Buchstelle die sich rhetorisch schön vortragen lässt?
Hey!
Ich bin zur Zeit auf der Suche nach entweder einem Poetryslam-Text, einer Buchstelle, Gedicht o.ä., welche sich rhetorisch schön vorlesen lassen würden. Egal ob lustig oder traurig. Wichtig wäre hierbei, dass sie sich in 5-8 Minuten vortragen lassen würden. Ich habe bereits schon ein paar Bücher durchgeblättert (z.B. Harry Potter) aber hierbei sind die Stellen, die mir gefallen meist viel zu lang.
Ich bin für jeden Einfall dankbar - eine Art Brainstorming sozusagen. Wäre super lieb, wenn ihr vielleicht ein paar Ideen teilen würdet, da ich die Inspiration nötig habe :D
5 Antworten
Hey, eins meiner Lieblingsbücher hat eine sehr schöne poetische Stelle. Das Buch heißt 'looking for alaska' von John Green und in der englischen Ausgabe ist ab der Seite 219 ein toller Abschnitt. Ich weiß leider nicht wo es in der deutschen ist, aber es müsste ganz am Ende stehen, wenn nicht sogar die letzten Seiten
https://www.kath.ch/newsd/es-ist-was-es-ist-sagt-die-liebe-zum-100-geburtstag-von-erich-fried/
uvam.
Du kannst auch suchen und "Ernst Jandl". Dazu musst Du ihn Dir jedoch unbedingt auch Youtube ansehen. Manche sagten, nach seinem Tod kann die Gedichte keiner mehr vortragen.
Eigentlich lässt sich jeder Text großartig vortragen - wenn man's kann. Hilfreich könnten hier Hörbücher sein. Es gibt Vorleser, die noch ein Telefonbuch spannend vorlesen können.
Max und Moritz, von Wilhelm Busch
Ich habe dieses Gedicht in der Schule vorgetragen:
An die ErdeErde, wer hat dein Gesicht so geschändet,
deine klaren Augen, deine Flüsse und Meere
aus denen deine große Seele sprach,
trübe sind sie geworden,
öde blicken sie und blind.
Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,
dein Atem ist ekelhaft geworden.
Aus ihm kam der Hauch des Lebens,
der ungeheure Atem deiner Stürme und Orkane.
Aber dein Atem stinkt,
deine Wolken sind todbringend,
voll heimtückischen Gifts.
Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,
dein üppiges Haar, deine Wälder und Fluren,
in denen die Ruhe der Ewigkeit war
wo die Liebenden sicher wohnten
und die Ausgestoßenen.
Wer hat dein Haar so zugerichtet,
ausgerissen und kahl rasiert,
ein Anblick des Jammers.
Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,
deine Haut ist unrein und voller Geschwüre,
deine Wangen sind lächerlich geschminkt.
Wer dich berührt
Wird angesteckt,
wer dich küsst,
kann des Todes sein.
Erde, wer hat dein Gesicht so geschändet,
aber die Erde antwortet nichts.
Könnte sie noch antworten, würde sie sagen:
Es haben mich so zugerichtet,
die mir ihre Liebe schworen,
es haben mich in Besitz genommen,
die meine Gäste sein sollten,
es haben mich geschunden
die sich an mir erquicken sollten,
es werden mich töten
die ohne mich nicht leben können.
(Hans Scheibner, September 76)