeit zum Duschen zu finden, die anderen sagen man hat genug Freizeit um für paar gute Wochen nach Ibiza zu fliegen.
Insgesamt gehört Chemie zu den schwersten Studiengängen. Es ist deutlich mehr Arbeitsaufwand und Frustrationstoleranz nötig als in "Schlaffächern". Man sollte sich von Anfang an klar sein, dass 40h/Woche (ohne Pausen!) eher nicht ausreichen und dass die Regelstudienzeit eher eine freundliche Empfehlung für Freaks ist.
Aber man hat auch seine Freizeiten zwischendurch. Und kann auch mal in den Urlaub gehen. Dafür mag je nach Uni und Semester etwas Flexibilität nötig sein (z.B. in der vorlesungsfreien Zeit auch mal spontan von Donnerstag bis Mittwoch in den Urlaub zu gehen oder zu sagen "der Urlaub ist mir so wichtig, wenn da ne Prüfung rein gelegt wird, ist das halt so"). Aber unmenschliche Bedingungen sind es nicht.
