Bedeutung der Naheinstellgrenze bei Makro-Objektiven

7 Antworten

Die meisten "richtigen" Macro-Objektive erreichen maximal einen Maßstab von 1:1, d.h. ein in der Natur 1 cm großes Objekt maximal 1 cm groß auf dem Chip abgebildet.

Dieser Maßstab wird exakt bei maximaler Naheinstellung des Objektives erreicht, also dann, wenn du auch dem Objekt am nächsten (z.b. 10 cm) bist. Damit ist also wenig Abstand zwischen dem Objekt und der Frontlinse, was zum Einen manchmal die Lichtführung erschwert (man steht leicht selbst "im Licht" bzw. dem Licht "im Weg"), zum Anderen kleine Tierchen, die man vll. aufnehmen will, verscheucht.

Natürlich MUSS man nicht so nah an das Objekt der fotografischen Wünsche rangehen, ABER DANN wird das Objekt halt auch viel kleiner abgebildet, bei einem Abstand von 20 cm eben nur noch halb so groß etc. Und die "große" Darstellung ist ja gerade das, weshalb man ein Macro-Objektiv verwendet.

Daher gibt es eben für unterschiedliche Anforderungen auch Macro-Objektive in verschiedenen Brennweiten ("Echte" Macro-Zooms sind sehr selten (ich kenne nur 2), häufiger werden allerdings -meist eher niedrigpreisige- Zoomobjektive mit der Zusatzbezeichnung "Macro" versehen, obwohl die meisten nicht über einen max. Maßstab von 3:1 hinauskommen)

Verbreitet sind etwa die Bereiche:

  • 50/60mm (hier interessant das lichtstarke 2.0/60mm von Tamron),

  • ca 100mm (häufig sind 90mm, 100mm oder auch 105mm)

  • 150 - 180mm (selten 200mm)

Je größer die Brennweite, umso größer ist in der Regel auch die Nahgrenze, d.h. der Abstand von Frontlinse zum (scharf dargestellten) Objekt bei maximaler Größe (meist eben 1:1).

Und größerer Abstand heißt im Zweifel halt auch, dass du das Tierchen ablichten kannst, BEVOR es geflüchtet ist ;)

Aber: bei längerer Brennweite ist natürlich auch die Gefahr des Verwackelns größer, insbesondere wenn man ohne (oder mit einem schlechten) Stativ arbeitet.


JezzyH 
Beitragsersteller
 05.04.2014, 13:53

Hallo, danke für die ausführliche Antwort (:

Ich hatte eigentlich erst das von dir genannte Tamron 2,0/60mm im Auge, da ich aber bevorzugt Bienen, Schmetterlinge u.ä. ablichte, wurd mir gesagt, dass die Brennweite zu kurz ist...was ich mit den 55mm des Kit-Objektivs schon merke, da kommt man auch nie näher als 30-40cm ran....

also liegt mein Fokus jetzt auf dem Tamron 2,6/90mm, dessen Brennweite laut einigen Quellen besser für Insekten geeignet ist. Da hat mich jetzt nur wieder die Sache mit der Naheinstellgrenze verwirrt, da ich einerseits oft gelesen habe, dass kurze Naheinstellgrenzen wie 10cm erstrebenswert sind, andererseits klang es, als seien Grenzen von z.B. 30cm besser wegen der Fluchtdistanz..

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Hallo!

Eines gleich vorweg, um allen Missverständnissen vorzubeugen:

Die Naheinstellgrenze definiert immer die Entfernung zw. Objekt und Film- bzw. Chip-Ebene!

Das bedeutet, ich habe in dieser Distanz auch noch das Objektiv und teilweise das Kamera-Body abzuziehen, um mir klar zu werden, wie viel "Freiraum" ich zw. Objekt und Linse habe.

Und dass ist dann wesentlich weniger, als die angegebene Naheinstellgrenze.

Und da beginnen die eigentlichen Probleme, da ich bei einem eher weitwinkeligen Objektiv mir quasi selber im Weg bin (Licht) und sehr nahe am Objekt.

Bei "beweglichen" Objekten, muss nicht ein Tier sein, kann auch eine Grashalm im leichten Wind sein, bekomme ich es nicht scharf, da auf Grund der kurzen Naheinstellgrenze auch die Schärfentiefe sehr gering ist (offene Blende).

Ein Abblenden, um die Schärfentiefe zu vergrössern, bedingt aber wieder eine längere Belichtungszeit, ist also kontraproduktiv.

Zu deiner Frage, dass du ja mit einem Makro-Objektiv auch weiter zurück gehen kannst, ist so nicht zu beantworten.

Jein! Ein Makroobjektiv ist für den Nahbereich oder sagen wir, für den Abbildungsmassstab 1:1 optimiert. Und dieser Abbildungsmassstab kann eben nur in der Naheinstellgrenze erreicht werden.

