Besonderheiten Andalusien?
Moin,
könnte mir vielleicht behilflich sein und weiß etwas über Innovationen, technologische Fortschritte, interessante Fakten oder globale Besonderheiten wie beispielsweise die La Convivencia in Andalusien, als dieses unter muslimischer Herrschaft war :)?
2 Antworten
Diese Convivencia bestand nicht. Das ist nur eine politisch korrekte Legende. Zum einen fielen die Mauren ja ins Land ein und spätestens nach Jahr 1 gab es keine Convivencia. Es gab Massaker, Hinrichtungen und Unterwerfung. Einfach mal arabische Kunst, z.B. Gemälde aus al-Andalus ansehen. Dort wo auf der Alhambra heute Wasser in Rinnen plätschert, floss im Mittelalter das Blut der Enthaupteten.
Eine globale Besonderheit ist eher, dass mit dem Ende der Maurenherrschaft das Mittelalter endete und im gleichen Jahr Kolumbus Amerika entdeckte.
Was das mit Andalusien zu tun hat? Nun, alle Expeditionen der folgenden Jahrzehnte gingen von Andalusien aus nach Amerika. Es waren Andalusier, welche Amerika besiedelten und das kann man auch an der Sprachvarietät erkennen, die auch die Kanaren beeinflusst hatte. Kurz: Andalusische Besonderheiten, wie z.B. das Seseo werden in ganz Lateinamerika verwendet, andere, wie das Verschlucken von Endkonsonanten und die dynamischere Sprechweise vor allem in den zunächst besiedelten Gebieten (Karibik, Mittelamerika, oberer Teil Südamerikas).
Was Innovationen oder Technologie angeht entstand z.B. die erste moderne romanische (in diesem Fall spanische) Grammatik in Sevilla, die auch lange Zeit Vorbild für die grammatikalische Lehre schlechthin war. Sevilla war damals eine Metropole, da waren die Hauptstädte Burgos, Toledo und Madrid Dörfer dagegen.
Andalusien hat einen Technologiepark, in der Provinz Sevilla steht das stärkste Solarkraftwerk Europas, in Málaga wird Hochgeschwindigkeitszugtechnologie (z.B. der AVE) entwickelt und getestet, Dort entstand auch die erste Zugtankstelle, d.h. der Bremsstrom der einfahrenden Züge wurde vor Jahren an die eZapfsäulen der Innenstadt kostenlos geliefert, um das Elektroauto attraktiv zu machen.
Ansonsten finde ich z.B. Städte wie Málaga oder Sevilla deutlich technologiefreundlicher wie vergleichbare Deutsche Städte. 5G, die Busse haben seit vielen Jahren Wifi, Ampeln, welche die Sekunden bis zum Umschalten anzeigen, Bussanzeigen, welche per GPS die genaue Ankunftszeit in Echtzeit liefern, zahlen mit Handy, Fahrradverleih (5€ im Jahr bei Strecken von jeweils 30 min, dann eindocken!), Scooter, Motoradverlei per App.
Das sind Dinge, die schon seit Jahren die Regel sind, während man dort in Deutschland mit SMS eine Nummer fürs Schloss bekam, Wifi nicht öffentlich gemacht werden durfte (Störerhaftung), Busse die Fahrplanankunft anzeigen (aber nicht Echtzeit), eScooter lange verboten waren und auch nur langsam fahren oder einfach mal auf Google Streetview gesehen. Da ist ganz Spanien bis in den letzten Winkel drin, ja man kann selbst in manche Firmen und Museen per Streetview durchlaufen. In Deutschland ist das auf ein paar Großstädte begrenzt, die auch nur widerwillig und mit ausgeblendeten Teilen.
La Convivencia, also die Sage eines friedvollen Miteinanders auf Augenhöhe zwischen Muslimen, Christen und Juden in Spanien, war und ist nur ein Mythos; es gab sie nie wirklich, denn alle Nicht-Muslime, soweit sie Christen oder Juden waren, mussten unter muslimischer Herrschaft die Pflichtabgaben der dhimmi entrichten; taten sie das nicht, wurden sie ermordet oder versklavt.
Die hier angesprochene Thematik ist wirklich sicherlich das spannendste Thema, wenn man aus der Geschichte etwas für die Gegenwart lernen will.
Ich meine Fortschritte während der glorreichen Zeiten Andalusiens :)