Bin ich ein schlechter Mensch weil ich meine Katze einschläfern lasse?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Du,

du bist kein schlechter Mensch! Ganz im Gegenteil: Du erlöst deine Katze aus tiefer Liebe, weil du es nicht mehr leiden lassen möchtest. Das zeugt von unglaublicher Größe.

Wenn ihr die Möglichkeit habt, dann lasst die Katze bitte zu Hause, in ihrem Revier, gehen, erspart ihr einen Transport.

Bitte unbedingt mit dem Tierarzt detailliert die Euthanasie besprechen: den möglichen Ablauf UND die verwendeten Mittel.

Die humanste Art ist, dem Tier als Erstes ein Narkosemittel- Ketamingemisch zu spritzen. So, wie es bei jeder OP gemacht wird. Dann schläft das Tier innerhalb weniger Sekunden ein. Es kann sein, dass das Tier sich kurz vor dem Einschlafen erbricht. Daran bitte denken. Das ist normal, da die Narkose bei Katzen oft das Gleichgewichtsorgan irritiert.

Dann, wenn sichergestellt ist, dass die Katze ganz, ganz tief und fest schläft, keinerlei Schmerzreflexe zeigt, dann erst wird die 2. überdosierte Narkose (meist direkt in den Bauchraum, in Leber, Niere und Herz) gesetzt. Das mag brachial wirken, da lange Kanüle. Das Tier merkt davon nichts.

Dann tritt der Tod sehr schnell ein.

Manche Tierärzte legen einen Venenzugang und verabreichen die 2 Schritte intravenös. Weiß ich nicht, ob es bei dem alten Tier machbar ist, da immenser Stress.

Oft entschlafen sehr alte und kranke Tiere bereitsein der ersten Narkose + Ketamin, da ihr ganzes System bereits so schwach ist.

Bitte auch daran denken, dass es zum Sterbeprozess hinzu gehört, dass sich beim Entschlafen Darm und Blase entleeren können.

Bei meinem Lomo war es so nicht. Er erbrach auch nicht.

Bei ihm hatte ich das Gefühl, dass sein Körper und auch er selbst absolut bereit dafür waren, da er einfach nicht mehr konnte, erschöpft war. Er schlief auf seinem Lieblingsplatz, mit einem Schnurren, mit meinem Bauchkraulen und mit seinem Lieblingslied (von mir gesungen) ein.

Ich wünsche dir von Herzen Kraft.

beste Grüße 🙋‍♀️ +😺 +😺

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ehrenamt - Tierschutz/Pflegestelle Katze

MissRaven96 
Beitragsersteller
 25.06.2024, 15:52

Danke wirklich sehr schöne Antwort. Ich hoffe das klappt bei uns auch so reibungslos ohne das etwas schief geht und sie kann friedlich einschlafen.

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DaLiLeoMishu  25.06.2024, 16:13
@MissRaven96

Ich wünsche es euch und eurer Katze von Herzen.

Ich hätte mir für meinen Lomo keinen schöneren Übergang vorstellen können. Ich hatte einen TA von Felmo bei mir und er gab uns alle Zeit der Welt. Erst, als wir alle bereit waren gab er die erste Spritze. Alles in allem war der TA bestimmt eine Stunde, wenn nicht länger bei uns.

Ich danke dir sehr für den gelben Stern. :-)

Liebe Grße an euch alle. Viel Kraft.

DaLi

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Der Tag X ist leider der gefürchteste Tag als Tierhalter, aber auch Abschied nehmen gehört dazu und manchmal ist die Erlösung eines Tieres die bessere Hilfe, als den Tod medikamentös weiter hinauszuzögern.

Du bist gewiss kein schlechter Mensch, wenn du Miezi einschläfern lässt, denn sie hat ihr Leben gelebt und ihre Lebensqualität nimmt ja immer mehr ab bis sie iwann nicht mehr kann.

Ich wünsche dir alles Gute und habe kein schlechtes Gewissen, wenn du deine Mieze über die Regenbogenbrücke schickst. Auch das gehört zur Tierliebe!

Gruß


MissRaven96 
Beitragsersteller
 24.06.2024, 09:26

Danke dir, ich werde sie im Arm halten, wenn sie über die Brücke geht. Dann sind die Schmerzen vorüber.

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jakkily  24.06.2024, 09:30
@MissRaven96

Ich war 2015 auch dabei als meine Katze Jenny eingeschläfert werden musste und habe sie auch bis zum letzten Atemzug gestreichelt und war für sie da. Sie war zu dem Zeitpunkt schon über 15 Jahre alt und hatte zunehmend abgebaut, sodass es für sie die bessere Hilfe war.

Abschied nehmen tut immer weh, egal von welchem Tier, aber sie wohnen nun auf unserem Wolkenbauernhof.