Gehe ich nun weiter zurück mit dem Objektiv, dann verlasse ich den Makrobereich - das heisst, ich komme in einen Bereich, in dem ich nicht mehr fokussieren kann, bis ich in die Naheinstellgrenze des "Normal"-Objektivs komme. Das hat aber dann mit Makro nichts mehr zu tun.

Ich persönlich verwende ein altes Canon Makroobjektiv (100 mm) mit Adapter an einer Digitalkamera und habe dadurch eine Brennweitenverdoppelung (200 mm) mit der Naheinstellgrenze eines 100 mm Makroobjektivs. Also sehr guter Vergrösserungsfaktor!

Dass die elektronischen Helferlein dabei nicht funktionieren, ist mir egal. Fokussiert wird per Hand, Blende ist offen und Belichtungszeit macht das Body.

Sehr gutes (stabiles) Stativ ist dabei angeraten oder bei gutem Licht eine ruhige Hand und Abstützung. Ist aber extrem anstrengend, vergleichbar dem Sportschiessen.

LG Bernd

Ganz einfach bei 1m Abstand hast du zB 60cm x 40cm aus der realen Welt im Bild. Den 1,5 x 2cm großen Käfer kannst du dann in dem Bild suchen...

Aus 10cm Abstand hast du dann zB 3cm x 2cm aus der realen Welt im Bild und der Käfer ist prominent und groß abgebildet... Außerdem kauft man kein 300 - 1000 EUR teures Makro-Objektiv um dann aus so großer Entfernung zu fotografieren.

Bei Insekten bieten sich Makro-Objektive ab 100mm bis zu 200mm an. Mit denen kannst du jeweils 1:1 erreichen aber bei 100mm aus ca. 30cm Abstand und bei 180mm aus ca. 50cm Abstand!


JezzyH 
Beitragsersteller
 05.04.2014, 17:55

Danke, Markus, wie immer (: Sprich, das Tamron 2,6/90mm ist doch eine gute Wahl für mich.

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mbauer588  06.04.2014, 16:40
@JezzyH

90er Tammi oder 100er Tokina oder 105er Sigma... Die sind alle drei 1A und preislich bis auf +- 40 EUR am gleichen Niveau...

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Hallo, Nahstellgrenze = Abstand Motiv - Sensor-/ Filmlage. An der der Nahstellgrenze hast Du den größten Abbildungsmaßstab, erhöhst Du den Abstand verkleinert sich der Abbildungsmaßstab, das ist bei jedem Objektiv so, nur das Makrofotografie einen Abbildungsmaßstab von größer als 1:4 hat und die meisten Makroobjektive einen Abbildungsmaßstab von 1:1 besitzen. Auch wenn Du nicht immer die 1:1 erreichst hat das Makroobjektiv den Vorteil das es im Nahbereich besser korrigiert ist als ein Normalobjtiv.

Genau so wichtig wie das richtige Objektiv ist die richtige Vorgehensweise bei Insekten. Auch wenn Dein Eindringen in ihr Habitat die meisten erstmal verscheucht, haben Insekten keine Fluchtdistanz im eigentlichen Sinne, da sie uns nicht als Fressfeinde sehen.

Theoretisch ist jede Brennweite geeignet, nur je länger desto einfacher wird's.

Makro definiert sich als 1:1 Abbildung des Objekts auf dem Chip, und das erreicht man eben nur, wenn man möglichst dicht dran ist. Nachdem Makro-Objektive in der Regel auch Festbrennweiten sind, ist Zoomen nicht drin. Lichte ich also ein Insekt aus einem Meter Abstand ab, hab ich auch kein Makro mehr. Alles soviel einfacher, wenn man Pflanzenmakros macht, die hauen in der Regel nicht ab. ;)

Wer Insekten-Makros machen will, besorgt sich in der Regel auch ein Objektiv mit einer größeren Brennweite, bei dem er nicht ganz so dicht ranmuss.


JezzyH 
Beitragsersteller
 04.04.2014, 23:50

ja, das ist mir klar, ich meinte doch nur, dass ich z.B. mit dem TAmron 90mm Makro mit 10cm Naheinstellgrenze (gemessen von Objektiv bis Objekt) doch auch z.B. 20cm weggehen kann- während ich mit einem Objektiv mit 30 cm Grenze nicht 10cm nah ran kann.

Die geringe Grenze von 10cm ist doch also eigentlicht NICHT nachteilhaft, oder? Weil man flexibler ist?

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Jerne79  05.04.2014, 02:24
@JezzyH

Man kann halt nur an dieser Naheinstellgrenze echte Makros (1:1) produzieren. Geht man weiter weg, um das Viechzeug nicht zu verscheuchen, wird es eben kleiner abgebildet. Darüber KANN man jammern, muss man aber nicht zwingend. ;)

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ExusuAndreas  05.04.2014, 00:06

Nikon AF D 70-180 ED Micro Zoom, wird leider nicht mehr gebaut doch immer noch erste Wahl.

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