Bevorzugt das deutsche Schulsystem extrovertierte Kinder?
Hallo,
beim Abitur zählt ja die mündliche Leistung genau wie die Schriftliche 50%. Doch werden dadurch nicht die introvertierten Menschen benachteiligt, weil es ihnen besonders schwer fällt, häufig die Hand zu heben? Die mündliche Leistung wird fast jeden Tag bewertet, die Schriftliche allerdings nur zu bestimmten Klausurphasen. Die Introvertierten müssen sich also deutlich öfter gegen ihre natürlichen Verhaltensweisen richten, als Extrovertierte, oder?
Stimmt das? Und ist das so fair und richtig?
35 Stimmen
11 Antworten
Sehe ich nicht ganz so strikt auf der einen Seite.
Die 50 % bestehen nicht nur aus den mündlichen Beiträgen, sonder aus der gesamten Sonstigen Leistung. Natürlich sind dies vor allem Referate oder andere Beiträge, was durchaus für offene und kommunikative SuS einfacher ist. Dennoch ist die Leistung ja 50% zu 50% zu werten udn die Klausuren finden zu bestimmtenTerminen statt, umfassen jedoch den vorangegangenen Inhalt. Insofern würd eihc nicht sagen, dass extrovertierte SchülerInnen bevorzugt werden, sie haben es leichter. Es kommt aber aich auf die Qualitöt der Beiträge an. Im Grunde muss beides stimmen. Auch schüchterne Personen können qualitativ gute Beiträge liefern, die Extrovertierten hingegen schlechte schriftl. Leistungen erbringen.
Wie die Leistungserhebung erfolgt hängt von der Schulstufe, Fach und Schulform ab. Bei uns in NRW wird in der Sek 2 häufig 50% zu 50% Sonstige Leistung zu Schriftichen Leistungserhebung bewertet, so sieht es auch das Curriculum vor. In einigen Fächern kann dies auch 60% sein- je nach Vorgabe des Lehrplans der Sek 2.
Zu den Sonstigen Leistungen. Auch hier entscheidet die jeweilige Fachschaft darüber auf Basis des Lehrplanes welche Leistungen in die SoMI-Note einfließen.
Hier ganz gut von einem Münsteraner Gymnasium dargestellt. wenn man in der Graphik schaut, so sieht man bei Punkt 2 welche Leistungen in die Sonstige Mitarbeit einfließen können: https://docplayer.org/24913319-Das-leistungskonzept-des-wilhelm-hittorf-gymnasiums-1-grundsaetze-zur-leistungsbewertung.html
Die Seite drei dieses Dokumentes erklärt das auch ganz gut, äußere ich mich für NRW: https://pgherne.de/wp-content/uploads/2017/09/allgemeine-grundsaetze-leistungsbewertung.pdf
In der Sekundarstufe 1 kann und wird manchmal auch die Hefführung zu 5-10 % bewertet werden. Es wird zwischen der Sonstigen Mitarbeit (mündlich) und der Schriftlichen getrennt, in die schriftlichen Note fließen in NRW tatsächlich nur Klausuren bzw. Klassenarbeiten ein. Das kann in einem anderem BL natürlich auch anders sein.
In der Oberstufe wird meines Erachtens nach dennoch vermehrt auf die mündliche Beteiligung geachtet, Präsentationen zählen auch dazu. Sie werden natürlich nicht so oft durchgeführt, so dass durchaus die mündliche Beteiligung stärker bewertet wird was für ruhigere SuS einen Nachteil bringt.
Die 50 % bestehen nicht nur aus den mündlichen Beiträgen,
Oh doch!
Referate zählen NIE in die mündliche Mitarbeitsnote hinein, die dann eine 4 oder 5 wird! Die dann 50% zählt.
Verbreite doch keinen Unsinn!
Zum schriftlichen!
Glaub mir, wir bekamen immer eine Notenübersicht jedes Halbjahr. Die Referatsnoten waren extra dort mitaufgezählt, aber nicht bei den mündlichen Noten.
Bei uns galten wirklich nur Arbeiten als schriftlich. Der Rest zählte zum Mündlichen, selbst Tests.
