Bei der Arbeit ungerecht behandelt? Wie ansprechen?
Ich habe 2018 eine Ausbildung begonnen und diese erfolgreich abgeschlossen. Zu meiner Freude wurde ich auch direkt übernommen und konnte so quasi nahtlos weiterarbeiten.
Als mir mein Chef die Übernahme mitteilte, versicherte er mir, dass ich mit meiner Kollegin gleichgestellt bin. Ich habe mit meiner Kollegin ein sehr gutes Verhältnis und wir arbeiten wirklich Hand in Hand. Wir verstehen uns menschlich sehr gut, haben oft die gleiche Meinung, helfen uns gegenseitig und wir lachen viel zusammen im Büro (trotz 20 Jahre Altersunterschied).
Ich habe an sich "nur" einen Bürojob, der mir Spaß macht. Ich bekomme fast jede Woche positives Feedback von unseren Kunden, was leider bei meinem AG nicht ankommt.
Mein Problem besteht nun darin, dass ich von meinem Chef und erst recht von meinem Produktionsleiter (PL) unfair behandelt werde. (Der PL und mein Chef sind gut befreundet und reden sich gegenseitig alles schön.) Ich helfe ab und zu (auch gerne) bei uns in der Produktion aus, aber nur wenn ich die Zeit dafür habe und im Büro wirklich nichts zu tun ist. Irgendwie hat es sich eingeschlichen, dass ich jetzt alles abbekomme, was die beiden nicht machen wollen.
Zum Beispiel muss ich mich ständig um Wareneingang und -ausgang kümmern, obwohl es nicht mein Job ist. Ich bekomme Sonderaufgaben, meine Kollegin darf auch ins Homeoffice, wann sie möchte und und und. Mir wurde Homeoffice noch nicht einmal angeboten.
Mein PL und ich haben ein eher angespanntes Verhältnis, außer meine Kollegin hat Urlaub, dann läuft es richtig gut zwischen uns
Wenn ich dann mal "nein" sage, weil ich gerade anderes zu tun habe, werde ich angeguckt wie ein Reh im Scheinwerferlicht, und dann heißt es nur ich muss meine Aufgaben besser priorisieren. Das gipfelte jetzt darin, dass mein PL einen Termin angesetzt hat für ihn, meinen Chef und mich. Thema: Aufgabenverteilung/Priorisierung.
Ich habe dann meine Kollegin im Homeoffice angerufen, sie ist dann aus allen Wolken gefallen. Sie ist selbst der Meinung, dass ich im Vergleich zu ihr unfair und auch respektlos behandelt werde und es dadurch auch mal zu kleineren Konflikten kommt (weil ich halt mal "nein" sage). Ich habe selbst immer noch das Gefühl als Azubi behandelt zu werden.
Ich habe zum Glück jetzt 2 Wochen Urlaub, direkt an meinem ersten Tag ist das Gespräch. Wie kann ich so ein Gespräch reingehen? Wie verhalte ich mich am besten?
Von meiner Kollegin gab es den Tipp, dass ich alles offen ansprechen soll. Wie ich es sehe, wie es mir damit geht und so weiter.
Ich habe ehrlicherweise Angst davor, da ich wie gesagt mit Anfang 20 der Jüngste im Unternehmen bin und meine Kollegen alle mindestens 15 Jahre älter sind. Gerade mein Chef und mein PL machen jetzt nicht Eindruck, dass sie auf mich eingehen werden.
Und ja, kündigen ist eine Option für mich, sofern ich was Neues habe.
Hast du das freiwillig gemacht mit dem Aushelfen ?
Naja während der Ausbildung und Corona war nicht viel zu tun, da haben ich gefühlt alles im Unternehmen gemacht. Da ich nicht in Kurzarbeit durfte, musste ich beschäftigt werden.
Und hast vergessen es wieder zurückzufahren, oder ?
Es wurde irgendwie zum Selbstbräuner. Mein PL hat dich sämtliche Arbeiten gekrallt und wild verteilt. Er ist im Kolleginum sehr unbeliebt
5 Antworten
Dass Du anders behandelt wirst als Mitarbeitende, die älter und deutlich länger im Betrieb sind, ist fast normal.
Es ist zumutbar, dass Du als Bürokraft den Wareneingang und -ausgang bearbeitest. Der Arbeitgeber hat im Rahmen seines Direktionsrechts weitreichende Befugnisse, wenn es um die Zuteilung von Arbeit geht.
