Azubi wird geschlagen und findet es gut?
Ich war letzte Woche im Urlaub und habe da einen gleichaltrigen Typ kennengelernt und mich mit ihm über Ausbildung unterhalten. Er macht eine Ausbildung als forstarbeiter oder wie es genau heißt. Jedenfalls ist der Beruf an sich sehr hart. Doch er erzählte mir immer stolz wie hart sie arbeiten und dass er richtig handwerklich arbeite und nicht so wie andere. Und sein Meister wird wohl des öfteren handgreiflich wenn die Azubis dort fehler machen. Also der schlägt dann wohl richtig zu mit einem Ast sogar. (das ist kein Scherz, das meinte der wirklich ernst). Er redete fast 1,5 Stunden immer vom Beruf und jeder 3. Satz begann auch immer mit "mein Meister hat....". Es klang immer so, als ob er sich quasi über seinen Meister identifiziere oder profiliere. Nun zurück : jedenfalls sei es dort üblich, dass man dort als Azubi geschlagen wird. Und er selbst sieht das so :"ich finde es ok, was will man so einem entgegen haben, der 20 Jahre diese Arbeit schon macht und sich auskennt?". Ich habe ihm gesagt, dass ich total geschockt bin und mir das nicht gefallen lassen würde. Da meinte er, dass man da einmal aufmuckt und man dann gemobbt wird. Folgende Aussage von ihm" muck da einmal auf gegen deinen Meister und der f**kt dich so, dass du am Abend weinend aus dem Wald läufst ". Und anscheinend kann man gegen das ganze gar nix machen oder sich beschweren, da die in allen Ebenen zusammen arbeiten und das unterm Teppich verschwinden würde. Ich finde es echt krass, dass es sowas noch gibt. Wie kann es nur sowas geben?! Und vorallem, wie kann man damit noch quasi indirekt damit "prahlen" und ständig stolz von "mein Meister" und dem Job erzählen?
9 Antworten
Es ist nicht üblich geschlagen zu werden. Ich würde diesem Jungen raten, sich einen neuen Ausbildungsbetrieb zu suchen. Körperliche Gewalt ist nirgends im Leben angebracht egal ob in der Lehre oder in der Familie usw.
Dass er sich deshalb so stolz fühlt könnte daran liegen, dass er nichts anderes kennt bzw nichts anderen erreicht hat. er bekommt eingetrichtert, dass er was besseres ist, wenn er hart arbeitet und andere unterdrückt.
Allein die aussage, dass er hart arbeitet "und nicht so wie in anderen Berufen" Klingt schon sehr als wäre es ihm eingetrichtert worden!
Auch andere Berufe sind hart. Frag mal eine Kellnerin, oder einen Bauarbeiter im Straßenbau. Dann geh mal zu jemanden der in einem Autohaus in der Werkstatt arbeitet.
Dann andersrum: Frag mal einen Menschen im Büro, der den ganzen Tag DENKEN muss, auch das kann verdammt anstrengend sein. Ich habe da eine gute Mischung von allem und ich kann dir sagen jeder Beruf hat so seine anstrengenden Momente!
Jetzt ist dein Kopf gefragt. Bist du bereit den Kontakt zu halten und ihn dabei zu unterstützen einen neuen Lehrbereich zu suchen. oder denkst du eher ohje der hat Probleme das ist nicht so mein Ding, dann solltest du tatsächlich den Kontakt abbrechen, sonst würdest du dir wohl mehr schaden als nützen. (es ist nicht schlimm auf sich selbst zu achten)
Im Grunde ist es ganz leicht.
Manche Menschen wachsen so auf und kennen das nicht anders, der "Meister" hat in seinem Leben eine unantastbare Rolle.
Ähnlich verhält ers sich bei Sekten.
Sie sind in einer Art Tunnel und trauen sich gar nicht an etwas anderes zu denken, bzw. ihre eigenen Schlüsse zu ziehen.
Blödes Beispiel, aber letztens war hier doch auch die Frau, die schrieb, ihr Partner vermöbele sie im Streit oft nach Strich und Faden.. aber er liebe sie ja sehr und sie sei eigentlich sooo glücklich mit ihm ihm.
Da denkste dann auch: öhm.. jaa.
Und nb: tatsächlich gibt es grad im Handwerk hin und wieder solche Fälle.. aber das heisst nicht, dass es okay ist, handgreiflich gegen Azubi zu werden. Kenne so was auch von einer Kollegin, die von ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau erzählte.. Ausbilder hat ihr mehrfach Geschirr ins Gesicht geworfen bzw. einmal einen knallheißen Topf ohne Topflappen o.ä. in die Hand gedrückt.
Solche Leute gehören angezeigt.
Ich denke mal, der hat dir eine Story erzählt, um sich wichtig zu tun und Aufmerksamkeit zu bekommen.
Vermutlich redet er sich seine unwürdige Sitution nur schön, um es irgendwie auszuhalten oder er ist katholisch und hat dem Papst zugehört.
Fakt ist: es gibt kein würdevolles Schlagen und damit auch kein würdevolles Geschlagenwerden.
Diese Idealisierung seines Meisters hat schon krankhafte Züge.Wenn Du ihn noch einmal triffst, dann rate ihm zu einer Therapie.