Ich komme aus NRW und die Sonstige Mitarbeit wird hier aus unterschiedlichen Leistungen generiert, je nach Fachschaftsentscheidung unterschiedlich prozemtual gewertet. Das kann man hier am Beispiel des Faches Englisch auf Seite 6 nachlesen Punkt 2.2: https://gymnasium-letmathe.de/fileadmin/user_upload/Leistungskonzept_Englisch_Stand_Juni_2017.pdf
Sonstige Mitarbeit ist aber nicht mündliche Mitarbeit 🤦♀️
Doch! Bei uns am Gym war es genau so, wie Consillieri es beschreibt!
Bevorzugt ist das falsche Wort finde ich.
Introvertierte Kinder stehen sich selbst im Weg in dem sie sich nicht trauen. Der Knoten muss bei ihnen selbst platzen.
Was sollte denn ein Lehrer in der Klasse machen? Auf gut Glück Kinder dran nehmen die sich nicht melden? Dann fühlt sich jedes Kind das dann die Antwort nicht weiss bloßgestellt.
In einer Schule geht es um alle Schüler und ja es ist schwer weil man nebenbei noch mit anderen Kindern klarkommen lernen muss.
Ja, extrovertierte Kinder haben es einfacher weil sie nicht mehr lernen müssen aus sich heraus zu kommen. Introvertierte müssen lernen aus sich heraus zu kommen.
Wenn sie es in der Schule nicht anfangen kommen sie nie aus sich heraus.
Jeder Mensch ändert sich hier und da um das zu erreichen was man selbst erreichen möchte. Da führt kein Weg daran vorbei.
hä? Weil man selbst ein Problem hat müssen andere sich ändern? Das funktioniert leider nicht.
Außerdem beherrscht keiner die Kunst des Gedankenlesens. Keiner weiß was introvertierte denken oder fühlen wenn sie es nicht erzählen.
Ja. Das System bevorzugt extravertierte Kinder. Da es viele Leistungen gibt, bei denen die Schüler aktiv die Leistung von sich anbieten können - und dadurch bessere Noten erreichen können.
Hätte man rein Leistungen die in Tests/Klassenarbeiten abgefragt würden (oder beim mündlichen nur wie auf Abfrage durch den Lehrer geantwortet wird), so wären die Leistungen vergleichbarer und extravertierte Kinder hätten nicht einen zu starken Vorteil.
Ich kenne aus meiner Schulzeit, dass es ziemlich leicht war, sich ne gute mündliche Note "schönzureden". Wer viel labert bekam locker ne 2. Für ne 1 muste man schon fachlich auch was können, aber mit viel Hilfestellung und Gutmütigkeit durch den Lehrer war ne 2 drin.
Wobei je nach Lehrer ruhigere Schüler auch gute Noten bekommen konnten - da manche Lehrer tatsächlich diejenigen mal befragten (ohne Meldung drannahmen) und bei stets korrekter Antwort das dann gut bewertet wurde. Das war aber sehr vom Lehrer abhängig.
Problem sehe ich eher darin, dass das Niveau sank - zu meiner Zeit schon. Es wurde zig mal wiederholt, weil manche bestimmte Sachen nicht so schnell verstanden. Die durften sich dann auch oft melden während älterer Stoff wiederholt wurde. Und zack war ne 2 mindestens sicher. Und das mit viel weniger Können. Klarer Vorteil hier, wenn man gut Labern konnte.
Natürlich hat es Vorteile, wenn man keine scheu davor hat, sich zu melden. Extrovertierte Kinder können aber durchaus Probleme mit ihrer Art bekommen. Introvertierte Kinder, die dennoch selbstbewusst sind, werden sich sicherlich genauso oft melden, wie Extrovertierte. Also lässt sich eher sagen "Selbstbewußte Kinder werden in der Schule bevorzugt". Das ist aber völlig logisch. Du könntest das "Selbstbewusst" einfach durch "fleißig" austauschen und dann würde kein Verein auf dich zukommen und dir was von "Ungleichbehandlung" erzählen.
Das ist eine völlig richtige Beobachtung. Ob das so fair ist mag ich nicht beurteilen, es ist in erster Linie sinnvoll.
Es ist wichtig, dass man lernt auch mal aus sich herauszukommen, das Können alleine nicht reicht, solange es niemand zu Gesicht bekommt.
Wer sich ständig von anderen übertrumpfen lässt, obwohl er fachlich mithalten könnte, vielleicht sogar besser wäre, der wird damit später einmal Probleme bekommen, da bringt man ihm das besser früh bei und versucht ihn dazu zu bewegen, öfter über seinen Schatten zu springen.
An vielen Schulen zählt das Mündliche 60%.