Wenn es wieder dazu kommt, dass Du in der Produktion mitarbeiten sollst, würde ich das zum Anlass nehmen, danach mit Deinem Chef darüber zu sprechen, dass Du diese Arbeit möglichst nicht mehr machen möchtest.
Ich rate Dir von einer Art Generalabrechnung mit dem Chef ab. Auch Vergleiche mit anderen KollegInnen ("die muss das auch nicht") sind nicht ratsam. Erpressungen ("ich kündige, wenn nicht...") sind toxisch.
Naja dennoch finde ich, dass man gleichgestellte Mitarbeiter, nicht so extrem unterschiedlich behandeln sollte...
Die Geist die ich rief….du hast angefangen Arbeit zu machen die nicht zu deinem Aufgabengebiet gehört…Böse Falle ….jetzt musst du sehen, dass du da wieder rauskommst und deine Arbeit geregelt bekommst. Ich würde die anderen langsam wieder entwöhnen von den Aufgaben die du machst, oder den Chef darauf ansprechen. Jetzt ist man der Meinung du kannst die zusätzliche Arbeit noch machen.
Und was mache ich, wenn ich da nicht rauskomme? Ich befürchte, das die beiden bei dem Gespräch ihren Willen durchsetzen wollen. Ich kann doch nicht einfach aufstehen und gehen?
Das gipfelte jetzt darin, dass mein PL einen Termin angesetzt hat für ihn, meinen Chef und mich. Thema: Aufgabenverteilung/Priorisierung.
Solche Termine können weit besser sein als sie Klingen. Ich hab die gefühlt 1 mal im Jahr wenn wieder mal von Oben mehr Zeug kommt als machbar ist und nach dem Termin ne Legitimation bestimmtes Zeug liegen zu lassen. Mehr Arbeit bedeutet ja nicht das der Arbeitstag plötzlich auch entsprechend mehr Stunden hat.
Sofern du aus dem Termin mit einem Schriftlichen "erst bla dann wenn das erledigt ist blub, melden wenn man dir mehr geben will, liegen lassen wofür keine Zeit ist" raus kommst kann das absolut zu deinem Vorteil sein.
Wenn die wollen das du was anderes machst sollen sie sagen was dafür liegen bleiben darf. Dann wird das halt eben nicht gemacht. Aber mehr als arbeiten kannst du eben nicht. Und wenn wer sich beschwert kannst du dann auf die verweisen. Überstunden sind ja auch keine Lösung zu einem Dauerproblem.
Ich habe selbst immer noch das Gefühl als Azubi behandelt zu werden.
Das ist natürlich ein Risiko und absolut möglich das du den Sprung in deren Kopf noch nicht gemacht hast. Erzwingen kannst du das leider nicht.
Bzgl. Homeoffice usw. wäre das ggf der falsche Termin, würde ich aber mal ansprechen. Geht aber ggf nur wenn man dir nicht permanent irgendwelche "muss anwesend sein" aufgaben zuweist.
Nach meiner Ausbildung habe ich auch ein halbes halbes Jahr in derselben Firma weitergearbeitet. Irgendwann ist es Zeit für einen Wechsel.
Du solltest dich um einen neuen Job bemühen. Somit erweiterst du auch deinen Erfahrungsschatz.
Wer den Kopf senkt, dem kann man auf den Hinterkopf schlagen. Du solltest dem Rat deiner Kollegin folgen und alles offen ansprechen. Wer sich als Sündenbock anbietet, der wird auch als solche benutzt. Auch mit Anfang 20 darf man durchaus auf seine eigenen Vorstellungen und Rechte verweisen. Am Ende sind das nur ein Produktionsleiter und sein Chef.
Wichtig ist vor allem dass man alles ruhig, freundlich und sachlich, aber bestimmt vorbringt.
Findest du, dass ich respektlos behandelt werde, da ich alles abbekomme, obwohl ich selbst mit meiner eigentlichen Arbeit beschhäftigt bin und andere es auch übernehmen könnten
Das könnte man durchaus als respektlos bezeichnen. Die nutzen eben deine Gutmütigkeit aus. Wenn man extra Aufgaben übernimmt, dann muss das auch einen Vorteil bringen.
Ich arbeite da ja wirklich gerne, aber das interne Mitarbeiten ist echt mies. Was mache ich, wenn ihnen meine Meinung egal ist?
Danke für die hilfreiche Antwort. Was ist aber wenn sich mein Aufgabenfeld zu meiner eigentlich gelernten und dafür eingestellten Tätigkeit stark unterscheidet? Darf mein AG das einfach so ändern? (Die Formulierung im Arbeitsvertrag ist sehr schwammig)