Buch aus verschiedenen Sichten schreiben

11 Antworten

Es ist ohne Weiteres möglich, jedes Kapitel aus einer anderen Sicht zu schreiben. Deine Idee ist gut und machbar.
Du bringst bei deinen Überlegungen aber Erzähler und handelnde Person durcheinander. Wenn du - passend zu den Kapitelüberschriften - aus der Sicht dieser Person schreiben willst, musst du in der Ich- bzw. Wir-Form schreiben. Deine Erzähler sind also in jedem Fall an der Handlung beteiligt - wie, wie intensiv, wie nah am Geschehen etc., das bestimmst dann du. Auch in welchem Stil sie erzählen (umgangssprachlich, derb - vulgär, humorvoll, ironisch, romantisch-verträumt, verzweifelt etc.), wie vertrauenswürdig sie dem Leser erscheinen und wie wissend sie sind bezügl. Gedanken, Emotionen der anderen Beteiligten, Hintergründen der Handlung etc.

Schreibst du in der 3.Person, ist der Erzähler aus der Handlung raus und nimmt so eine Art Beobachter- und Kommentatorenrolle ein. Du kannst ihn natürlich bezüglich Stil auch die oben genannten Eigenschaften verpassen, aber er ist nun keine greifbare Person mehr, nur noch ein Werkzeug, die Stimme, die dem Leser die Handlung erzählt. Insofern wäre es völlig unlogisch (und falsch!), dieser Art von Erzähler auch noch Namen zu geben.

Ich weiß nicht, wie alt du bist. Kennst du das Buch "The Pigman" von Paul Zindel? Ist ein Jugendbuch. Hier ist sehr schön mit den alternierenden Erzählern (1 Junge, 1 Mädchen) jongliert worden. Sie wechseln sich immer ab: 1 Kaitel er, 1 Kapitel sie usw. Beide erzählen und beurteilen dieselben Geschehnisse und Personen völlig unterschiedlichen und der Leser muss sich dann daraus sein Bild machen. So in etwa, nur mit mehr Erzählern, hast du es ja auch geplant.

Also, lass deine wechselnden Erzähler in der Ich-oder Wir-Form erzählen, gib ihnen nicht nur Namen, sondern auch einen deutlich voneinander zu unterscheidenden Erzählstil, dann wir das etwas ganz Interessantes und verwirrt den Leser nicht.
Viel Spaß dabei und gutes Gelingen.

Hallo, den anderen Antwortern gebe ich zunächst recht. Ich empfehle Dir die Verwendung der Er-Form und der Sie-Form.Ein solcher personaler Erzieher ist nahe an der Figur dran;er sitzt im Kopf der Figur, ist sie aber nicht. Die Figur, an der dir am meisten liegt,könntest Du in der Ichform zu Wort kommen lassen. Erzähler und Figur sind identisch.

Ich habe auch mal ein Buch gelesen, in dem der meiste Teil aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt wird. Zwischendurch konnte man kurze Kapitel lesen, in denen es um den unbekannten Mörder ging. Dieser Abschnitt wurde dann in der 3. Person geschrieben. Allerdings überschnitten sich die Kapital bis zum Ende hin nicht.

Ich denke, wenn die Hauptprotagonistin in der Ich-Perspektive schreibt, und die anderen nur so nebenbei mal ein Kapitel ''abbekommen'', würde das nicht verwirrend vorkommen. Im Gegenteil, die Charaktere bekämen so auch mehr Tiefe.

Wenn jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person erzählt wird.(ein interessantes Konzept, weil man dann auch die unterschiedlichen psychischen zustände der verschiedenen Personen ausarbeiten kann), bietet es sich doch an, jedes Kapitel aus der Sicht des jeweiligen Protagonisten zu erzählen.

Auch das Leben des Adrian Lverkühn wird in Thomas Manns "Doktor Faustus" in Ich-Form aus der Perspektive eines Freundes und humanistischen Professors, Serenus Zeitblohm erzählt.

Und es gibt sogar einen Krimi, bei dem der Ich-Erzähler der Mörder ist, der sich dem Detektiv als Assistent anbietet.

Klar, geht das. Du bist der Autor. Was du schreiben willst, kannst du auch schreiben :D

Aber um noch etwas überzeugender zu werden: In der "Bartimäus" gibt es genau das. Drei Hauptcharaktere, einer aus der Ich-Perspektive, zwei aus der dritten Person. (Und die Bücher sind gut :D)