Alles Gute

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Mein Weg wäre es vermutlich nicht. Ich habe auch schon meine Katze und meinen Hund einschläfern lassen und würde das vermutlich nicht nochmal so machen. Ich habe meinen anderen Hund bis zu seinem Tod gepflegt. Er war Monate lang ein Vollpflegefall. Aber ich habe es gerne gemacht. Er ist dann zu Hause friedlich eingeschlafen. Und ich bin mit seinem Tod im Reinen. Das bin ich bei meinem anderen Hund und meiner Katze nicht. Insbesondere bei meiner Katze war der Ablauf auch nicht so schön. Bei beiden ist der Tierarzt nach Hause gekommen. Trotzdem lief es nicht reibungslos.

Ich finde diese Frage immer wieder die schwierigste, vor die man als Haustierbesitzer gestellt wird. Niemand weiß, wie der Wille des Tieres wäre. Uns selber tut es weh, das Leid des Tieres zu sehen. Aber darf das ein Argument sein? Ich finde, der natürliche Tod hat auch seine Berechtigung. Schlimm ist der Tod immer. Heutzutage haben wir oft keinen Mut, um auf den natürlichen Tod zu warten. Er wird kommen. Früher oder später. Die Sterbephase erinnert uns an unsere eigene Endlichkeit und daran möchten wir nicht erinnert werden. Wenn ein Mensch stirbt, dann meist im Krankenhaus. Nur wenige Menschen trauen sich, einen sterbenden Menschen zu begleiten. Bei Tieren ist das ähnlich.

Ich möchte die letzte Lebensphase mit meinem alten Hund nicht missen. Auch wenn ich Leid mit ansehen musste, was ich so gut es ging gelindert habe. Es war nochmal eine sehr intensive Phase des Zusammenlebens, in der wir uns beide in unserem Tempo voneinander verabschieden konnten.


MissRaven96 
Beitragsersteller
 24.06.2024, 11:02

Wenn Sie uns noch als tröstend wahrnehmen würde und nicht ängstlich in Ihrer Dunkelheit umher irren würde, hätte ich mich auch anders entschieden. Aber das Tier weiter mit Schmerzen Tag für Tag zu quälen, nur um unser eigenes Gewissen zu beruhigen ist keine Lösung. Wenn ich ihr noch helfen könnte würde ich das tun, egal wie viel Aufwand es wäre und wir haben jetzt auch schon 24/7 Pflege für die Maus. Das ist nicht das Problem, aber ich will sie nicht weiter quälen dafür haben wir sie zu lieb.

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fionelle  24.06.2024, 22:45
@MissRaven96

Schmerzmittel sind heutzutage ja nicht unbedingt das Problem. Da gibt es Möglichkeiten. Es ist eher diese Wesensveränderung beim Tier, die einen verunsichert. Man fragt sich, warum sich das Tier so anders verhält als sonst. Unser Hund war in dieser letzten Phase auch wesensverändert. War viel zutraulicher, hat sich tragen lassen, war ängstlich und unruhig, wenn er Autofahren sollte. Die meisten Menschen verändern sich vor ihrem Tod. Ich habe beruflich mit sterbenden Menschen zu tun. Viele Menschen sind in dieser letzten Phase introvertiert, sie kommunizieren fast gar nicht mehr oder stellen die Kommunikation komplett ein (obwohl sie körperlich noch dazu in der Lage wären). So nehmen sie langsam Abschied von dieser Welt. Ich denke, es sind enorme Gefühle von Trauer, vielleicht auch Angst, die sie verspüren. Die eigene Endlichkeit ist ganz nah. Ich habe eigentlich noch nie einen Patienten kennen gelernt, der bis zu seinem Tod in seinem vorigen Wesenszustand geblieben ist.

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Da müsste jeder, der ein Huhn schlachtet, ein schlechter Mensch sein.

Die Katze hatte sicher ein gutes Leben bei dir und es ist gut, wenn du ihr es leichter machst am Ende.

Ich habe es zur Zeit mit dementen Menschen zu tun, glaub mir, da kommen einem auch Gedanken ... Die wohnen doch schon gar nicht mehr auf Erden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Recherche, Zucht und Anleitung

Dieser Tag kommt leider irgendwann.

19 Jahre ist ein stolzes Alter und mit diesen ganzen Beschwerden zeigt dieser kleine Körper, dass es wohl Zeit ist Abschied zu nehmen.

Ich denke als Besitzer hat man die Pflicht dem Tier ein würdevolles Leben zu ermöglichen und dazu gehört auch es vor Jahren voller Schmerzen und Leiden zu bewahren.


MissRaven96 
Beitragsersteller
 24.06.2024, 09:15

Ja da hast du natürlich recht. Ich hoffe nur dass sie friedlich gehen kann und dazu gehören schmerzen natürlich nicht. Schlecht fühlt man sich trotzdem, das kann man nicht ausstellen. Aber ich werde meine Gefühle in den Hintergrund stellen und nur an ihr Wohl denken. Danke.

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Thelianos  24.06.2024, 09:17
@MissRaven96

Es ist keine schöne Situation. Aber sie wird keine Schmerzen haben. Sie wird narkotisiert und dann wird sie eingeschläfert.

Ich habe meinen Kater damals im Arm gehalten und gewartet bis er über die Brücke gegangen ist.

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