Bachelor, Meister, studieren?

5 Antworten

Dass ein Meister 1:1 wie ein Studienabschluss ist, geht gar nicht. Was man in dualer Ausbildung und Meisterschule lernt, ist was komplett anderes als die Lehrinhalte in einem Studium!

Aber es gibt eine Eingruppierung, welcher Ausbildungsstand auf welchem Niveau ist; welcher Abschluss ein höheres und welcher ein niedrigeres Niveau hat. Völlig unabhängig davon, was genau die Inhalte waren; also eine Liste, die z.B. sagt dass eine 2-jährige Berufsausbildung gleichwertig ist mit einem Realschulabschluss und dass ein Abitur ein höheres Niveau hat... dass ein Bachelor in Maschinenbau auf dem gleichen Rang steht wie ein Bachelor in Politikwissenschaften und dass ein Master in Physik ein höheres Niveau ist... So kann man es unabhängig vom Fachgebiet vergleichbar machen, wie hoch der Ausbildungsstand eines Menschen ist. Das ist im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) aufgeführt.

Und da sind z.B. IHK-geprüfte Betriebswirte, Fachwirte und Industriemeister, aber auch Meister in handwerklichen Berufen, in das Niveau 6 eingruppiert. Gleichrangig mit Bachelorabschlüssen. Für den englischen Sprachgebrauch können sich entsprechende Personen auch mit dem Titel "Bachelor Professional" zieren (eine Bezeichnung, die ein Hochschulabsolvent ziemlich lächerlich findet).

Keiner sagt, dass ein Industriemeister dasselbe kann wie ein Akademiker! Wie gesagt, die haben beide komplett unterschiedliche Inhalte gelernt. Aber der Bildungsstand ist auf vergleichbarem Niveau.

Wenn ich einen Meister in der Chemie mache, was ist das wert?

Was eine Arbeitsstelle angeht, könnte sich der Arbeitgeber überlegen ob er eine höhere Position lieber mit einem Industriemeister oder mit einem Bachelorabsolventen besetzt. Ist wie gesagt dieselbe Stufe. Wenn der Arbeitgeber an der Stelle lieber einen erfahrenen Praktiker möchte, ist der Industriemeister die bessere Wahl und wenn er jemanden braucht, der wissenschaftliche Denk- und Arbeitsweisen erlernt hat, wird er sich eher für den Akademiker entscheiden.

Dadurch, dass der Industriemeister auf dem gleichen Niveau ist wie ein Bachelor, qualifiziert er theoretisch genauso zu einem Masterstudium. Allerdings wird beim Zugang zum Masterstudium immer auch geprüft, ob der Bewerber eine passende fachliche Grundlage für dieses besitzt - und das schließt natürlich nebst einer Palette an theoretischem Wissen auch das Wissen ein, wie man wissenschaftlich arbeitet.

Und wenn es so ist, kann ich danach chemiker werden?

Solche Bezeichnungen wie "Chemiker" oder "Physiker" oder "Biologe" sind nicht geschützt, d.h. es besteht durchaus Interpretationsspielraum was darunter zu verstehen ist. Im Allgemeinen werden darunter aber Wissenschaftler der betreffenden Fachrichtungen verstanden. Also Leute, die entweder aktiv Wissenschaft betreiben oder wenigstens die grundlegenden wissenschaftlichen Arbeitsweisen erlernt und auch mal angewendet haben. Kurzum: Leute, die das Fachgebiet studiert haben.

Die verschiedenen Ausbildungszweige der Chemie bereiten auf völlig verschiedene Positionen vor, daher ist hier eine Wertung nicht zielführend. Ein Chemiker weiß wie es geht und überwacht den Prozess, ein ausgebildeter Arbeiter führt die Arbeit aus. Beides ist wichtig.

Die verschiedenen Etappen sind für den Arbeiter:

- Ausbildung

- Meister

Und für den Chemiker:

- Bachelor (Vordiplom)

- Master (Diplom)

- Promotion

Offiziell ist ein Meister dem Bachelor "gleichgestellt". Da man mit einem Bachelor aber noch kein voll ausgebildeter Chemiker ist (dafür braucht es mindestens den Master, eher noch die Promotion), ist dieser eher mit einem überqualifizierten Ausgebildeten zu vergleichen. Dennoch ist der Bachelor die Vorraussetzung für das Master-Studium. Sie können mit einem Meister den Bachelor daher nicht einfach überspringen. Das liegt daran, dass das Chemiestudium eben nicht zum Arbeiter, sondern zum Wissenschaftler ausbildet und im Bachelor theoretische Grundlagen auf einem Niveau gelehrt werden, welches so in der Ausbildung nicht vorkommt.

Wenn Sie als Meister Chemiker werden wollen, müssen Sie also zuerst den Bachelor angehen. Unter Umständen kann der Meister dabei als Fachhochschulreife gelten, d.h. Sie können das Chemiestudium dann ohne Abitur beginnen.

Einen Meisterabschluss macht man in einem handwerklichen Beruf. Durch den Meister weist man einerseits erweitererte fachliche Qualifikationen nach, aber ebenso wichtig, man weist nach, dass man auch in der Lage ist, in diesem Beruf einen Betrieb zu führen und andere Menschen aus diesem Beruf fachlich anzuleiten und die Arbeit sicher umzusetzen. Daher gibt es in manchen Berufen sogar die Pflicht einen Meister zu machen, sofern man in dieser Branche einen eigenen Betrieb führen oder Menschen ausbilden will.

Das Studium ist etwas anderes. Vereinfacht gesagt, beweist ein Bachelorstudium, dass du in der Lage bist, komplexe Sachverhalte eines Fachgebietes zu verstehen und auf konkrete Fragestellungen zu deren Lösung anzuwenden.

Das Masterstudium ist dann i.d.R. die etwas erweiterte Form, in der man nicht nur bestehendes Wissen quasi rekonfiguriert anweden, sondern selbst durch wissenschaftliche Methoden neues Wissen generieren kann, indem man sich Fragestellungen des Fachgebietes auf systematische Weise nähert.

Wichtig zu bedenken ist, dass der Begriff Meister in Deutschland vor allem ein Qualitätssiegel ist. Selbst wenn ein Meister einem Bachelorstudium gleichgesetzt wäre, was es nicht ist, würden wahrscheinlich viele sich nicht Bachelor nennen, da der Meister im Handwerk einfach das ultimative Niveau in der Qualität ist. Das ist zumindest die kulturelle Bedeutung dieses Berufsranges.

Konkret zu deiner Frage: Man kann keinen Meister in Chemie machen. Man kann, wenn überhaupt, einen Meister in einem handwerklichen Chemie-Beruf machen, allerdings ist mir momentan kein solcher Beruf bekannt. Chemielabranten bspw. werden von der IHK geprüft, nicht von der Handwerkskammer.

Du kannst allerdings ein Bachelor- und Masterstudium in Chemie machen und dann Chemiker werden. Allerdings sind Chemiker nicht sehr gefragt am Arbeitsmarkt. Etwas mit mehr praktischem Bezug wäre wichtig.


RedPanther  16.08.2024, 19:41

Ich denke, er meint den "geprüften Industriemeister" in der Fachrichtung Chemie. Der sich übrigens laut DQR tatsächlich als "Bachelor Professional" übersetzen lässt und auf demselben Niveau steht wie ein akademischer Bachelorabschluss.

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Nein, ein Meister ist kein Studienabschluss.

Ich vermute, du meinst einen Master, nicht einen Meister. Einen Master kannst du erst anstreben, wenn du einen passenden Bachelor hast. Der Bachelor ist der grundständige Hochschulabschluss, der Master ist ein weiterführender. Letzterer qualifiziert zum Promotionsstudium.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Postdoc / Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Hallooo128l2 
Beitragsersteller
 16.08.2024, 17:52

Ich habe gelesen das wenn ich den Chemie Meister mache, also Weiterbildung im Job, das das dann wie ein Bachelor ist

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Adomox  16.08.2024, 17:53
@Hallooo128l2

Das kann ich dir nicht beantworten, da ich mich in Sachen Meister nicht auskenne.

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pchem  16.08.2024, 21:18
@Hallooo128l2

Ein Meister ist dem Bachelor gemäß dem Deutschen Qualifikationsrahmen gleichgestellt. D.h. aber nicht, dass Sie einen Bachelor der Chemie besitzen, wenn Sie einen Meister in einem chemischen Beruf erlangt haben. Der Meister ersetzt kein Studium.

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